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Die Heizung Von Ralph Urban
Nach kurzem Aufenthalt in der Station setzte sich der Morgenzug
in Bewegung. Die paar zugestiegenen Reisenden befanden sich auf
der üblichen Wanderschaft durch die Gänge und suchten nach einem
möglichst schwach besetzten Abteil.
„Aha!" rief ein langer hagerer Lerr, als er durch eine der Glas-
türen spähte und drinnen keine Seele sah. Rasch trat er ein, warf
seine Aktenmappe ins Netz und nahm vom Fensterplatz Richtung
Fahrt Besitz. Lauchte in die Lände und rieb sie. Sein Blick suchte
dabei den Regulator der Leizung. Er stand auf,Kalt".
„Natürlich!" sagte der Mann, sprang auf und stellte ihn aus,Warm".
Wenige Sekunden später freute sich ein dicker Lerr im Stadtpelz
über das schwach besetzte Abteil und kam mit strahlend rötlichem
Gesicht herein. Eine nach Grog riechende Wolke begleitete ihn.
„Püh," sagte der Dicke, „welche Affenhitze!" And schob den Griff
auf,Kalt".
Der Lange warf ihm einen giftigen Blick zu, der aber nicht be-
merkt wurde, denn der Dicke drehte ihm gerade den Rücken zu. Ein
Lächeln huschte über das Gesicht des Lagern, rasch beugte er sich
hinüber und stellte den Regulator auf,Warm".
Der andre Lerr setzte sich auf den zweiten Fensterplatz, krächzte
kurzatmig, wischte sich den Schweiß von der Stirn und sagte noch-
mals: „Püh!" Anwillkürlich sah er wieder auf den Lebel und stutzte.
„Nanu," meinte er kopfschüttelnd, „es ist mir doch so, als wenn
ich die Leizung eben abgestellt hätte?" Sprachs, stand auf und
schaltete auf,Kalt".
„Lerr," sagte der Lange und zitterte mit der Anterlippe, „mir
ist kalt. Sie gestatten!" And schob den Schalter heftig aus,Warm".
„And mir ist warm! Sie gestatten!" meinte der Dicke und wichste
den Lebel auf,Kalt".
„Lerr!" schrie der Magere erbost und fuchtelte dem andern mit
dem Zeigefinger vor der Rase herum. „Während des Winterfahr-
plans hat die Leizung eingeschaltet zu sein, dazu ist sie da!" Der
Lebel krachte auf ,Warm".
„Lerr," brüllte der Dicke, „der Regulator ist dazu da, um die Lei-
zung abzustellen, wenn es zu warm ist!" Der Schalter flog auf ,Kalt".
„Mensch, regen Sie mich bloß nicht auf," überschlug sich die
Stimme des Langen. „Wenn es Ihnen zu warm ist, dann steigen
Sie aus und mieten Sie sich einen Kühlwaggon." Der Regulator
klappte auf,Marm".
lFortsetzung Seite 228)
226
.Endlich eine Verlobung!"
.Meinst du die Romanfortsetzung, Bertha, oder die Familienanzeigen?
Die Heizung Von Ralph Urban
Nach kurzem Aufenthalt in der Station setzte sich der Morgenzug
in Bewegung. Die paar zugestiegenen Reisenden befanden sich auf
der üblichen Wanderschaft durch die Gänge und suchten nach einem
möglichst schwach besetzten Abteil.
„Aha!" rief ein langer hagerer Lerr, als er durch eine der Glas-
türen spähte und drinnen keine Seele sah. Rasch trat er ein, warf
seine Aktenmappe ins Netz und nahm vom Fensterplatz Richtung
Fahrt Besitz. Lauchte in die Lände und rieb sie. Sein Blick suchte
dabei den Regulator der Leizung. Er stand auf,Kalt".
„Natürlich!" sagte der Mann, sprang auf und stellte ihn aus,Warm".
Wenige Sekunden später freute sich ein dicker Lerr im Stadtpelz
über das schwach besetzte Abteil und kam mit strahlend rötlichem
Gesicht herein. Eine nach Grog riechende Wolke begleitete ihn.
„Püh," sagte der Dicke, „welche Affenhitze!" And schob den Griff
auf,Kalt".
Der Lange warf ihm einen giftigen Blick zu, der aber nicht be-
merkt wurde, denn der Dicke drehte ihm gerade den Rücken zu. Ein
Lächeln huschte über das Gesicht des Lagern, rasch beugte er sich
hinüber und stellte den Regulator auf,Warm".
Der andre Lerr setzte sich auf den zweiten Fensterplatz, krächzte
kurzatmig, wischte sich den Schweiß von der Stirn und sagte noch-
mals: „Püh!" Anwillkürlich sah er wieder auf den Lebel und stutzte.
„Nanu," meinte er kopfschüttelnd, „es ist mir doch so, als wenn
ich die Leizung eben abgestellt hätte?" Sprachs, stand auf und
schaltete auf,Kalt".
„Lerr," sagte der Lange und zitterte mit der Anterlippe, „mir
ist kalt. Sie gestatten!" And schob den Schalter heftig aus,Warm".
„And mir ist warm! Sie gestatten!" meinte der Dicke und wichste
den Lebel auf,Kalt".
„Lerr!" schrie der Magere erbost und fuchtelte dem andern mit
dem Zeigefinger vor der Rase herum. „Während des Winterfahr-
plans hat die Leizung eingeschaltet zu sein, dazu ist sie da!" Der
Lebel krachte auf ,Warm".
„Lerr," brüllte der Dicke, „der Regulator ist dazu da, um die Lei-
zung abzustellen, wenn es zu warm ist!" Der Schalter flog auf ,Kalt".
„Mensch, regen Sie mich bloß nicht auf," überschlug sich die
Stimme des Langen. „Wenn es Ihnen zu warm ist, dann steigen
Sie aus und mieten Sie sich einen Kühlwaggon." Der Regulator
klappte auf,Marm".
lFortsetzung Seite 228)
226
.Endlich eine Verlobung!"
.Meinst du die Romanfortsetzung, Bertha, oder die Familienanzeigen?
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Endlich eine Verlobung!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 190.1939, Nr. 4889, S. 226
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg