„And wie wäre es sonntags mit einem
kleinen Ausflug? Darf ich Sie zu einer
Radpartie einlaben?"
„Oh, sehr gerne — aber ich habe leider kein
Rad!" — „Aber das macht doch nichts, Fräu-
lein, Sie fahren auf meinem! Sie werden
sehen, es geht großartig!"
„Na also — Hab ich's nicht gesagt?"
Sind au» Frauen zerstreut?
Drei Tage lang geschah nichts. Am vierten jedoch ereignete sich das
Wunder. Als da Eva nach Lause kam, sah sie auf dem Tisch einen
herrlichen Strauß Rosen. And die Mutter kam ihr gerührt entgegen
und sprach: „Denke dir, vor einer Stunde war jener Lerr Böck hier
und hat bei mir um deine Land angehalten. Er ist vollkommen ver-
knallt und hat außerdem eine schöne Stellung. Drittens ist er ein
Der Zeuge
Am Iv Ahr 45 Minuten
nachts hat Sträuber die
Kneipe betreten, in der er
Linze vermutete, und hat
dann, als er ihn auch wirklich
vorsand, sofort auf ihn los-
gedroschen.
Jetzt steht die Sache zur
Verhandlung. Sträuber er-
klärt seine Tat als eine solche
des Affekts. Anmittelbar vor-
her habe er von einer häß-
lichen Aeußerung erfahren,
die Linze über ihn gemacht
habe, und da sei er noch sinn-
los vor Aufregung gewesen.
Strohfink hat mit Linze
zusammen gesessen; er wird
nun als Zeuge bezüglich der
Affekthandlung vernommen.
Der Richter fragt: „Welchen
Eindruck hatten Sie von dem
Angeklagten Sträuber, als
er in das Lokal kam und
den Lerrn Linze gewahrte?
War er sehr aufgeregt?"
DerZeugeStrohfinkzuckt
die Achseln. „Darüber weiß
ich nichts zu sagen. Es war
doch schon ziemlich spät, und
da war einige Betrunken-
heit begreiflich."
„Das ist ja etwas ganz
Neues; davon hat der Ange-
klagte nichts gesagt. Sie mei-
nen also, er war betrunken."
„Aber nein, Lerr Amts-
richter -ich I"
reizender Mensch. Er will morgen wiederkommen und dein Ja-
wort holen."
Eva zitterte ein Weilchen vor Glück, dann fiel sie mangels desje-
nigen welcher der Mutter um den Lals. Als sie sich so weit erholt
hatte, fragte sie: „Wie aber konnte er bloß unsere Anschrift erfahren?"
„Ja, denke dir nur," entgegnete Frau Lofherr, „wie ich auch in
letzter Zeit zerstreut bin. Als ich jenen Briefumschlag schrieb, da
setzte ich hinten gewohn-
heitsgemäß den Absender
drauf, so ganz in Gedanken.
And außerdem soll man
den Männern immer ein
wenig die Tür offen las-
sen, damit allenfalls ihre
ehrlichen Absichten herein-
können."
Eva nickte, aber sie ver-
stand die Mutter erst viel
später.
„Wo ist denn Kurt?"
„Ach, der hat sich wieder mal den Oberarm ausgekugelt."
„Mein Limmel, das ist nun in diesem Winter schon der
vierte Oberarm, den er sich auskugelt I"
Höchstgrenze
„Lieber Freund," stört
der Eindringling die Tafel-
runde, „dürfte ich Sie mal
unter vier Augen spre-
chen ?"
„Na schön," lächelt der
Lausherr resigniert, „aber
nicht über fünf Mark."
Der Klub
In einem östlichen Spiel-
klub wurde seit Wochen
falsch gespielt.
Der tägliche Gast seufzte:
„Die Klubleitung geht
jetzt scharf gegen die Falsch-
spieler vor."
„Wirklich?"
„Ja. Ich beispielsweise
habe ihr heute dreißig Pro-
zent von meinem Gewinn
abgeben müssen."
135
kleinen Ausflug? Darf ich Sie zu einer
Radpartie einlaben?"
„Oh, sehr gerne — aber ich habe leider kein
Rad!" — „Aber das macht doch nichts, Fräu-
lein, Sie fahren auf meinem! Sie werden
sehen, es geht großartig!"
„Na also — Hab ich's nicht gesagt?"
Sind au» Frauen zerstreut?
Drei Tage lang geschah nichts. Am vierten jedoch ereignete sich das
Wunder. Als da Eva nach Lause kam, sah sie auf dem Tisch einen
herrlichen Strauß Rosen. And die Mutter kam ihr gerührt entgegen
und sprach: „Denke dir, vor einer Stunde war jener Lerr Böck hier
und hat bei mir um deine Land angehalten. Er ist vollkommen ver-
knallt und hat außerdem eine schöne Stellung. Drittens ist er ein
Der Zeuge
Am Iv Ahr 45 Minuten
nachts hat Sträuber die
Kneipe betreten, in der er
Linze vermutete, und hat
dann, als er ihn auch wirklich
vorsand, sofort auf ihn los-
gedroschen.
Jetzt steht die Sache zur
Verhandlung. Sträuber er-
klärt seine Tat als eine solche
des Affekts. Anmittelbar vor-
her habe er von einer häß-
lichen Aeußerung erfahren,
die Linze über ihn gemacht
habe, und da sei er noch sinn-
los vor Aufregung gewesen.
Strohfink hat mit Linze
zusammen gesessen; er wird
nun als Zeuge bezüglich der
Affekthandlung vernommen.
Der Richter fragt: „Welchen
Eindruck hatten Sie von dem
Angeklagten Sträuber, als
er in das Lokal kam und
den Lerrn Linze gewahrte?
War er sehr aufgeregt?"
DerZeugeStrohfinkzuckt
die Achseln. „Darüber weiß
ich nichts zu sagen. Es war
doch schon ziemlich spät, und
da war einige Betrunken-
heit begreiflich."
„Das ist ja etwas ganz
Neues; davon hat der Ange-
klagte nichts gesagt. Sie mei-
nen also, er war betrunken."
„Aber nein, Lerr Amts-
richter -ich I"
reizender Mensch. Er will morgen wiederkommen und dein Ja-
wort holen."
Eva zitterte ein Weilchen vor Glück, dann fiel sie mangels desje-
nigen welcher der Mutter um den Lals. Als sie sich so weit erholt
hatte, fragte sie: „Wie aber konnte er bloß unsere Anschrift erfahren?"
„Ja, denke dir nur," entgegnete Frau Lofherr, „wie ich auch in
letzter Zeit zerstreut bin. Als ich jenen Briefumschlag schrieb, da
setzte ich hinten gewohn-
heitsgemäß den Absender
drauf, so ganz in Gedanken.
And außerdem soll man
den Männern immer ein
wenig die Tür offen las-
sen, damit allenfalls ihre
ehrlichen Absichten herein-
können."
Eva nickte, aber sie ver-
stand die Mutter erst viel
später.
„Wo ist denn Kurt?"
„Ach, der hat sich wieder mal den Oberarm ausgekugelt."
„Mein Limmel, das ist nun in diesem Winter schon der
vierte Oberarm, den er sich auskugelt I"
Höchstgrenze
„Lieber Freund," stört
der Eindringling die Tafel-
runde, „dürfte ich Sie mal
unter vier Augen spre-
chen ?"
„Na schön," lächelt der
Lausherr resigniert, „aber
nicht über fünf Mark."
Der Klub
In einem östlichen Spiel-
klub wurde seit Wochen
falsch gespielt.
Der tägliche Gast seufzte:
„Die Klubleitung geht
jetzt scharf gegen die Falsch-
spieler vor."
„Wirklich?"
„Ja. Ich beispielsweise
habe ihr heute dreißig Pro-
zent von meinem Gewinn
abgeben müssen."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der moderne Herrenfahrer" "Wo ist denn Kurt?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 192.1940, Nr. 4938, S. 135
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg