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.Mein Schwiegersohn hat von mir 10000 Mark bekommen- Er wollte ein neues Putzmittel erfinden'

'Alles verputzt!




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Katzengeschichte Von Peter Scher

Endlich war das Laus soweit fertig, daß Julian seinen Wunsch-
traum der Erfüllung nahe sah. Franziska hatte zwar in ihrer etwas
kritischen Art noch dies und jenes auszusetzen; aber auch sie mußte
zugeben, daß Julian die Aufgabe, mit wenig Geld ein ansehnliches
Laus hinzustellen, nicht Übel gelöst hatte. Alles war fertig — bis
auf die Fensterbänke, deren Anstrich immer wieder durch die Katzen
in Frage gestellt worden war.

Die beiden Katzen, Plisch und Plumm, sprangen den ganzen Tag
durch die Fenster aus und ein. Sie durften diesen Weg nehmen, es
war immer so gewesen und würde wohl immer so sein müssen. Das
Kunststück, ihnen dieses Recht zu wahren und dennoch die Fenster-
bänke mit Oelfarbe zu streichen, schien unlösbar.

Franziska wurde bei dem bloßen Gedanken, daß dem Kater Plumm
etwas zustoßen könne, blaß wie die Wäsche aus dem Rasen. And
Julian wiederum liebte die Katze Plisch nicht weniger, wenn er auch
beide seit einiger Zeit mit gemischten Gefühlen im Lause sah — eben
wegen der Fensterbänke, die nach Oelfarbe schrien. Ständig gab es
kleine Reibereien zwischen Franziska und Julian — natürlich nicht,
weil sie in der Einöde nur auf sich angewiesen waren und zu wenig
Abwechslung hatten, sondern wegen dieses unerträglichen Zustandes.

Eines Tages hielt es Julian nicht mehr aus, das Laus so un-
fertig zu sehen. Er überpinselte hastig die Fensterbänke und hielt die
Scheiben geschlossen. Aber Plisch und Plumm, die sich gerade im
Lause verborgen gehalten hatten, sprangen auf die frische Oelfarbe
und verdarben alles. Da bekam Julian einen Wutanfall und machte
Franziska Vorwürfe.

Sie sagte wütend: „Dann mußt du sie eben totschießen!"

„Dich möchte ich sehen,
wenn ich es täte!" er-
widerte Julian erbittert,
während er neue Oelfarbe
über die unverschämten
Tupfen strich. Es half
nichts — die Katzen liefen
abermals darüber.

Da konnte Franziska
nicht mehr an sich halten;
sie nahm den Zimmer-
stutzen und rannte auf
die Wiese hinterm Laus.

Julian kam gerade noch
rechtzeitig, um die Tat
zu verhindern.

„Du bist ja wohl ver-
rückt!" sagte er empört.

Aber als er sie in der

Nacht schluchzen hörte, stürzte er wutschnaubend hinaus und schoß
die Katzen tot — alle beide. Es war Mondschein, und die Anglück-
lichen hatten ahnungslos auf dem Dach des Leuschobers musiziert.

So starben Plisch und Plumm einen unrühmlichen Tod. Fran-
ziska und Julian aber fielen einander in die Arme und entsetzten
sich gemeinsam über die Antat.

Am andern Tag kamen Lohmanns aus der Stadt, um das fertige
Laus zu bewundern.

„Alle Wetter — ihr habts geschafft!" sagte Lohmann. „Ihr
lebt hier draußen wie im Paradies."

„Na ja —" sagte Franziska.

„Es geht an —" sagte Julian.

Lohmanns waren erstaunt, die beiden so unlustig, um nicht zu
sagen verhärmt, zu sehen. Julian raffte sich jedoch aus; es lag ihm
einiges daran, den Gästen die Einrichtung des Laufes zu erklären.

„Alles ist mit dem geringsten Aufwand an Kosten gemacht!" sagte
er, „die Eckschränke habe ich aus Bauholzabfall geschnitten. Die
Regale auch."

„Sie sind ja ein Tausendkünstler!" bemerkte Lerr Lohmann.

Anter den Fensterbänken waren ringsum Bücherborde eingebaut,
die Frau Lohmann besonders gefielen.

„Wunderbar!" rief sie entzückt, „alles sitzt!"

„Abfallholz!" sagte Julian in großartiger Laltung. „Man macht
es eben, so gut es geht. Es darf ja nichts kosten."

Frau Lohmann warf ihrem Mann einen Blick zu, der ihn klein
und unbedeutend machte.

„Sie sind ein Genie!" rief sie überschwänglich.

Franziska, die schweigend dabei stand, bekam eine scharfe Linie
um den Mund. „Er hat es dem Tischler

ausgezeichnet," sagte sie,
„der Tischler ist ja so
geschickt."

„Ach so — der Tisch-
ler!" meinte Frau Loh-
mann gedehnt. Lerr Loh-
mann schmunzelte, wurde
etwas größer und weniger
unbedeutend.

Julian machte ein finste-
res Gesicht und nagte an
der Anterlippe.

Als sie in der Küche
Kaffee tranken, bemerkte
Frau Lohmann plötzlich:
„Wo sind denn Plisch und
Plumm?"

Julian und Franziska
sahen aneinander vorbei.

67

„Das Schönste an der Kneippkur ist doch das Barfußlaufen."
„Ach ja, das ruht so aus von den engen Schuhen."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Gut nass"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 189.1938, Nr. 4853, S. 67

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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