Die Last des weißen Mannes „Laß dich nicht stören, ich lösche nur eben einigen Idealisten ihren Freiheitsdurst/
I r ö s t u n g e n
(Die „Times“ haben ihren Lesern zur Beruhigung erklärt: „Einmal müssen die deutschen Bomben
doch alle werden.“)
Es merkt ja schließlich jedermann,
Wir wollen es auch gar nicht leugnen,
Daß sich durch deutschen Luftangriff
Malöre viel bei uns ereignen.
Doch haben wir den sichern Trost:
Es kommt ein Ende der Beschwerden,
Denn schließlich müssen einmal doch
Die deutschen Bomben alle werden.
Gar mancher hat durch Schmerzen oft
fln dem und jenem Zahn zu leiden;
Das bringt ihm schlimme Tage dann,
Die alle Freuden ihm beschneiden,
Doch kann er trösten sich damit:
Bringt er’s zu langem Erdenwallen,
ist er die Schmerzen los, wenn ihm
Der letzte Zahn herausgefallen.
Es ist bedauerlich zu sehn.
Wie unser Pfund im flbwärtsgleiten;
Es scheint auf diesem Wege auch
Nur immer weiter noch zu schreiten.
Geduld! Bekümmert euch nicht drum,
Weil die Gewißheit uns beschert ist:
Das Pfund sinkt ganz bestimmt nicht mehr,
Wenn’s einmal überhaupt nichts wert ist.
Es brennt dein Haus. Das Feuer loht
ln allen Stuben schon und Kammern
Vom Keller an bis hoch zum Dach.
Doch sollst du, Freund, darum nicht jammern.
Das Unglück ist ja nicht so schlimm,
Du darfst den Trost doch nicht vergessen:
Der größte Brand nimmt auch ein End',
Wenns’ Feuer alles aufgefressen.
Ein Präfekt
(Der Präfekt des Rhone-Departements bat vor Schul-
kindern in Lyon eine merkwürdige Rede gehalten.)
Für seine Rede hatte entdeckt
Ein schönes Thema der Herr Präfekt.
„Ihr Kinder Lyons," so führte er aus,
„Seid glücklich in Frankreichs Vaterhaus.
Bedenkt: Ihr dürft ja noch sprechen laut
Die Muttersprache, so hold und traut.
Die Kinder im Elsaß aber verlieren
Das Recht, Französisch noch zu parlieren;
Sie müssen künftig als Deutsche leben.
Das hat sich bekanntlich schon einmal begeben,
Als Achtzehnhunderteinundsiebzig
Das Schicksal Frankreichs so sehr getrübt sich,
Worauf dann in unserm schönen Elsaß
So lange Jahre der deutsche Gesell saß.
Doch habt ihr aus der Geschichte vernommen:
Es ist dann wiederum anders gekommen.
Die Deutschen wurden im Weltkrieg besiegt;
Wir haben das Elsaß wiedergekriegt.
Und da uns nun wieder Unglück betroffen,
So laßt uns auf späteren Umschwung hoffen.
Es wird mal anders I In diesem Vertrauen
Sollt, Kinder, ihr in die Zukunft schauen I"
Da staunt man, daß sich der Herr Präfekt
So eigenartiger Rede erkeckt.
Er hat in großen Tönen gesprochen,
Als wäre Frankreich durchaus nicht zerbrochen.
Er sprach zu den Kindern und lud sie ein,
Doch fröhlich bei einem Spiele zu sein.
Nur hat er ein Spiel empfohlen, das schwerlich
Jetzt passend und sehr für Frankreich gefährlich:
Sie sollen mit hoffnungsfrohen Gefühlen
Schon mit dem Revanchegedanken spielen.
—VN.
Wir Briten hatten ziemlich viel
Ruf diesem Globus sonst zu sagen.
Wenn es nun damit anders wird,
So wollen wir deshalb nicht klagen.
Warum denn auch? Es steht ja fest.
Und jeder hat es einzusehen:
Es wird mit diesem Erdenball
Bestimmt einmal zu Ende gehen.
—on.
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I r ö s t u n g e n
(Die „Times“ haben ihren Lesern zur Beruhigung erklärt: „Einmal müssen die deutschen Bomben
doch alle werden.“)
Es merkt ja schließlich jedermann,
Wir wollen es auch gar nicht leugnen,
Daß sich durch deutschen Luftangriff
Malöre viel bei uns ereignen.
Doch haben wir den sichern Trost:
Es kommt ein Ende der Beschwerden,
Denn schließlich müssen einmal doch
Die deutschen Bomben alle werden.
Gar mancher hat durch Schmerzen oft
fln dem und jenem Zahn zu leiden;
Das bringt ihm schlimme Tage dann,
Die alle Freuden ihm beschneiden,
Doch kann er trösten sich damit:
Bringt er’s zu langem Erdenwallen,
ist er die Schmerzen los, wenn ihm
Der letzte Zahn herausgefallen.
Es ist bedauerlich zu sehn.
Wie unser Pfund im flbwärtsgleiten;
Es scheint auf diesem Wege auch
Nur immer weiter noch zu schreiten.
Geduld! Bekümmert euch nicht drum,
Weil die Gewißheit uns beschert ist:
Das Pfund sinkt ganz bestimmt nicht mehr,
Wenn’s einmal überhaupt nichts wert ist.
Es brennt dein Haus. Das Feuer loht
ln allen Stuben schon und Kammern
Vom Keller an bis hoch zum Dach.
Doch sollst du, Freund, darum nicht jammern.
Das Unglück ist ja nicht so schlimm,
Du darfst den Trost doch nicht vergessen:
Der größte Brand nimmt auch ein End',
Wenns’ Feuer alles aufgefressen.
Ein Präfekt
(Der Präfekt des Rhone-Departements bat vor Schul-
kindern in Lyon eine merkwürdige Rede gehalten.)
Für seine Rede hatte entdeckt
Ein schönes Thema der Herr Präfekt.
„Ihr Kinder Lyons," so führte er aus,
„Seid glücklich in Frankreichs Vaterhaus.
Bedenkt: Ihr dürft ja noch sprechen laut
Die Muttersprache, so hold und traut.
Die Kinder im Elsaß aber verlieren
Das Recht, Französisch noch zu parlieren;
Sie müssen künftig als Deutsche leben.
Das hat sich bekanntlich schon einmal begeben,
Als Achtzehnhunderteinundsiebzig
Das Schicksal Frankreichs so sehr getrübt sich,
Worauf dann in unserm schönen Elsaß
So lange Jahre der deutsche Gesell saß.
Doch habt ihr aus der Geschichte vernommen:
Es ist dann wiederum anders gekommen.
Die Deutschen wurden im Weltkrieg besiegt;
Wir haben das Elsaß wiedergekriegt.
Und da uns nun wieder Unglück betroffen,
So laßt uns auf späteren Umschwung hoffen.
Es wird mal anders I In diesem Vertrauen
Sollt, Kinder, ihr in die Zukunft schauen I"
Da staunt man, daß sich der Herr Präfekt
So eigenartiger Rede erkeckt.
Er hat in großen Tönen gesprochen,
Als wäre Frankreich durchaus nicht zerbrochen.
Er sprach zu den Kindern und lud sie ein,
Doch fröhlich bei einem Spiele zu sein.
Nur hat er ein Spiel empfohlen, das schwerlich
Jetzt passend und sehr für Frankreich gefährlich:
Sie sollen mit hoffnungsfrohen Gefühlen
Schon mit dem Revanchegedanken spielen.
—VN.
Wir Briten hatten ziemlich viel
Ruf diesem Globus sonst zu sagen.
Wenn es nun damit anders wird,
So wollen wir deshalb nicht klagen.
Warum denn auch? Es steht ja fest.
Und jeder hat es einzusehen:
Es wird mit diesem Erdenball
Bestimmt einmal zu Ende gehen.
—on.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Last des weißen Mannes"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
"Laß dich nicht stören, ich lösche nur eben einigen Idealisten ihren Freiheitsdurst"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 193.1940, Nr. 4968, S. 190
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg