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Zeichnung von G. Traub

Das hört man in der Nachbarsc_

Bald haben sich aus ihren Betten
Schon ein paar Bürger aufgerafft..
Muß man den Bürgermeister retten?

Wird er ermordet? Sind erpicht
Gar Räuber auf die Rathauskasse? —
Nur Adam Huhn vernimmt das nicht;
Er weilt in einer äußern Gasse.

„Herr Bürgermeister!“ sagte Huhn,

„Sie können ganz auf mir vertrauen!

Ich weck' Sie, wenn Sie fest auch ruhn,
Und müßt' ich Ihre Tür zerhauen.“
Danach schloß er das Rathaustor
Und strich dann nächtlich durch die Gassen,
Als Wächter, den die Stadt erkor,

Auf ihren Frieden aufzupassen.

Der Bürgermeister, der nur schwach
Vor Reisefieber Ruhe findet,

Ist aber selbst um vier schon wach.

Das Lampenlicht, das er entzündet,
Gewahrt der Wächter, und er denkt:
„Aha, ich brauch’ ihn nicht zu wecken!"

Wobei er nicht Beachtung schenkt
Des Rathausschlüssels sonst’gen Zwecken.

Der Wächter hat sich fortbewegt.

Der Bürgermeister wartet lange,

Und als es halb nach Viere schlägt,
Wird ihm, der eingeschlossen, bange.

Er tappt hinunter, rüttelt und —

O weh, das Tor ist noch verschlossen!
Wo bleibt denn nur der krumme Hund?
Er hat zu viel wohl Schnaps genossen 1

Den Bürgermeister packt ein Graus.
Kriegt er den Zug wohl noch? Er zittert;
Zum Fenster möchte er hinaus,

Doch ist das Erdgeschoß vergittert.

So kann er gar nichts weiter tun,

Als auf den Rathausplatz zu brüllen:
„He, Adam Huhn! He, Adam Huhn!“
Und ihn mit Lärmen zu erfüllen.



Aufstehn die Nachbarn ringsumher.
Erst trauen sie sich nicht ans Rathaus,
Doch als sie dann ein kleines Heer
Gebildet, rücken sie zur Tat aus.

Zur Hilfe für die Obrigkeit
Stürmt man das Rathaustor in Scharen;
Der Bürgermeister wird befreit —

Der Zug ist eben abgefahren. — on.

Es ist nun achtzig Jahre her,

Daß Poggenstedt das Glück genossen
Und an den Eisenbahnverkehr
An wicht’ger Linie angeschlossen.
Dem Bürgermeister Riebesam
War bald danach die Bahn vonnöten,
Weil das Ersuchen an ihn kam.
Mal beim Minister anzutreten.

Schon früh um fünfe kam der Zug.
Da galt’s, um vier Uhr aufzustehen,
Und weil es Winter war, schien’s klug,
Sich wegen Weckens vorzusehen.

Als Junggeselle ganz allein
Haust’ er im zweiten Stoch im Rathaus;

Da schloß er sich am Abend ein
Und schlief als Kleinstadtpotentat aus.

Am Abend vor der Reise nun
Hat er den Schlüssel eingehändigt
Dem städt’schen Wächter Adam Huhn
Und ihn von dem Befehl verständigt:
„Sie schließen jetzt das Rathaus zu,
Doch kommen Sie dann früh um viere
Und wecken mich aus meiner Ruh’
Durch Poltern an der Zimmertüre!“

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Wecken"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Traub, Gustav
Entstehungsdatum
um 1938
Entstehungsdatum (normiert)
1933 - 1943
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 189.1938, Nr. 4864, S. 248

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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