4j.-K_^2. ).
In der
Musikalienhandlung
„’n Operntext möcht' ich I"
„Wozu ?"
„Meine Mutter will ins
Theater gehen!"
Anders gemeint
„Mein Bräutigam ist doppelt
so alt als ich; aber findest du
nicht, daß er jünger aus-
sieht?"
„Bestimmt sieht er jünger
aus als du!"
Verrat
Bimmer kam vom Angeln
heim. Bimmer frohlockte: „Rate
einmal, Emma, was ich heute
gefangen habe!"
„Nun," lächelte Frau Bim-
mer, „einen Lecht, vier Pfund
schwer!"
Bimmer war fassungslos:
„Woher weißt du das? Kannst
du hellsehen?"
Sagte Frau Bimmer: „Nein,
aber der Fischhändler hatte vor-
hin angerufen, er hätte ver-
gessen, wie schwer der Lecht
sein sollte!"
Touristen verstiegen. Einen Tag und zwei Nächte haben sie
dort zubringen müssen, ehe sie gerettet wurden."
„Schrecklich! Nachtzeug hatten sie jedenfalls nicht mit!"
Der mißverstandene
Theaterbesucher
„Wir müssen uns kennen! Ich
glaube von den,Lustigen WeiberM
her, wo wir mal nebeneinander
saßen?" — „In solchen Lokalen
verkehre ich nicht!"
Äankmar und Lotte haben
einmal eine Lochzeit mitmachen
dürfen.
Am nächsten Tag kommt
Dankmar zur Mama gelaufen.
„Du, Mammi, Lotte ist so
ungezogen."
„So? Was macht sie denn?"
„Sie will nicht Ja sagen."
„Was spielt ihr denn?"
„Lochzeit."
Druckfehler
Der Vorschlag des Bürger-
meisters, das Rathaus von
Grund auf zu renovieren, fand
in der Magistratssitzung eine sehr
baufällige Aufnahme.
Labe noch echte westfälische
Mettwurst abzugeben, solange
der Vorrat riecht. Knödlseder,
Metzgermeister.
Ein Empfehlungsschreiben V°» Peter R°bins°n
Man schrieb das Jahr — — so fangen oft historische Romane
oder aus Chroniken geschöpfte Berichte oder Darstellungen kultur-
geschichtlichen Inhalts einigermaßen feierlich an. Am dergleichen —
man möge vollkommen beruhigt sein! — handelt es sich hier nicht,
nur um eine kleine Geschichte. Da es bei ihr aber aus einige in der
Zeit liegende Amstände ankommt, muß doch bemerkt werden: Man
schrieb das Jahr 1908 nach Christi Geburt.
Damals gab es in vielen Läufern noch die gute Stube. In
solchem Prachtgemach wurden aufbewahrt, denn hauptsächlich dazu
und kaum zur Benutzung schienen sie angeschafft worden zu sein:
die sogenannte Garnitur, bestehend aus Plüschsofa und -fesseln, ver-
ziert durch Quasten und Troddeln, mit denen in Verlegenheitspausen
der Anterhaltung gespielt werden konnte, unbequeme aber großartige
Stühle, eine Vitrine, ein Vertikow und vor allem der mächtige
Spiegel, der „Trumeau", der gegen seinen gänzlich unbegründeten
Aufenthalt in diesem Raum gewöhnlich damit protestierte, daß er
Gesichter in etwas grünlicher Färbung widerspiegelte. Auf dem von
den Plüschsesseln umgebenen Tisch lagen in der Regel einige Pracht-
werke, die nie jemand ansah, und die fast bei jeder Gelegenheit ange-
sehenen Photographiealben, und in der Mitte stand die oft neckisch
gestaltete Visitenkartenschale. Das Wort Besuchskarte war damals
noch nicht erfunden worden. Die in der Schale im Laus der Jahre
angehäuften Visitenkarten hätten eigentlich in chronologischer Reihen-
folge liegen müssen, die ältesten ganz unten und die neuesten ganz
oben, aber das ließ sich wegen eines jedenfalls im Geheimen unter
den Karten herrschenden Rangstreits nicht machen: die Karten mit
den besseren Namen lagen stets oben und drängten die andern in
die Tiefe zurück.
Einen solchen Salon nun mit solch einer Visttenkarten-
schale besaß auch Fräulein Charlotte Glasner, die im Mai des
20
bereits angegebenen Jahres ihren 52. Geburtstag gefeiert hatte und
seit einem Dutzend Jahren in dem Städtchen Muggenstedt ohne be-
sondere Beschäftigung lebte. Sie hatte sich früher als Erzieherin
hier und dort durchgeschlagen und war dann nach Muggenstedt von
einem vereinsamten Onkel berufen worden, der ihr einige Jahre
später ein angenehmes, mit einer Brauerei erworbenes Vermögen
hinterließ. Sie hätte nun fortziehen können, aber sie blieb in dem
reizlosen Muggenstedt aus einer gewissen Dankbarkeit: die Muggen-
stedter hatten das Bier getrunken, dem sie ihr Geld verdankte, und
darum wollte sie auch bei ihnen die Zinsen dieses Geldes ausgeben.
And zudem hatte sie ja in Muggenstedt in einen Amgangs- und
Bekanntenkreis sich eingelebt.
Von diesem Kreise zeugte der Inhalt der Visitenkartenschale in
Fräulein Charlotte, Glasners guter Stube. Es waren aber auch
Karten aus ihren Iugendjahren dabei, und zu einer war sie durch
einen bloßen Zufall gekommen. Das war in ihrer ersten Stellung
als Erzieherin in einem noblen Lause gewesen. Eines Tages, als
sie mit den beiden ihr anvertrauten Kindern spazieren ging, begeg-
nete ihr ein in jenem Lause verkehrender junger Lerr, der das
Fräulein nur ungefähr, die Kinder aber genau kannte. Die Begeg-
nung war ihm angenehm, denn er war gerade auf dem Wege, der
Dame des Laufes ein Buch zu bringen, hatte es aber eilig und
konnte sich nun den Weg sparen: er gab dem Fräulein das Buch
und dazu, damit sie seinen Namen nicht vergesse, seine Karte. Diese
Karte hatte Fräulein Charlotte Glasner sorglich aufgehoben, ja
ängstlich gehütet, woraus zu schließen ist, daß ihr der junge Lerr
gefallen, ja, daß sie sich vielleicht in eine zarte Schwärmerei für ihn
hineingeträumt hatte-aber selbstverständlich, da sie ja nur eine
kleine Erzieherin war, nach der weisen Regel: „Die Sterne, die be-
gehrt man nicht; man freut sich ihrer Pracht!" Auf der Karte aber
stand: Dr. Waldemar von Brandeis, Regierungsasseffor.
(Fortsetzung Seite 2Z)
In der
Musikalienhandlung
„’n Operntext möcht' ich I"
„Wozu ?"
„Meine Mutter will ins
Theater gehen!"
Anders gemeint
„Mein Bräutigam ist doppelt
so alt als ich; aber findest du
nicht, daß er jünger aus-
sieht?"
„Bestimmt sieht er jünger
aus als du!"
Verrat
Bimmer kam vom Angeln
heim. Bimmer frohlockte: „Rate
einmal, Emma, was ich heute
gefangen habe!"
„Nun," lächelte Frau Bim-
mer, „einen Lecht, vier Pfund
schwer!"
Bimmer war fassungslos:
„Woher weißt du das? Kannst
du hellsehen?"
Sagte Frau Bimmer: „Nein,
aber der Fischhändler hatte vor-
hin angerufen, er hätte ver-
gessen, wie schwer der Lecht
sein sollte!"
Touristen verstiegen. Einen Tag und zwei Nächte haben sie
dort zubringen müssen, ehe sie gerettet wurden."
„Schrecklich! Nachtzeug hatten sie jedenfalls nicht mit!"
Der mißverstandene
Theaterbesucher
„Wir müssen uns kennen! Ich
glaube von den,Lustigen WeiberM
her, wo wir mal nebeneinander
saßen?" — „In solchen Lokalen
verkehre ich nicht!"
Äankmar und Lotte haben
einmal eine Lochzeit mitmachen
dürfen.
Am nächsten Tag kommt
Dankmar zur Mama gelaufen.
„Du, Mammi, Lotte ist so
ungezogen."
„So? Was macht sie denn?"
„Sie will nicht Ja sagen."
„Was spielt ihr denn?"
„Lochzeit."
Druckfehler
Der Vorschlag des Bürger-
meisters, das Rathaus von
Grund auf zu renovieren, fand
in der Magistratssitzung eine sehr
baufällige Aufnahme.
Labe noch echte westfälische
Mettwurst abzugeben, solange
der Vorrat riecht. Knödlseder,
Metzgermeister.
Ein Empfehlungsschreiben V°» Peter R°bins°n
Man schrieb das Jahr — — so fangen oft historische Romane
oder aus Chroniken geschöpfte Berichte oder Darstellungen kultur-
geschichtlichen Inhalts einigermaßen feierlich an. Am dergleichen —
man möge vollkommen beruhigt sein! — handelt es sich hier nicht,
nur um eine kleine Geschichte. Da es bei ihr aber aus einige in der
Zeit liegende Amstände ankommt, muß doch bemerkt werden: Man
schrieb das Jahr 1908 nach Christi Geburt.
Damals gab es in vielen Läufern noch die gute Stube. In
solchem Prachtgemach wurden aufbewahrt, denn hauptsächlich dazu
und kaum zur Benutzung schienen sie angeschafft worden zu sein:
die sogenannte Garnitur, bestehend aus Plüschsofa und -fesseln, ver-
ziert durch Quasten und Troddeln, mit denen in Verlegenheitspausen
der Anterhaltung gespielt werden konnte, unbequeme aber großartige
Stühle, eine Vitrine, ein Vertikow und vor allem der mächtige
Spiegel, der „Trumeau", der gegen seinen gänzlich unbegründeten
Aufenthalt in diesem Raum gewöhnlich damit protestierte, daß er
Gesichter in etwas grünlicher Färbung widerspiegelte. Auf dem von
den Plüschsesseln umgebenen Tisch lagen in der Regel einige Pracht-
werke, die nie jemand ansah, und die fast bei jeder Gelegenheit ange-
sehenen Photographiealben, und in der Mitte stand die oft neckisch
gestaltete Visitenkartenschale. Das Wort Besuchskarte war damals
noch nicht erfunden worden. Die in der Schale im Laus der Jahre
angehäuften Visitenkarten hätten eigentlich in chronologischer Reihen-
folge liegen müssen, die ältesten ganz unten und die neuesten ganz
oben, aber das ließ sich wegen eines jedenfalls im Geheimen unter
den Karten herrschenden Rangstreits nicht machen: die Karten mit
den besseren Namen lagen stets oben und drängten die andern in
die Tiefe zurück.
Einen solchen Salon nun mit solch einer Visttenkarten-
schale besaß auch Fräulein Charlotte Glasner, die im Mai des
20
bereits angegebenen Jahres ihren 52. Geburtstag gefeiert hatte und
seit einem Dutzend Jahren in dem Städtchen Muggenstedt ohne be-
sondere Beschäftigung lebte. Sie hatte sich früher als Erzieherin
hier und dort durchgeschlagen und war dann nach Muggenstedt von
einem vereinsamten Onkel berufen worden, der ihr einige Jahre
später ein angenehmes, mit einer Brauerei erworbenes Vermögen
hinterließ. Sie hätte nun fortziehen können, aber sie blieb in dem
reizlosen Muggenstedt aus einer gewissen Dankbarkeit: die Muggen-
stedter hatten das Bier getrunken, dem sie ihr Geld verdankte, und
darum wollte sie auch bei ihnen die Zinsen dieses Geldes ausgeben.
And zudem hatte sie ja in Muggenstedt in einen Amgangs- und
Bekanntenkreis sich eingelebt.
Von diesem Kreise zeugte der Inhalt der Visitenkartenschale in
Fräulein Charlotte, Glasners guter Stube. Es waren aber auch
Karten aus ihren Iugendjahren dabei, und zu einer war sie durch
einen bloßen Zufall gekommen. Das war in ihrer ersten Stellung
als Erzieherin in einem noblen Lause gewesen. Eines Tages, als
sie mit den beiden ihr anvertrauten Kindern spazieren ging, begeg-
nete ihr ein in jenem Lause verkehrender junger Lerr, der das
Fräulein nur ungefähr, die Kinder aber genau kannte. Die Begeg-
nung war ihm angenehm, denn er war gerade auf dem Wege, der
Dame des Laufes ein Buch zu bringen, hatte es aber eilig und
konnte sich nun den Weg sparen: er gab dem Fräulein das Buch
und dazu, damit sie seinen Namen nicht vergesse, seine Karte. Diese
Karte hatte Fräulein Charlotte Glasner sorglich aufgehoben, ja
ängstlich gehütet, woraus zu schließen ist, daß ihr der junge Lerr
gefallen, ja, daß sie sich vielleicht in eine zarte Schwärmerei für ihn
hineingeträumt hatte-aber selbstverständlich, da sie ja nur eine
kleine Erzieherin war, nach der weisen Regel: „Die Sterne, die be-
gehrt man nicht; man freut sich ihrer Pracht!" Auf der Karte aber
stand: Dr. Waldemar von Brandeis, Regierungsasseffor.
(Fortsetzung Seite 2Z)
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"An der Wand drüben haben sich im vorigen Sommer zwei Touristen verstiegen. ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 189.1938, Nr. 4850, S. 20
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg