Tanzvergnügen
(Die Londoner Polizei hat das Tanzen in den
Luftschutzraumen verboten.)
Alarm ist gegeben! Man must
In den Luftschuhraum sich verfügen.
Die jungen Lenke dabei
Betrachten das als Vergnügen.
Da draußen ist allerdings Krieg,
Es könnten auch Bomben krepieren;
hier unten aber ist's nett:
Man kann ein bistchen poussieren.
Da hak auch einer vielleicht
Was mikgebrachk zur Musike;
Im Notfall wird das erseht
Durch pfeifen oder Gequieke.
Ein Schlager wird angestimmt:
„Jetzt munter gehopst und gesprungen!
Bur lustig und immer fidel
Und fröhlich das Tanzbein geschwungen!
Doch nun will die Polizei
Das Tanzen nicht mehr erlauben;
Sie will uns mit solchem Verbot
Der britischen Freiheit berauben.
Vom „Merry Old England" erzählt
Man viel in alten Geschichten,
Die uns von der fernen Zeit
Des Aufstiegs zur Gröste berichten.
Das „Lustige England" — so hat
Begonnen das Blühen und prangen.
Mit Lustigkeit fei darum
Nun auch zu Grunde gegangen!"
E. P.
Verpachtung
wenn England einen platz gewünscht,
Oer ihm zum Oorteil dienen sollte.
Und dodi den Schein des rauhen Zwangs
Nach außenhin vermeiden wollte.
So ward als Busweg es betrachtet:
Es hat die Gegend dann gepachtet.
So ist das einst bei Sansibar,
Bei Dürsten und bei den Chinesen
Oer scheinbar noblere Ersatz
§ür einen glatten Naub gewesen.
Es war dagegen nidits zu machen:
Oer Starke pachtete vom Schwachen.
Bus neunundneunzig Jahre ward
Ein saldier Pachtvertrag geschlossen
Zum Zwecke der Lemdirtelung.
Eh' solche lange Zeit verflossen,
va mag sehr viel sid) umgestalten;
Oas Pad)tgut wird vielleicht behalten.
Oer Brite war der grosze Herr,
Oer gnädig nicht in ungestümer
Aktion die Sache einfach nahm.
Oer nominelle Eigentümer
war aber nur gering geachtet;
Er hatte ja aus Zwang verpachtet.
Ooch nun — der Brite kommt und klopft
Leim Yankee an: „Nah Ihrer Hüfte
Besitz' ich allerlei, das wohl
§ür Sie von Vorteil scheinen müßte.
Sie können's, wenn Sie danach trachten,
Bus neunundneunzig Jahre pachten."
welch Wandel doch! Oer Brite zeigt
Entgegenkommendes Gebahren.
Nur scheint dabei verwunderlich:
Er spricht von neunundneunzig Jahren
Und weiß nicht mal vor allen vingen:
was wird die nächste Zukunft bringen?
—on.
Kleine Chronik
Ein Sah Winston Churchills: „Einer der Wege, diesen Krieg zu
einem schnellen, guten Ende zu bringen,ist, den Feind nicht durch Worte,
sondern durch Taten zu überzeugen, daß wir die Mittel haben, schwere
Schläge auszuteilen."
Dieses großartige Rezept hätte er weniger umständlich auch so
formulieren können: „Der richtige Weg, den Krieg zu gewinnen, ist,
zu siegen."
Die englische Zeitung „Illustrated" hat einige phantastische Zeich-
nungen gcbrad)k, die die künftige „englische Offensive" darstellen:
englische Kolonnen marschieren längs der Donau auf Wien zu,
andere durch das Rheintal nach dem Industriegebiet usw.
Diese Zeitschrift scheint vor allem die englische Ahnungslosigkeit
illustrieren zu wollen. t
Im englischen Unterhaus wurde die Anfrage an die Regierung
gerichtet, ob sie es für znläffig halte, daß die Landley Page-Flug-
zeugwerke 44,8 Prozent Dividende gezahlt haben. Ein Regierungs-
Vertreter entgegnete, dagegen wäre nichts einzuwenden.
Der Krieg muß Gewinne bringen, auch wenn er verloren wird.
*
Das britische Kriegsministerium ist mit den letzten amerikanischen
Lieferungen sehr unzufrieden: von 600000 Gewehren war die Hälfte
wegen eines Kaliberfehlers unbrauchbar; 500 Geschütze waren so
veraltet, daß sie eher in ein Museum gehörten.
Die Amerikaner sind eben der Meinung, in diesem Kriege seien
den Engländern alle Mittel recht.
154
Zur Hebung der Stimmung erscheinen jetzt im Anzeigenteil der
großen englischen Zeitungen Erklärungen dieses Inhalts: „Warum
führen wir Krieg? Für das Recht auf Cricket, Gewerkschaften,
Freimaurerei, freie Presse, Kirchen- und Synagogenbesuch."
Das ist Ansinn. Von uns aus können alle Engländer den ganzen Tag
Cricket spielen, freimauern, in Synagogen sitzen usw. Aber England führt
überhaupt nicht für irgend ein Recht Krieg. Sondern für Anrecht.
Der englische Luftmarschall Trenchard hat erklärt, man solle nicht
immer schreiben und sagen, daß England jetzt als eine belagerte
Festung zu betrachten sei; das mute zu sehr nach Defensive an, und
diese Lage sei bereits überwunden.
England ist keine belagerte Festung mehr. Es ist — entsetzt.
In einer seiner letzten Reden hat Winston Churchill gesagt, es
sei ein Glück, daß so viele Juden aus Deutschland nach England emi-
griert seien; es seien bedeutende Wissenschaftler darunter, die für
Englands Kriegführung wichtige Erfindungen machen könnten.
Run, bis jetzt haben die Juden nur in den Schilderungen deut-
scher Zustände Erfindungen geleistet, von denen allerdings in Eng-
land ausgiebig Gebrauch gemacht worden ist.
König Georg von England hat sich die französischen Freiwilligen
vorstellen lassen. Dabei hat er, wie die englischen Zeitungen mit
Freude berichtet haben, jedem Manne die Hand geschüttelt.
Darüber hätten die Zeitungen eher traurig sein müssen. Denn wenn
die Zahl der Freiwilligen einigermaßen beträchtlich gewesen wäre,
hätten Seine Majestät nicht jedem Einzelnen die Land schütteln können-
(Die Londoner Polizei hat das Tanzen in den
Luftschutzraumen verboten.)
Alarm ist gegeben! Man must
In den Luftschuhraum sich verfügen.
Die jungen Lenke dabei
Betrachten das als Vergnügen.
Da draußen ist allerdings Krieg,
Es könnten auch Bomben krepieren;
hier unten aber ist's nett:
Man kann ein bistchen poussieren.
Da hak auch einer vielleicht
Was mikgebrachk zur Musike;
Im Notfall wird das erseht
Durch pfeifen oder Gequieke.
Ein Schlager wird angestimmt:
„Jetzt munter gehopst und gesprungen!
Bur lustig und immer fidel
Und fröhlich das Tanzbein geschwungen!
Doch nun will die Polizei
Das Tanzen nicht mehr erlauben;
Sie will uns mit solchem Verbot
Der britischen Freiheit berauben.
Vom „Merry Old England" erzählt
Man viel in alten Geschichten,
Die uns von der fernen Zeit
Des Aufstiegs zur Gröste berichten.
Das „Lustige England" — so hat
Begonnen das Blühen und prangen.
Mit Lustigkeit fei darum
Nun auch zu Grunde gegangen!"
E. P.
Verpachtung
wenn England einen platz gewünscht,
Oer ihm zum Oorteil dienen sollte.
Und dodi den Schein des rauhen Zwangs
Nach außenhin vermeiden wollte.
So ward als Busweg es betrachtet:
Es hat die Gegend dann gepachtet.
So ist das einst bei Sansibar,
Bei Dürsten und bei den Chinesen
Oer scheinbar noblere Ersatz
§ür einen glatten Naub gewesen.
Es war dagegen nidits zu machen:
Oer Starke pachtete vom Schwachen.
Bus neunundneunzig Jahre ward
Ein saldier Pachtvertrag geschlossen
Zum Zwecke der Lemdirtelung.
Eh' solche lange Zeit verflossen,
va mag sehr viel sid) umgestalten;
Oas Pad)tgut wird vielleicht behalten.
Oer Brite war der grosze Herr,
Oer gnädig nicht in ungestümer
Aktion die Sache einfach nahm.
Oer nominelle Eigentümer
war aber nur gering geachtet;
Er hatte ja aus Zwang verpachtet.
Ooch nun — der Brite kommt und klopft
Leim Yankee an: „Nah Ihrer Hüfte
Besitz' ich allerlei, das wohl
§ür Sie von Vorteil scheinen müßte.
Sie können's, wenn Sie danach trachten,
Bus neunundneunzig Jahre pachten."
welch Wandel doch! Oer Brite zeigt
Entgegenkommendes Gebahren.
Nur scheint dabei verwunderlich:
Er spricht von neunundneunzig Jahren
Und weiß nicht mal vor allen vingen:
was wird die nächste Zukunft bringen?
—on.
Kleine Chronik
Ein Sah Winston Churchills: „Einer der Wege, diesen Krieg zu
einem schnellen, guten Ende zu bringen,ist, den Feind nicht durch Worte,
sondern durch Taten zu überzeugen, daß wir die Mittel haben, schwere
Schläge auszuteilen."
Dieses großartige Rezept hätte er weniger umständlich auch so
formulieren können: „Der richtige Weg, den Krieg zu gewinnen, ist,
zu siegen."
Die englische Zeitung „Illustrated" hat einige phantastische Zeich-
nungen gcbrad)k, die die künftige „englische Offensive" darstellen:
englische Kolonnen marschieren längs der Donau auf Wien zu,
andere durch das Rheintal nach dem Industriegebiet usw.
Diese Zeitschrift scheint vor allem die englische Ahnungslosigkeit
illustrieren zu wollen. t
Im englischen Unterhaus wurde die Anfrage an die Regierung
gerichtet, ob sie es für znläffig halte, daß die Landley Page-Flug-
zeugwerke 44,8 Prozent Dividende gezahlt haben. Ein Regierungs-
Vertreter entgegnete, dagegen wäre nichts einzuwenden.
Der Krieg muß Gewinne bringen, auch wenn er verloren wird.
*
Das britische Kriegsministerium ist mit den letzten amerikanischen
Lieferungen sehr unzufrieden: von 600000 Gewehren war die Hälfte
wegen eines Kaliberfehlers unbrauchbar; 500 Geschütze waren so
veraltet, daß sie eher in ein Museum gehörten.
Die Amerikaner sind eben der Meinung, in diesem Kriege seien
den Engländern alle Mittel recht.
154
Zur Hebung der Stimmung erscheinen jetzt im Anzeigenteil der
großen englischen Zeitungen Erklärungen dieses Inhalts: „Warum
führen wir Krieg? Für das Recht auf Cricket, Gewerkschaften,
Freimaurerei, freie Presse, Kirchen- und Synagogenbesuch."
Das ist Ansinn. Von uns aus können alle Engländer den ganzen Tag
Cricket spielen, freimauern, in Synagogen sitzen usw. Aber England führt
überhaupt nicht für irgend ein Recht Krieg. Sondern für Anrecht.
Der englische Luftmarschall Trenchard hat erklärt, man solle nicht
immer schreiben und sagen, daß England jetzt als eine belagerte
Festung zu betrachten sei; das mute zu sehr nach Defensive an, und
diese Lage sei bereits überwunden.
England ist keine belagerte Festung mehr. Es ist — entsetzt.
In einer seiner letzten Reden hat Winston Churchill gesagt, es
sei ein Glück, daß so viele Juden aus Deutschland nach England emi-
griert seien; es seien bedeutende Wissenschaftler darunter, die für
Englands Kriegführung wichtige Erfindungen machen könnten.
Run, bis jetzt haben die Juden nur in den Schilderungen deut-
scher Zustände Erfindungen geleistet, von denen allerdings in Eng-
land ausgiebig Gebrauch gemacht worden ist.
König Georg von England hat sich die französischen Freiwilligen
vorstellen lassen. Dabei hat er, wie die englischen Zeitungen mit
Freude berichtet haben, jedem Manne die Hand geschüttelt.
Darüber hätten die Zeitungen eher traurig sein müssen. Denn wenn
die Zahl der Freiwilligen einigermaßen beträchtlich gewesen wäre,
hätten Seine Majestät nicht jedem Einzelnen die Land schütteln können-
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Edens Braintrust"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 193.1940, Nr. 4965, S. 154
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg