Lernt Radfahren! V°» Ralph «rban
Was dem Lusaren oder dem rauhen Grenzreiter sein Pferd ist,
das ist dem unentwegten Radfahrer sein Drahtesel. Er schläft zwar
nicht mit dem Sattel unter dem Kopf, empfindet es aber ebenso wie
seine Kollegen vom Pferd als Erniedrigung, wenn ihm zugemutet
wird, daß er zu Fuß gehen soll. Sein Leben im Freien spielt sich im
Sattel ab. Regen und Schnee, Wind und Wetter find ihm egal.
Zweitens die Amateure oder Sportler, die ihr Rad nur an ge-
setzlichen Sonn- und Feiertagen und bei Ausbruch der warmen Jahres-
zeit hervorholen.
Drittens die Anwärter, die es erst lernen wollen. And bei denen
bleiben wir, denn sie sind sehr zeitgemäß, seitdem Benzinverbrauch
und Verkehr eingeschränkt wurden. Sogar der Kraftwagenfahrer, der
seine zweirädrigen Mitmenschen vor dem je nach der Mundart in
deutschen Landen mit Grasaffe, Düffel, Idiot, Wildsau, Baumviech,
Lüttenpülcher oder Chaib zu betiteln Pflegte, ging in sich, nachdem
er einige Zeit hindurch zu Fuß gegangen war, und kaufte sich ein
Fahrrad. Aber nicht nur heruntergekommene Automobilisten schwingen
sich auf den Sattel, sondern auch eingefleischte Straßenbahnfahrer.
Sie entlasten sich wie die Verkehrsmittel, schädigen die Kassenverwal-
tung der städtischen Straßenbahnen und fördern die Fahrradindustrie.
Ein Fahrrad macht sich bald bezahlt. Wenn man im Durchschnitt
wöchentlich zwei Mark für die Straßenbahn ausgegeben hat, so macht
das im Jahr rund Rm. 100.—, in zehn Jahren Rm. 1000.—, in hun-
dert Jahren Rm. 10000.—, in tausend Jahren —.
Aber so weit braucht man gar nicht zu gehen, die Anschaffungs-
kosten bringt man wesentlich früher herein. Abgesehen von der
materiellen Aufwertung ist das Radfahren körperlich und seelisch ge-
sund. Das Doppelkinn — oberhalb und unter der Weste — schwindet
(wer braucht noch Karlsbad?); das Selbstvertrauen hebt sich nach voll-
brachter körperlicher Leistung, und der Blick wird wieder scharf, wenn
der eisgraue Spitzbart im Fahrtenwind knattert.
Was Länschen nicht lernte, kann Lans immer noch nachholen.
Man nehme ein altes Fahrrad, eine noch ältere Lose und eine stille
Allee, sowie einen Mitläufer — Lalt, hier trennen sich die Geschlechter,
denn es sind natürlich schon wieder die Damen, die es da leichter
haben. Abgesehen davon, daß die alte Lose wegfällt, ist der Mit-
läufer eine selbstverständliche Angelegenheit. In der Jugend macht
es einer der schnittigen Kavaliere, in der nächsten Jugend keucht der
einstmalige Sieger und jetzige Ehemann. Wozu hat er auch gesiegt?
Einsam auf seiner Löhe hingegen steht der Mann, wenn er nicht
über einen sentimentalen Jugendfreund, einen bestechlichen Sohn,
oder einen hartnäckigen Schuldner sein eigen nennt. Andernfalls ist
er eben selbst der Mann, der allein und düster die stille Allee hinan-
„Donnerwetter! Ru kann ich ins eigene Geschäft nicht
rein! Schlüssel zu Lause vergessen, und die Duplikate
liegen eingeschlossen im Büroschrank drinnen!"
zieht, bevor er sein ernstes Werk beginnt. Wanderer, lache nicht, so
du ihn einmal links, einmal rechts und dann nur eine Staubwolke
siehst! Auch der schnellste Sprinter war rührend läppisch, als er einst
gehen lernte.
„Treten, treten," spricht der Fahrlehrer, auch wenn keiner vor-
handen ist, „das Gewicht auf den Sattel verlegen und die Lenkstange
nur so leicht halten wie die Zügel eines edlen Zelters." Andernfalls
ist plötzlich ein Baum da, der nicht ausweichen will.
Ja leider!
„Guten Tag, Lerr Schnuddel, lange nicht ge-
sehen, was?"
„Ja — ja, — ich komme gerade aus dem Kranken-
haus, wollte Sie besuchen, aber leider waren Sie
schon gesund."
Die Waffe
Wohnungsnachbar: „Ich hörte Ihre Frau heute
nachmittag wieder ziemlich lange Klavier spielen!"
„Das tut sie nur, um die Zeit totzuschlagen I"
„Eine schreckliche Waffel"
Die Rechnung
Der Reisende legte dem Chef die Spesenrechnung
vor. Der Chef las: „Für ein Lotelzimmer 33 Mark!"
Er zog die Stirn kraus: „Das kann doch nicht
stimmen....?"
„Doch," nickte der Reisende, „drei Mark kostete
das Zimmer, und dreißig Mark mußte ich Strafe
zahlen wegen mangelhafter Verdunklung!"
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Was dem Lusaren oder dem rauhen Grenzreiter sein Pferd ist,
das ist dem unentwegten Radfahrer sein Drahtesel. Er schläft zwar
nicht mit dem Sattel unter dem Kopf, empfindet es aber ebenso wie
seine Kollegen vom Pferd als Erniedrigung, wenn ihm zugemutet
wird, daß er zu Fuß gehen soll. Sein Leben im Freien spielt sich im
Sattel ab. Regen und Schnee, Wind und Wetter find ihm egal.
Zweitens die Amateure oder Sportler, die ihr Rad nur an ge-
setzlichen Sonn- und Feiertagen und bei Ausbruch der warmen Jahres-
zeit hervorholen.
Drittens die Anwärter, die es erst lernen wollen. And bei denen
bleiben wir, denn sie sind sehr zeitgemäß, seitdem Benzinverbrauch
und Verkehr eingeschränkt wurden. Sogar der Kraftwagenfahrer, der
seine zweirädrigen Mitmenschen vor dem je nach der Mundart in
deutschen Landen mit Grasaffe, Düffel, Idiot, Wildsau, Baumviech,
Lüttenpülcher oder Chaib zu betiteln Pflegte, ging in sich, nachdem
er einige Zeit hindurch zu Fuß gegangen war, und kaufte sich ein
Fahrrad. Aber nicht nur heruntergekommene Automobilisten schwingen
sich auf den Sattel, sondern auch eingefleischte Straßenbahnfahrer.
Sie entlasten sich wie die Verkehrsmittel, schädigen die Kassenverwal-
tung der städtischen Straßenbahnen und fördern die Fahrradindustrie.
Ein Fahrrad macht sich bald bezahlt. Wenn man im Durchschnitt
wöchentlich zwei Mark für die Straßenbahn ausgegeben hat, so macht
das im Jahr rund Rm. 100.—, in zehn Jahren Rm. 1000.—, in hun-
dert Jahren Rm. 10000.—, in tausend Jahren —.
Aber so weit braucht man gar nicht zu gehen, die Anschaffungs-
kosten bringt man wesentlich früher herein. Abgesehen von der
materiellen Aufwertung ist das Radfahren körperlich und seelisch ge-
sund. Das Doppelkinn — oberhalb und unter der Weste — schwindet
(wer braucht noch Karlsbad?); das Selbstvertrauen hebt sich nach voll-
brachter körperlicher Leistung, und der Blick wird wieder scharf, wenn
der eisgraue Spitzbart im Fahrtenwind knattert.
Was Länschen nicht lernte, kann Lans immer noch nachholen.
Man nehme ein altes Fahrrad, eine noch ältere Lose und eine stille
Allee, sowie einen Mitläufer — Lalt, hier trennen sich die Geschlechter,
denn es sind natürlich schon wieder die Damen, die es da leichter
haben. Abgesehen davon, daß die alte Lose wegfällt, ist der Mit-
läufer eine selbstverständliche Angelegenheit. In der Jugend macht
es einer der schnittigen Kavaliere, in der nächsten Jugend keucht der
einstmalige Sieger und jetzige Ehemann. Wozu hat er auch gesiegt?
Einsam auf seiner Löhe hingegen steht der Mann, wenn er nicht
über einen sentimentalen Jugendfreund, einen bestechlichen Sohn,
oder einen hartnäckigen Schuldner sein eigen nennt. Andernfalls ist
er eben selbst der Mann, der allein und düster die stille Allee hinan-
„Donnerwetter! Ru kann ich ins eigene Geschäft nicht
rein! Schlüssel zu Lause vergessen, und die Duplikate
liegen eingeschlossen im Büroschrank drinnen!"
zieht, bevor er sein ernstes Werk beginnt. Wanderer, lache nicht, so
du ihn einmal links, einmal rechts und dann nur eine Staubwolke
siehst! Auch der schnellste Sprinter war rührend läppisch, als er einst
gehen lernte.
„Treten, treten," spricht der Fahrlehrer, auch wenn keiner vor-
handen ist, „das Gewicht auf den Sattel verlegen und die Lenkstange
nur so leicht halten wie die Zügel eines edlen Zelters." Andernfalls
ist plötzlich ein Baum da, der nicht ausweichen will.
Ja leider!
„Guten Tag, Lerr Schnuddel, lange nicht ge-
sehen, was?"
„Ja — ja, — ich komme gerade aus dem Kranken-
haus, wollte Sie besuchen, aber leider waren Sie
schon gesund."
Die Waffe
Wohnungsnachbar: „Ich hörte Ihre Frau heute
nachmittag wieder ziemlich lange Klavier spielen!"
„Das tut sie nur, um die Zeit totzuschlagen I"
„Eine schreckliche Waffel"
Die Rechnung
Der Reisende legte dem Chef die Spesenrechnung
vor. Der Chef las: „Für ein Lotelzimmer 33 Mark!"
Er zog die Stirn kraus: „Das kann doch nicht
stimmen....?"
„Doch," nickte der Reisende, „drei Mark kostete
das Zimmer, und dreißig Mark mußte ich Strafe
zahlen wegen mangelhafter Verdunklung!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Donnerwetter! Nun kann ich ins eigene Geschäft nicht rein!" "Und du meintest, eine Kuh wäre ein dankbares Motiv!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 193.1940, Nr. 4954, S. 15
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg