Der Höfling
Bewegung
„Ihr Dackel ist so fett, er sollte doch
mehr Bewegung haben!"
„Aber was wollen Sie, er wedelt doch
ohnehin den ganzen Tag mit dem Schweif!"
Beleidigung
„Finden Sie das nicht unerhört, der
Schulze hat gestern zu mir ,alter Esel"
gesagt."
„Ist ja doll, ,alter Esel, hat er gesagt?
Wo Sie doch in den besten Zähren sind."
Umgekehrt
Kippler klagte: „Meine Sekretärin hat
mich, der Behandlung wegen, wieder ver-
lassen I"
„Ja," meinte Lippler, „wenn du aber
auch gleich zu grob bist. . . ."
„Grob?" sagte Kippler. „Im Gegenteil,
ich war zu zärtlich!"
Der Anstoß
zu reden. Er wäre grundsätzlich nicht abgeneigt gewesen, aber wo
käme man hin, wenn man alle Mädchen gleich heiraten würde?
Jedenfalls lief sie ihm nicht davon, später einmal, wer weiß oder
— chi lo sa — wie es der Italiener sagt.
„Sehen wir uns morgen?" fragte Lerr Forst beim Abschied
unter dem Laustor.
„Nein," antwortete das Fräulein Gruber, „morgen muß ich mit
meiner Tante ins Stadttheater. Wir haben zwei Orchestersitze. Aber
vielleicht übermorgen."
Erna rächte sich noch abschließend, indem sie dem etwas läp-
pischen Kußversuch entschlüpfte.
Am übernächsten Abend trafen sie sich wieder im kleinen Cafe.
Da Joachim noch kein Ehemann war, bat er seine Dame um die
Erlaubnis, ein wenig die Zeitung lesen zu dürfen. Dies pflegte er
jedesmal zu tun, wenn sie sich im Cafe trafen. Auch Erna ließ sich
das Tageblatt geben und vertiefte sich in den Inhalt.
»Jap —" rief das Mädchen plötzlich in hellem Erstaunen.
„Wie, bitte?" meinte Joachim, legte den Finger auf die Zeile
und hob den Blick.
„Ach, nichts!" sagte Erna übertrieben harmlos und blätterte
rasch um. Zu spät, schon hatte das scharfe männliche Auge jene
Spalten entdeckt gehabt, in denen Leiratsanzeigen und artverwandte
Inserate ihr fruchtbares Dasein fristen.
„Darf ich auch einmal sehen?" fragte er daher. „Leiratsanzcigen
sind immer interessant." .
„Bitte," entgegnete das Mädchen unsicher und reichte ihm das
Blatt.
Wenn der Vater mit dem Sohne .
Vati geht sehr gerne mit dem kleinen
Sohne durch die große Stadt spazieren.
Jeden Nachmittag fast pflegt er seinen
Jungen in den Ort zu führen.
Ohne ein bestimmtes Ziel zu haben.
Fügend seinen Schritt den Kindermaßen,
Wandelt er bedächtig mit dem Knaben
Durch die meistbelebten Straßen.
Reizend sieht der Junge aus! Es blühen
Rot wie rote Rosen ihm die Bäckchen,
Seine großen Kinderaugen glühen,
Und im Winde wehn die Löckchen.
Alle Leute, die vorübergehen,
Nicken froh ihm zu. Ja, manche Frauen
Bleiben lächelnd noch ein Weilchen stehen,
Um dem Kleinen nachzuschauen.
Auch zum Vater dieses Wunders wendet
Dann aus manchem schönen Augensterne
Sich ein Blick, der Anerkennung spendet —
Darum geht er ja so gerne.
Joachim Lange.
„Das sind ja künstliche Blumen!"
„Ja, wenn sie nicht kommt, kann ich sie ein andermal verwenden I"
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Bewegung
„Ihr Dackel ist so fett, er sollte doch
mehr Bewegung haben!"
„Aber was wollen Sie, er wedelt doch
ohnehin den ganzen Tag mit dem Schweif!"
Beleidigung
„Finden Sie das nicht unerhört, der
Schulze hat gestern zu mir ,alter Esel"
gesagt."
„Ist ja doll, ,alter Esel, hat er gesagt?
Wo Sie doch in den besten Zähren sind."
Umgekehrt
Kippler klagte: „Meine Sekretärin hat
mich, der Behandlung wegen, wieder ver-
lassen I"
„Ja," meinte Lippler, „wenn du aber
auch gleich zu grob bist. . . ."
„Grob?" sagte Kippler. „Im Gegenteil,
ich war zu zärtlich!"
Der Anstoß
zu reden. Er wäre grundsätzlich nicht abgeneigt gewesen, aber wo
käme man hin, wenn man alle Mädchen gleich heiraten würde?
Jedenfalls lief sie ihm nicht davon, später einmal, wer weiß oder
— chi lo sa — wie es der Italiener sagt.
„Sehen wir uns morgen?" fragte Lerr Forst beim Abschied
unter dem Laustor.
„Nein," antwortete das Fräulein Gruber, „morgen muß ich mit
meiner Tante ins Stadttheater. Wir haben zwei Orchestersitze. Aber
vielleicht übermorgen."
Erna rächte sich noch abschließend, indem sie dem etwas läp-
pischen Kußversuch entschlüpfte.
Am übernächsten Abend trafen sie sich wieder im kleinen Cafe.
Da Joachim noch kein Ehemann war, bat er seine Dame um die
Erlaubnis, ein wenig die Zeitung lesen zu dürfen. Dies pflegte er
jedesmal zu tun, wenn sie sich im Cafe trafen. Auch Erna ließ sich
das Tageblatt geben und vertiefte sich in den Inhalt.
»Jap —" rief das Mädchen plötzlich in hellem Erstaunen.
„Wie, bitte?" meinte Joachim, legte den Finger auf die Zeile
und hob den Blick.
„Ach, nichts!" sagte Erna übertrieben harmlos und blätterte
rasch um. Zu spät, schon hatte das scharfe männliche Auge jene
Spalten entdeckt gehabt, in denen Leiratsanzeigen und artverwandte
Inserate ihr fruchtbares Dasein fristen.
„Darf ich auch einmal sehen?" fragte er daher. „Leiratsanzcigen
sind immer interessant." .
„Bitte," entgegnete das Mädchen unsicher und reichte ihm das
Blatt.
Wenn der Vater mit dem Sohne .
Vati geht sehr gerne mit dem kleinen
Sohne durch die große Stadt spazieren.
Jeden Nachmittag fast pflegt er seinen
Jungen in den Ort zu führen.
Ohne ein bestimmtes Ziel zu haben.
Fügend seinen Schritt den Kindermaßen,
Wandelt er bedächtig mit dem Knaben
Durch die meistbelebten Straßen.
Reizend sieht der Junge aus! Es blühen
Rot wie rote Rosen ihm die Bäckchen,
Seine großen Kinderaugen glühen,
Und im Winde wehn die Löckchen.
Alle Leute, die vorübergehen,
Nicken froh ihm zu. Ja, manche Frauen
Bleiben lächelnd noch ein Weilchen stehen,
Um dem Kleinen nachzuschauen.
Auch zum Vater dieses Wunders wendet
Dann aus manchem schönen Augensterne
Sich ein Blick, der Anerkennung spendet —
Darum geht er ja so gerne.
Joachim Lange.
„Das sind ja künstliche Blumen!"
„Ja, wenn sie nicht kommt, kann ich sie ein andermal verwenden I"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Höfling" "Das sind ja künstliche Blumen!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 192.1940, Nr. 4941, S. 171
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg