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Das Wunder

Willi sieht zwei Schornsteinfeger über die Straße gehen.
Staunt und meint: „Ach, sind das Zwillinge?"

In Marienbad

Panse ist in Marienbad gewesen. „Wissen Sie, wer mir dort
in den Weg gelaufen ist?" erzählt er Zerbe. „Sträuber, der
verdammte Lalunke, der mich so begaunert hat. Natürlich wollte
er sich dünn machen."

„Na, Sie doch auchl" meint Zerbe.

Zwei Fliegen auf einen Schlag

Tante Emilie ist seit drei Tagen bei Zieblands zu Besuch;
mindestens vier Wochen will sie bleiben. Zieblands sind sehr be-
kümmert; sie haben es schwer mit Tante Emilie.

Da kommt eine Postkarte von Tante Berta: auch sie will
Zieblands beglücken. Tante Berta und Tante Emilie sind Tod-
feindinnen; niemals würden sie unter dem gleichen Dache Hausen.
Also läuft Benno Ziebland sofort aufs Postamt und telegraphiert:
„Bitte Besuch aufschieben. Jetzt Tante Emilie hier."

Erleichtert kommt er zurück. Die Gattin hat schon auf ihn
gewartet. „Pstl Tante Emilie packt."

„Nanu? Fährt sie ab?"

„Za! Ich habe ihr erzählt, Tante Berta würde kommen."

Hufeisen bringen Glück

Von Werner Granville Schmidt
Am Sonntagmorgen macht Lerr Ochsenwadel mit Frau und
Kind einen Spaziergang ins Grüne.

Die Sonne brennt so recht schön auf, und um den Genuß
voll zu machen, nimmt die Kette der staubaufwirbelnden Autos
schier kein Ende.

Aus einmal verhält Lerr Ochsenwadel den Schritt, beugt sich
ächzend nieder und hebt ein altes, rostiges Lufeisen empor.

„Das nenn ich ein Glück!" triumphiert er. „Lufeisen gelten
schon immer als Glücksbringer; aber jetzt, wo die Pferde beinahe
eine Seltenheit sind, bedeuten sie doppeltes Glück. Das Lufeisen
nehmen wir mit heim und nageln es über die Tür. Komm Peter,
trag schön das Eisen!"

„Aber Onkelchen, warum hast du so furchtbar über den alten
Moor im Lungerturm gelacht?"

„Den spielt doch Pannicke, und mit dem Hab' ich vor dem
Theater 'ne Ente gegessen."

Die Natursängerin

„Woher das Mädel so gut jodeln kann?"

„Bon einer Gesangslehrerin, die auf einer Alm Unterricht
genommen hat!"

Peter, der sechsjährige Sprößling, läßt die Lippe hängen. Bei der
Litze noch ein Lufeisen Herumschleppen müssen, ist gerade kein Vergnügen.

„Was?" ereifert sich der Vater, „ich glaube gar, du ziehst ein schiefes
Gesicht, wenn ich dich etwas heiße!" und bums hat der Peter einen schal-
lenden Katzenkopf gefangen.

Nun mischt sich empört die Mutter ein: „Warum du auch das blöde
Lufeisen mitnehmen willst. Wie ein Kind bist du, das alles aus dem
Dreck herausklauben muß. Aber selber tragen, das magst du natürlich
nicht, und wenn der arme Junge nicht gleich entzückt ist über die Last, kriegt
er noch Prügel.— Der ganze Spaziergang ist mir schon verdorben."

Der Vater knurrt, Peter heult, die Mutter mault, so ziehen sie ihres
Weges, und das ganze nennt man dann ein Sonntagsvergnügen.

Im Lause nimmt Ochsenwadel dem Buben das Lufeisen ab und
besorgt sich Lämmer und Nägel.

„Lalt mir die Nägel, Bub!" befiehlt er, und während Frau Ochsen-
wadel die sonntägliche Mittagstafel vorbereitet, versucht er, das Luf-
eisen über dem Lauseingang zu befestigen. Auf einmal stößt er einen
Schrei aus, dem ein ganzer Rattenkönig an Verwünschungen folgt.

Er hat sich nämlich mit dem Lämmer auf den Daumen geklopft.
Darüber muß Peter ja nun lachen. Es sieht auch zu komisch aus, wie
der Vater die Land schlenkert und von einem Fuß auf den andern tanzt.

„Du Lümmel lachst noch, wenn dein Vater sich wehgetan hat?" entrüstet
sich Ochsenwadel mitten im tiefsten Schmerz — und wieder setzt es eine
Tachtel, die sich gewaschen und gekämmt hat. Leulend stürzt Peter davon,
gerade der Mutter in die Arme, die das Esten auftragen will.

„Klirr" sagt es, und die Teller Hüpfen vom Tablett, um sich als
Fragmente auf dem Boden wiederzufinden.

„Grad ein Narr könnte man werden vor Aerger!" begehrt die Mutter
auf. „Was kann denn der arme Bub dafür, daß du so ungeschickt bist.
Natürlich an dem hilflosen Kinde mußt du deinen Aerger auslassen. — And
alles wegen einem alten rostigen Luseisen. Nicht mehr sehen will ich es!"

Da stumpt sich aber Ochsenwadel auf. „So, selber treibst du das
Glück aus dem Laus, wo doch ein Luseisen ein Glücksbringer ist?
Also fort damit!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Aber Onkelchen, warum hast du so furchtbar über den alten Moor im Hungerturm gelacht?" "Die Natursängerin"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Loge <Architektur>
Lachen
Jodeln

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 193.1940, Nr. 4964, S. 135

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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