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Zeichnung von I. Mauder

Herr Fritz sieht Schuhe

Von Ralph Lrban

Eines Abends wollte Lerr John die Lehrmanns besuchen. In
riefe Gedanken versunken stieg er die Treppe hoch. Vor einer Wohnung
blieb er stehen und griff nach dem Klingeltaster, als er sah, daß
die Tür nur angelehnt war. Schmunzelnd schlich er ins Vorzimmer,
um sich einen kleinen Spaß zu machen. Schnapp — die Tür fiel
hinter ihm ins Schloß.

„Bist du es, Fritz?"' rief eine weibliche Stimme.

Lerr John zuckte zusammen, denn bei Lehrmanns gab es keinen
Fritz. Er hatte fich demnach im Stockwerk geirrt und befand fich in
einer fremden Wohnung. Rasch und leise versuchte er, die Tür wieder
zu öffnen, und fingerte aufgeregt an dem Patentschloß herum. Da
wurde von draußen ein Schlüssel angesteckt. Nun ist es gewöhnlich
so, daß das schlechte Gewissen den Menschen am heftigsten dann
beißt, wenn gar kein Grund dazu vorhanden ist. Es übt sich sozu-
sagen. Auch das des Lerrn John übte fich. Er bog flink ins nächste
Zimmer ab. tastete sich dort weiter, kam zu einem Fenster und ver-
schwand hinter den dicken Gardinen.

„Fritz/ erklang es draußen zum zweitenmal, „bist du es?"

„Rein," antwortete eine rauhe Männerstimme, „ich bin der
Frühling. Warum fragst du so albern?"

Gleich darauf wurde Licht in jenem Zimmer. Durch den Spalt
zwischen den Vorhängen sah Zohn einen gut entwickelten Mann,
der sich an den gedeckten Tisch setzte und eine Zeitung entfaltete.
Das Laar hinter dem Vorhang ergraute frühzeitig.

Nach einer Weile kam die Frau mit dem Effen, das Abendmahl
begann. Nachher räumte die Frau den Tisch ab und ging in die Küche.

Der Mann wandte sich einmal zum Fenster, brummte etwas und
schaute wieder weg. Lerrn John war dies nicht entgangen. Entsetzen
schüttelte ihn, denn der Vorhang reichte nicht ganz bis zum Boden,
man mußte seine Schuhe sehen können. Vorsichtig setzte er sich auf
das Fensterbrett und zog erst den einen, dann den andern Fuß ein.

Die Frau kehrte wieder und nahm ihren alten Platz ein.

„Du," sagte der Mann, „Schuhe gehören aber nickt ins Eß-
zimmer."

„Was für Schuhe?" — „Die beim Fenster."

„Ich kann keine sehen. Wo denn?"

„Na, da —"

Pause.

„Zu dumm. Ich hatte mir eingebildet —"

„Ich glaube, du trinkst zuviel in letzter Zeit," erklang es spitz.
Der Mann brummte verwundert.

Lerr John bekam in seiner verzweifelten Stellung den Krampf,
er hielt es einfach nicht mehr aus- Langsam stellte er die Füße auf
den Boden.

Nach einer Weile sah Lerr Fritz unwillkürlich wieder zum Fen-
ster. Lierauf stöhnte er wild und schlug die Lände vors Gesicht. John
hinter dem Vorhang zog rasch die Beine ein.

„Was hast du denn?" fragte die Frau besorgt.

„Die Schuhe," erklang es heiser. „Trage die Schuhe hinaus,
Rosaliel"

„Aber," begütigte die Frau, „es sind ja keine da. Ich glaube, du
bist krank. Willst du nicht zu Bette gehen?"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Fabelhaft spannend, der Detektivroman,..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mauder, Josef
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Einbruch
Dieb <Motiv>
Lesen <Motiv>
Bett <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 192.1940, Nr. 4927, S. 3
 
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