o
Der Schüchterne
Fridolin Schmalzer sollte nun wirklich daran denken, seine ent-
setzliche Schüchternheit zu überwinden. Er hat es sich auch vorge-
nommen, aber-
Fridolin Schmalzer steht vor dem Schaufenster einer großen
Buchhandlung, da stößt Paul Stulpe zu ihm. „Na, was gibt's da
Schönes?"
„Gut, daß du grade kommst!" freut sich Fridolin. „Willst du mir
einen Gefallen tun? Geh' hinein und kaufe das Buch für mich!"
And er zeigt auf ein Buch: „Der eiserne Wille. Ein Wegweiser zum
Lerrenmenschentum."
„Kann ich machen!" sagt Paul Stulpe. „Aber warum gehst du
nicht selbst 'rein?"
Fridolin Schmalzer lächelt gequält. „Ach, weißt du, ich scheue
mich. Ich komme mir lächerlich vor, wenn ich ein Buch mit solch
einem Titel verlange." —on.
Äer alte, schon ein bißchen klapperig gewordene Geheimrat L.
macht seinen täglichen Spaziergang stets begleitet von seinem bei-
nahe ebenso alten Dackel, an dem er mit großer Liebe hängt. Ich
bin mit dem alten Lerrn befreundet und begegne ihm tagtäglich,
wenn ich vom Dienst komme. Kürzlich fällt es mir auf, daß ich den
Geheimrat schon einige Tage nicht mehr gesehen habe, und ich höre
von anderer Seite, daß der Dackel schwer erkrankt sei und von seinem
Lerrn mit rührender Sorgfalt gepflegt werde. Ich erzähle den Vor-
fall zu Lause und beauftrage mein Töchterchen, sich in meinem Name»
nach dem Befinden des Lundes zu erkundigen; sie entledigt sich
dieses Auftrags, indem sie der ihr öffnenden Laushälterin des Ge-
heimrats folgendes ausrichtet: „Einen schönen Gruß von meinem
Papa; er hat den Lerrn Geheimrat schon einige Tage nicht mehr
gesehen und läßt daher fragen, wie es dem Dackel geht."
Heimlichkeit
„Was wird wohl deine Mutter sagen, Liebling, wenn sie von
unsrer heimlichen Verlobung erfährt?"
„Da brauchst du keine Angst zu haben; die freut sich jedes Mal."
Hinweis
„Du wirst jetzt sofort die Milch trinken, die ich für dich bestellt
habe, ungezogener Junge; sonst zwinge ich dich dazu!"
„Darfst du nicht, Mutter, da an der Wand steht: Kein Trinkzwang!"
Freilich
Schneeheber hat sich eine» Mantel machen lassen. Aber er ist
etwas eng geraten.
„Sagen Sie," fragt Schneeheber den Schneider, „kann man nicht
die Knöpfe an dem Mantel versetzen?"
„Freilich," meint da der Schneider, „Sie können sogar den ganzen
Mantel versetzen."
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Ein Paketchen reifer Käse
Der Schüchterne
Fridolin Schmalzer sollte nun wirklich daran denken, seine ent-
setzliche Schüchternheit zu überwinden. Er hat es sich auch vorge-
nommen, aber-
Fridolin Schmalzer steht vor dem Schaufenster einer großen
Buchhandlung, da stößt Paul Stulpe zu ihm. „Na, was gibt's da
Schönes?"
„Gut, daß du grade kommst!" freut sich Fridolin. „Willst du mir
einen Gefallen tun? Geh' hinein und kaufe das Buch für mich!"
And er zeigt auf ein Buch: „Der eiserne Wille. Ein Wegweiser zum
Lerrenmenschentum."
„Kann ich machen!" sagt Paul Stulpe. „Aber warum gehst du
nicht selbst 'rein?"
Fridolin Schmalzer lächelt gequält. „Ach, weißt du, ich scheue
mich. Ich komme mir lächerlich vor, wenn ich ein Buch mit solch
einem Titel verlange." —on.
Äer alte, schon ein bißchen klapperig gewordene Geheimrat L.
macht seinen täglichen Spaziergang stets begleitet von seinem bei-
nahe ebenso alten Dackel, an dem er mit großer Liebe hängt. Ich
bin mit dem alten Lerrn befreundet und begegne ihm tagtäglich,
wenn ich vom Dienst komme. Kürzlich fällt es mir auf, daß ich den
Geheimrat schon einige Tage nicht mehr gesehen habe, und ich höre
von anderer Seite, daß der Dackel schwer erkrankt sei und von seinem
Lerrn mit rührender Sorgfalt gepflegt werde. Ich erzähle den Vor-
fall zu Lause und beauftrage mein Töchterchen, sich in meinem Name»
nach dem Befinden des Lundes zu erkundigen; sie entledigt sich
dieses Auftrags, indem sie der ihr öffnenden Laushälterin des Ge-
heimrats folgendes ausrichtet: „Einen schönen Gruß von meinem
Papa; er hat den Lerrn Geheimrat schon einige Tage nicht mehr
gesehen und läßt daher fragen, wie es dem Dackel geht."
Heimlichkeit
„Was wird wohl deine Mutter sagen, Liebling, wenn sie von
unsrer heimlichen Verlobung erfährt?"
„Da brauchst du keine Angst zu haben; die freut sich jedes Mal."
Hinweis
„Du wirst jetzt sofort die Milch trinken, die ich für dich bestellt
habe, ungezogener Junge; sonst zwinge ich dich dazu!"
„Darfst du nicht, Mutter, da an der Wand steht: Kein Trinkzwang!"
Freilich
Schneeheber hat sich eine» Mantel machen lassen. Aber er ist
etwas eng geraten.
„Sagen Sie," fragt Schneeheber den Schneider, „kann man nicht
die Knöpfe an dem Mantel versetzen?"
„Freilich," meint da der Schneider, „Sie können sogar den ganzen
Mantel versetzen."
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Ein Paketchen reifer Käse
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein Paketchen reifer Käse"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 190.1939, Nr. 4883, S. 130
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg