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Der Straßenrat

Zur Lebung der Stimmung sind in
London redegewandte Leute als sogenannte
„Straßenräte" angestellt worden. Sie
sollen auf anscheinend niedergedrückte
Passanten achten, sie über die „wahre
Kriegslage" aufklären und die Verbrei-
tung demoralisierender Gerüchte hindern.

Solch einen Posten hat Fred Jingle
angenommen, nachdem er seine Stellung
als Anreißer für ein Nachtlokal aufge-
geben hatte, weil ihn öfter betrunkene
Offiziere, die in dem Lokal zu sehr ge-
neppt worden waren, fürchterlich ver-
prügelt hatten. Er übt zunächst vor dem
Spiegel, ein recht lustiges Gesicht zu
machen, und begibt sich dann nach der
Antergr undbahnstation am Oxford-Zirkus.
Gerade kommt der Lift heraus mit Fahr-
gästen, die meist recht bedrückt aussehe».
„Einen Augenblick, Ladies and Gentle-
men!" hält Fred Jingle sie an. „Ich
möchte Sie darauf aufmerksam machen,
daß Sie eben ein Erlebnis gehabt haben,
mit dem sich Ihre Meinung über die
Kriegslage vergleichen läßt. Durch das
Dunkel sind Sie gefahren, tief unten, und
so dunkel wäre auch Englands nahe Zu-
kunft, haben Sie wohl gedacht. Aber siehe
da — der Lift hat Sie in die Löhe ge-
tragen, in die strahlende Lelle. Gerade
so ist es mit Englands Siegesaussichten.
Der Feind aber sitzt in dem Lift, der in
die Tiefe fährt."

„Nonsense!" sagt ein alter Lerr. „Der
Feind sitzt in ganz verfluchten Panzer-
wagen, mit denen er verdammt schnell
vorwärts kommt."

„Entsetzlich schnellI" jammert eine ältere
Dame. „Meine Kusine in Lastings hat
mir geschrieben, in der Nacht sehe man
ungeheure Brände an der französischen
Küste. Ganz klar ist der Feuerschein zu
sehen."

„Na also!" ruft Fred Jingle munter.
„Es gibt dort drüben keine Verdunkelung.
Wo keine Verdunkelung ist, da fürchtet
man sich nicht."

„Mann, in Ihrem Kopf scheint völ-
lige Verdunkelung zu sein," erklärt der
alte Lerr achselzuckend.

„Und der Kanonendonner!" mischt sich
ein junges Mädchen ein. „Mein Onkel,
der aus Dover gekommen ist, wo er nicht
mehr hat bleiben dürfen — der hat er-
zählt, daß er unaufhörlich den Kanonen-
donner von Frankreich gehört hat."

Fred Jingle lächelt liebenswürdig.
„Ihr Onkel hat sich getäuscht. Miß. Der
alte Lerr hat wahrscheinlich noch nie eine
Kanone gehört. Wer weiß, welche Ge-
räusche ihn irregeführt haben. Vielleicht
hat er Magenknurren gehabt."

Vier, fünf Stimmen werden laut.
„Magenknurren? Das mag freilich sein.
Ans allen knurrt manchmal der Magen.
And schon wieder sind die Rationen ver-
ringert worden. Es ist ja lächerlich, was
jetzt noch auf den Kopf kommt."

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>
Weygand, Maxime
Churchill, Winston
Reynaud, Paul

Literaturangabe

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Fliegende Blätter, 193.1940, Nr. 4953, S. 9

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