Zeichnung von Erich Lans
In der Buchhandlung
„Schillers sämtliche Werke kosten
sechs Mark; Sie können aber auch
eine Auswahl haben, wenn Ihnen
der Preis zu hoch ist!"
„Dann geben Sie mir mal sür
fünfzig Pfennige!"
Vorbereitung
„Ruhe, ihr Rangen! —die Lerr-
schaften wollen sich das ruhige Zimmer
ansehen,das wir zu vermieten haben."
Vorsichtig
„Warum behandelt der kranke
Sanitätsrat sich nicht selbst?"
„Weil ihm an derselben Krankheit
schon zwei Patienten gestorben sind!"
Er guckt nur hin!
Dummerts bekommen Besuch, an-
gesagt ist Onkel Kulisch. Onkel Ku-
lisch hatneben einigen kleineren Schön-
heitsfehlern noch einen beträchtlich
gerundeten Blähhals. Ahnungsvoll
weist Frau Dummert ihren lljähri-
gen Sprößling Egon an: „Daß du
mir nicht eine Bemerkung machst
über Onkels Kropf, sonst-"
ein Schwingen der Land bedeutet
der Rede weiteren Sinn.
Aber Egon benimmt sich bei der
Ankunft des Onkels musterhaft. Beim
Abendessen gewahrt Frau Dummert
zu ihrem Entsetzen, Egon starrt un-
entwegt auf Onkel Kulischs Lals-
vorsprung; von diesem natürlich nicht
unbemerkt. Ein stark mahnenderBlick
trifft Egon aus Mutters Augen.
Aber halb gekränkt weist er die
Drohung ab, mit den Worten: „Ich
sag ja nichts, ich guck ja nur."
Annötige Sorge „Wir kommen jetzt in die Folterkammer. Es ist
verboten, die Marterwerkzeuge auszuprobieren I"
Des Mädchens Bruno Leitung
Otto der Kleine war an diesem Vormittag nicht zu Laus, und
infolgedessen entging ihm, was mit Bruno geschah. Rach einigem
Lin und Ler nämlich zog sie sich an und lies zum nächsten Zigaretten-
laden und verlangte die Zigaretten, die Drollige Pfütze gehabt hatte.
Als sie aber hörte, was sie kosteten, zuckte sie merklich zurück und
kaufte schließlich zehn Stück von der Sorte, die sie früher geraucht
hatte. Wieder zu Lause angelangt, steckte sie eine an, aber sie schmeckte
ihr nicht; trotzdem rauchte sie im Verlauf von zwei Stunden die
zehn Zigaretten auf, obwohl sie eine nach der andern scheußlich fand.
Als sie den letzten Stumpen ausdrückte und gewohnheitsmäßig
schon wieder nach neuem Rauchkraut ausschaute, setzte sie sich plötz-
lich hin und fing zu überlegen an. Vor ihr stand ein Kassettchen,
in dem sie ihr erspartes Geld hatte, erspart in der Zeit, als Drollige
Pfütze dagewesen war, und sie niemals Zigaretten zu kaufen nötig
gehabt hatte. Es war ein ganz nettes Sümmchen, es waren eine
Menge Ziegelsteine — dachte Bruno mit einem Mal —, denn auch sie
hätte wahnsinnig gern ein eigenes Laus gehabt, besonders, wenn es
das schönste der Welt sein sollte. Sie zählte das Geld, das sie hatte,
und fing zu rechnen an und schluckte leer und stöhnte und rechnete
wieder und machte Läufchen aus dem Geld, von denen jedes eine
Schachtel Zigaretten bedeutete, und kurz und gut, als Otto der
Kleine am Mittag nach Lause kam, hatte sich Bruno das Rauchen
abgewöbnt. Es gab zwar noch ein paar Rückfälle, aber jedesmal
dachte Bruno mit wahrem Entsetzen an die Ziegelsteine, die in Rauch
aufgingen, so daß sie zuletzt gar keine Zigaretten mehr sehen mochte,
selbst, wenn sie sie geschenkt erhielt.
Otto der Kleine wollte es zuerst nicht glauben, aber dann glaubte
er es doch und schrieb an Drollige Pfütze einen begeisterten Brief,
er brauche keinen Besen zu fressen, weder mit, noch ohne Stiel.
Das Dienstmädchen am Postschalter
„Das Kuvert dürfen Sie nicht zukleben, Fräulein, wenn die
Zeitung als Drucksache gehen soll!"
„Warum nicht? Sie wollen sie wohl erst lesen?"
Entgegenkommend
„Unerhört; fünfzig Pfennige habe ich Ihnen für Aufbewahrung
der Garderobe gegeben, unv nun ist sie gestohlen worden!"
„Dafür kann ich nicht! Sie kriegen sie aber zurück!"
„Die Garderobe?" — „Nein, die fünfzig Pfennige!"
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In der Buchhandlung
„Schillers sämtliche Werke kosten
sechs Mark; Sie können aber auch
eine Auswahl haben, wenn Ihnen
der Preis zu hoch ist!"
„Dann geben Sie mir mal sür
fünfzig Pfennige!"
Vorbereitung
„Ruhe, ihr Rangen! —die Lerr-
schaften wollen sich das ruhige Zimmer
ansehen,das wir zu vermieten haben."
Vorsichtig
„Warum behandelt der kranke
Sanitätsrat sich nicht selbst?"
„Weil ihm an derselben Krankheit
schon zwei Patienten gestorben sind!"
Er guckt nur hin!
Dummerts bekommen Besuch, an-
gesagt ist Onkel Kulisch. Onkel Ku-
lisch hatneben einigen kleineren Schön-
heitsfehlern noch einen beträchtlich
gerundeten Blähhals. Ahnungsvoll
weist Frau Dummert ihren lljähri-
gen Sprößling Egon an: „Daß du
mir nicht eine Bemerkung machst
über Onkels Kropf, sonst-"
ein Schwingen der Land bedeutet
der Rede weiteren Sinn.
Aber Egon benimmt sich bei der
Ankunft des Onkels musterhaft. Beim
Abendessen gewahrt Frau Dummert
zu ihrem Entsetzen, Egon starrt un-
entwegt auf Onkel Kulischs Lals-
vorsprung; von diesem natürlich nicht
unbemerkt. Ein stark mahnenderBlick
trifft Egon aus Mutters Augen.
Aber halb gekränkt weist er die
Drohung ab, mit den Worten: „Ich
sag ja nichts, ich guck ja nur."
Annötige Sorge „Wir kommen jetzt in die Folterkammer. Es ist
verboten, die Marterwerkzeuge auszuprobieren I"
Des Mädchens Bruno Leitung
Otto der Kleine war an diesem Vormittag nicht zu Laus, und
infolgedessen entging ihm, was mit Bruno geschah. Rach einigem
Lin und Ler nämlich zog sie sich an und lies zum nächsten Zigaretten-
laden und verlangte die Zigaretten, die Drollige Pfütze gehabt hatte.
Als sie aber hörte, was sie kosteten, zuckte sie merklich zurück und
kaufte schließlich zehn Stück von der Sorte, die sie früher geraucht
hatte. Wieder zu Lause angelangt, steckte sie eine an, aber sie schmeckte
ihr nicht; trotzdem rauchte sie im Verlauf von zwei Stunden die
zehn Zigaretten auf, obwohl sie eine nach der andern scheußlich fand.
Als sie den letzten Stumpen ausdrückte und gewohnheitsmäßig
schon wieder nach neuem Rauchkraut ausschaute, setzte sie sich plötz-
lich hin und fing zu überlegen an. Vor ihr stand ein Kassettchen,
in dem sie ihr erspartes Geld hatte, erspart in der Zeit, als Drollige
Pfütze dagewesen war, und sie niemals Zigaretten zu kaufen nötig
gehabt hatte. Es war ein ganz nettes Sümmchen, es waren eine
Menge Ziegelsteine — dachte Bruno mit einem Mal —, denn auch sie
hätte wahnsinnig gern ein eigenes Laus gehabt, besonders, wenn es
das schönste der Welt sein sollte. Sie zählte das Geld, das sie hatte,
und fing zu rechnen an und schluckte leer und stöhnte und rechnete
wieder und machte Läufchen aus dem Geld, von denen jedes eine
Schachtel Zigaretten bedeutete, und kurz und gut, als Otto der
Kleine am Mittag nach Lause kam, hatte sich Bruno das Rauchen
abgewöbnt. Es gab zwar noch ein paar Rückfälle, aber jedesmal
dachte Bruno mit wahrem Entsetzen an die Ziegelsteine, die in Rauch
aufgingen, so daß sie zuletzt gar keine Zigaretten mehr sehen mochte,
selbst, wenn sie sie geschenkt erhielt.
Otto der Kleine wollte es zuerst nicht glauben, aber dann glaubte
er es doch und schrieb an Drollige Pfütze einen begeisterten Brief,
er brauche keinen Besen zu fressen, weder mit, noch ohne Stiel.
Das Dienstmädchen am Postschalter
„Das Kuvert dürfen Sie nicht zukleben, Fräulein, wenn die
Zeitung als Drucksache gehen soll!"
„Warum nicht? Sie wollen sie wohl erst lesen?"
Entgegenkommend
„Unerhört; fünfzig Pfennige habe ich Ihnen für Aufbewahrung
der Garderobe gegeben, unv nun ist sie gestohlen worden!"
„Dafür kann ich nicht! Sie kriegen sie aber zurück!"
„Die Garderobe?" — „Nein, die fünfzig Pfennige!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Unnötige Sorge"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 190.1939, Nr. 4895, S. 325
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg