Der Man» auf der Bank
sagte: „Was wird der für ein Ge-
sicht mache»,wenn er aufwacht?"
„Das möchten wir auch gerne
wissen!" riefen die drei anderen
wie aus einem Munde.
„Nun, das werden wir
gleich haben!" sagte der Lerr
spöttisch lächelnd und ging zu
dem unentwegten Schläfer hin.
Er tippte ihm mit dem behand-
schuhten Finger an die Brust
und rief: „Le, Mann! Stehen
Sie auf!"
Der Schläfer rührte sich
nicht.
Der Lerr schien dadurch ge-
reizt zu werden, während der
Dicke alle Mühe hatte, sein
Lachen zu verbeißen,um nicht vor-
zeitig loszuplatzen. „Le,Mannl"
rief der lange Lerr jetzt lauter,
„so stehen Sie doch auf!"
Jetzt hatte der Mann auf
der Bank gehört, riß die Augen
auf, hob seinen Lut auf, der
hinter die Bank gefallen war,
streckte die Arme, gähnte mit
Macht und besah sich dabei die
erwartungsvollen Leute vor ihm.
Ein freundliches Lächeln ver-
klärte sein Gesicht. „Guten
Morgen!" sagte er und hob
ein wenig den Lut. Dann langte
er nach seiner Aktentasche, die
neben ihm lag, griff nach dem
Schild „Frisch gestrichen!" steckte
es in die Aktentasche, stand auf,
grüßte freundlich und ging lang-
samen Schrittes von dannen...
Er war schon ein gut Stück
fort, als endlich die runde Dame
als erste die Sprache wieder-
fand und empört ausrief: „Nein,
so eine Frechheit! Nein, hat
man eine solche Frechheit schon
erlebt!"
„Nein, eine solche Frechheit,"
riefen die Damen und Lerren,
denen ein so billiges Vergnügen
der Schadenfreude entgangen war, im Chor aus. Das hatten sie noch
niemals erlebt. . .!
Ich ging hinter dem Spaßvogel her, und ich sah es seinem Rücken
an, welche reine Freude er empfand . . .
Die mißtrauische Freundin
„Der Lerr gegenüber gibt mir fortwährend Zeichen, daß er mit
mir ausgehen möchte! Wie denkst du darüber?"
„Laß dich warnen; es könnten Anführungszeichen sein!"
Beurteilung
Drollig hat eine reiche Frau geheiratet.
„Was sagst du?" fragt er seinen Freund Mohnschneider, „was
sagst du zu ihrem Aeußeren?"
„Zu ihrem Aeußeren?" fragt Mohnschneider. „Lm, das ist schon
das Alleräußerste, mein Lieber."
„Ein bißchen Kölnisch Wasser, Lerr Wachtmeister?"
Ausweg
Er: „Ein Drittel meines Ge-
halts brauchst du für deine Toi-
lette! Das geht nicht so weiter!"
Sie: „Finde ich auch, Max;
du mußt dich nach einem Neben-
erwerb umsehen!"
Bedenken
„Aeberflüssig, wegen dieser
Kleinigkeit den alten Sanitäts-
rat zu bemühen! Ich behandle
mich selbst!"
„Aber Lerr Doktor, was
werden die Leute denken . . .
Sie sind doch Tierarzt!"
Ausnahme
„Sie kommen mir bekannt
vor! Trugen Sie nicht früher
einen Vollbart?"
„Einmal allerdings!"
„Wann war das?" — „Vor
Jahren auf einem Maskenball!"
Fernruf
„Lallo! Wer dort?"
„Lier Melzich!"
„Wer dort?"
„Lier Melzich!"
„Ja. wer meld' sich denn
eigentlich? Sagen Sie doch
endlich Ihren Namen!"
Gute Konstitution
Sehr geehrter Lerr Doktor!
Zu meiner größten Ver-
wundernng haben Sie mir eine
Rechnung geschickt. — Wäh-
rend meiner Krankheit hatten
Sie vor Zeugen folgende Er-
klärung abgegeben: „Wenn der
Kranke wieder gesund wird,
verdankt er das nicht mir, son
dern allein seiner guten Kon-
stitution." Sie werden ver-
stehe», daß ich demgemäß den
von Ihnen geforderten Betrag
meiner guten Konstitution gut-
geschrieben habe.
Neue Pflichten
Emil Blaumeier — seine Firma und die Branche interessieren
hier nicht — kommt zu dem Graphologen Bellman». Er will sich
beschweren, er muß ihm seine Anzufriedenheit ausdrücken. „Vor
einem halben Jahre suchte ich eine Sekretärin. Ein Bewerbungs-
schreiben, das mir besonders gefiel, habe ich Ihnen zur Beurteilung
der Landschrift vorgelegt. Ihr Arteil lautete günstig. Besonders
gefallen hat mir der Satz: ,Von großem Eifer für übernommene
Pflichten/ Darauf habe ich mich verlassen. And jetzt habe ich den
Salat."
Der Graphologe Bellmann kann das nicht verstehen. „Ich irre
mich doch sonst nicht. Lat sie sich denn gar nicht pflichteifrig gezeigt?"
„Anfangs schon — im Geschäft. Aber jetzt-ich sage Ihnen:
drunter und drüber geht es in meinem Laushalt."
„Ja, was hat denn Ihre Sekretärin mit dem Laushalt zu tun?"
Da seufzt Emil Blaumeier: „Ich habe sie vor vier Wochen
geheiratet."
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sagte: „Was wird der für ein Ge-
sicht mache»,wenn er aufwacht?"
„Das möchten wir auch gerne
wissen!" riefen die drei anderen
wie aus einem Munde.
„Nun, das werden wir
gleich haben!" sagte der Lerr
spöttisch lächelnd und ging zu
dem unentwegten Schläfer hin.
Er tippte ihm mit dem behand-
schuhten Finger an die Brust
und rief: „Le, Mann! Stehen
Sie auf!"
Der Schläfer rührte sich
nicht.
Der Lerr schien dadurch ge-
reizt zu werden, während der
Dicke alle Mühe hatte, sein
Lachen zu verbeißen,um nicht vor-
zeitig loszuplatzen. „Le,Mannl"
rief der lange Lerr jetzt lauter,
„so stehen Sie doch auf!"
Jetzt hatte der Mann auf
der Bank gehört, riß die Augen
auf, hob seinen Lut auf, der
hinter die Bank gefallen war,
streckte die Arme, gähnte mit
Macht und besah sich dabei die
erwartungsvollen Leute vor ihm.
Ein freundliches Lächeln ver-
klärte sein Gesicht. „Guten
Morgen!" sagte er und hob
ein wenig den Lut. Dann langte
er nach seiner Aktentasche, die
neben ihm lag, griff nach dem
Schild „Frisch gestrichen!" steckte
es in die Aktentasche, stand auf,
grüßte freundlich und ging lang-
samen Schrittes von dannen...
Er war schon ein gut Stück
fort, als endlich die runde Dame
als erste die Sprache wieder-
fand und empört ausrief: „Nein,
so eine Frechheit! Nein, hat
man eine solche Frechheit schon
erlebt!"
„Nein, eine solche Frechheit,"
riefen die Damen und Lerren,
denen ein so billiges Vergnügen
der Schadenfreude entgangen war, im Chor aus. Das hatten sie noch
niemals erlebt. . .!
Ich ging hinter dem Spaßvogel her, und ich sah es seinem Rücken
an, welche reine Freude er empfand . . .
Die mißtrauische Freundin
„Der Lerr gegenüber gibt mir fortwährend Zeichen, daß er mit
mir ausgehen möchte! Wie denkst du darüber?"
„Laß dich warnen; es könnten Anführungszeichen sein!"
Beurteilung
Drollig hat eine reiche Frau geheiratet.
„Was sagst du?" fragt er seinen Freund Mohnschneider, „was
sagst du zu ihrem Aeußeren?"
„Zu ihrem Aeußeren?" fragt Mohnschneider. „Lm, das ist schon
das Alleräußerste, mein Lieber."
„Ein bißchen Kölnisch Wasser, Lerr Wachtmeister?"
Ausweg
Er: „Ein Drittel meines Ge-
halts brauchst du für deine Toi-
lette! Das geht nicht so weiter!"
Sie: „Finde ich auch, Max;
du mußt dich nach einem Neben-
erwerb umsehen!"
Bedenken
„Aeberflüssig, wegen dieser
Kleinigkeit den alten Sanitäts-
rat zu bemühen! Ich behandle
mich selbst!"
„Aber Lerr Doktor, was
werden die Leute denken . . .
Sie sind doch Tierarzt!"
Ausnahme
„Sie kommen mir bekannt
vor! Trugen Sie nicht früher
einen Vollbart?"
„Einmal allerdings!"
„Wann war das?" — „Vor
Jahren auf einem Maskenball!"
Fernruf
„Lallo! Wer dort?"
„Lier Melzich!"
„Wer dort?"
„Lier Melzich!"
„Ja. wer meld' sich denn
eigentlich? Sagen Sie doch
endlich Ihren Namen!"
Gute Konstitution
Sehr geehrter Lerr Doktor!
Zu meiner größten Ver-
wundernng haben Sie mir eine
Rechnung geschickt. — Wäh-
rend meiner Krankheit hatten
Sie vor Zeugen folgende Er-
klärung abgegeben: „Wenn der
Kranke wieder gesund wird,
verdankt er das nicht mir, son
dern allein seiner guten Kon-
stitution." Sie werden ver-
stehe», daß ich demgemäß den
von Ihnen geforderten Betrag
meiner guten Konstitution gut-
geschrieben habe.
Neue Pflichten
Emil Blaumeier — seine Firma und die Branche interessieren
hier nicht — kommt zu dem Graphologen Bellman». Er will sich
beschweren, er muß ihm seine Anzufriedenheit ausdrücken. „Vor
einem halben Jahre suchte ich eine Sekretärin. Ein Bewerbungs-
schreiben, das mir besonders gefiel, habe ich Ihnen zur Beurteilung
der Landschrift vorgelegt. Ihr Arteil lautete günstig. Besonders
gefallen hat mir der Satz: ,Von großem Eifer für übernommene
Pflichten/ Darauf habe ich mich verlassen. And jetzt habe ich den
Salat."
Der Graphologe Bellmann kann das nicht verstehen. „Ich irre
mich doch sonst nicht. Lat sie sich denn gar nicht pflichteifrig gezeigt?"
„Anfangs schon — im Geschäft. Aber jetzt-ich sage Ihnen:
drunter und drüber geht es in meinem Laushalt."
„Ja, was hat denn Ihre Sekretärin mit dem Laushalt zu tun?"
Da seufzt Emil Blaumeier: „Ich habe sie vor vier Wochen
geheiratet."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein bißchen Kölnisch Wasser, Herr Wachtmeister?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 189.1938, Nr. 4862, S. 215
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg