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Lerr Giliar lernte Estnisch
gegen ein stattliches Lonorar in-
nerhalb der Frist die Sprache
beizubringen. Es begann eine
wahrhaft harte Zeit für mich.

Nun müssen Sie wissen, daß
Estnisch neben Finnisch, Lappisch
und Ungarisch zu der Familie
der Aralaltaischen Sprachen ge-
hört, die nicht die geringste Stam-
mesverwandtschaft mit unseren
europäischen und klassischen Spra-
chen haben. Daher ist das Stu-
dium dieser Sprachen für einen
Menschen andrer Zunge kein
Loniglecken. Zch büffelte wie ver-
rückt. Von sieben bis zehn Ahr
lernte ich Vokabeln, von halb
elf bis eins Grammatik. Nach-
mittags von zwei bis vier las
ich Estnisch, von vier bis sechs
schrieb ich in der Sprache. Am
sieben Ahr am Abend kam mein
Lehrer, der lernte mit mir bis
um elf Ahr nachts. So ging dies
Tag für Tag. Bereits nach einer
Woche bekam ich einen Wein-
krampf und warf meinen Lehrer
hinaus. Nachdem ich mich von
dem Nervenzusammenbruch er-
holt hatte, fand ich einen Stu-
denten, der mich weiter in die
Geheimnisse der Sprache ein-
weihte. Er war gegen das trockene
Studium und trank täglich auf
meine Rechnung fünf bis sechs
Flaschen Wein. Dafür aber blieb
er den ganzen Tag bei mir, und
wir machten Konversation. Es
fiel mir auch wirklich wesentlich
leichter, auf diese Art zu lernen.

Trotzdem verlor ich stark an Ge-
wicht, konnte des Nachts nicht
mehr schlafen und sah oft weiße
Figuren, die gar nicht vorhan-
den waren. Zch weiß nicht, was
mich damals mehr verzehrte, die
Sehnsucht nach der Angebeteten
oder das Studium dieser unglück-
lichen Sprache. Täglich schickte
ich Anna herrliche Blumen. An-
ter einigen Krisen vergingen die
vier Wochen, und dann hatte ich
es tatsächlich geschafft. Ich konnte mich bereits ziemlich gut estnisch
unterhalten. So kam der Tag, an dem ich wieder vor jener Villa
stand. Ich überreichte einem Mädchen meine Karte, und wenige
Minuten später befand ich mich Lerrn Aprijmi gegenüber. In wohl-
gesetzten Worten hielt ich meinen Vortrag, den ich auswendig ge-
lernt hatte. Als ich zum Schluß meiner Ausführungen erwähnte,
daß ich mich in guten materiellen Verhältnissen befände und Deut-
scher sei, unterbrach mich plötzlich der Lausherr lebhaft.

,Warum haben S' das nit glei' g'sagt?^ rief er zu meiner gren-
zenlosen Verblüffung mit tschechischem Akzent auf Deutsch. ,War
ich als Bub bei Schneidermeister in Budweis in Lehre und Hab'
dort bissl Deitsch glernt. Sans me Tschechen ganze Familie. Bei
uns da wird nur Tschechisch g'red't, wenn mei' Madl, die Anna,
will, nach'er könnts z'samheiraten. Aber nur, wenn S' zuerst Tsche-
chisch lernen. Vorher nit —‘'

,Augenblick!^riefich.,Ich komme
morgen wieder!^ And draußen
war ich. Auf der Straße lief ich
so schnell, daß mir die Leute ent-
setzt auswichen. And am gleichen
Abend noch bestieg ich den Zug,
der mich in die Leimat bringen
sollte/ schloß Lerr Giliar seine
Erzählung.

„And das Mädel?" fragte einer
der Lerren.

„Das mußte ich aus Gesund-
heitsrücksichten ausgeben," sagte
Lerr Giliar mit einem Seufzer,
„denn wenn ich nach dem Ge-
waltkursus in Estnisch noch einen
in Tschechisch mitgemacht hätte,
dann wäre ich bestimmt wahn-
sinnig geworden."

„Buntzelwitz hat doch zwei
Töchter. Die eine malt, und die
andere singt, nicht wahr? Kön-
nen sie was?"

„Es geht — bei der einen muß
man ein Auge, und bei der an-
dern ein Ohr zudrücken."

Plausible Erklärung

„Da komme ich ja zur rechten
Zeit! Was soll das heißen, daß
Sie Ihre Namen in die Baum-
rinde einschneiden?"

„Wir haben uns eben verlobt,
Lerr Förster!"

Einteilung

„Ein Glas Bier pro Tag hat
der Arzt mir gestattet!"

„Donnerwetter, da müssen Sie
aber langsam trinken!"

Abfuhr

„Wo und wann haben wir
uns eigentlich das letztemal ge-
sehen?" fragt der aufdringliche
Lerr.

„Lier und heute," antwortet
die Schöne lakonisch.

Die Frage

„Es ist eine alte Sache," behauptet Frau Klapprot, „je mehr
man hat, desto mehr will man."

„Lm," meint da Lühnerklee, „haben Sie schon mal Zwillinge
gehabt?"

Echwenzel und Zapf brechen aus der Kneipe auf. Lallo, Schwen-
zels Lut ist nicht da! Aber ein anderer hängt herrenlos da, und
der ist ziemlich neu. Bereichert hat sich der Mensch also nicht, der
mit Schwenzels schon etwas schäbigem Deckel fortgegangen ist.

„Daß der Kerl das nicht gemerkt hat!" schimpft Schwenzel. „So
ein Schafskopf I"

Zapf stülpt ihm den fremden Lut auf. „Paßt genau! Du hast
den gleichen Kopf."

„Ich wollte ja auch haben, daß die Fischzucht in den
Keller und die Champignonzucht in den Speicher kommt,
aber Sie wissen ja, wie die Männer nu mal sind!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ich wollte ja auch haben, daß die Fischzucht in den Keller..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mauder, Josef
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 190.1939, Nr. 4898, S. 375

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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