Fliegende Blätter (194.1941 (Nr. 4979-5004) = 97. Jahrg.)

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Amor mit dem Maschinengewehr

Von Otto Lofmann-Wellenhof

Eine Grazer Zeitung brachte vor etlichen Wochen das Bild zweier
sommerlich gekleideter Mädel, die mit irgendeiner Landarbeit be-
schäftigt auf einer Bank saßen. Diese Bank, schrieb die Zeitung er-
klärend dazu, befände sich in den Anlagen des Grazer Schloßberges;
das wisse man, nicht aber wisse man, wer die beiden Mädel seien.
Grazer Soldaten hätten auf ihrem Urlaub im Sommer am Schloß-
berg ein wenig herumgeknipst, und dabei seien die beiden lieblichen
Kinder der Stadt, zufällig oder nicht zufällig, das wage die Schrift-
leitung nicht zu entscheiden, irgendwie auf einen Film geraten. Und
nun hätten die Soldaten, die inzwischen längst wieder nach ihren im
höchsten Norden gelegenen Garnisonen zurückgekehrt seien, gebeten,
das Bild zu veröffentlichen. Vielleicht fänden sich die beiden
sozusagen unversehens entwickelten Mädchen unter der Leser-
schaft der Zeitung, und vielleicht weiters wären sie dann bereit,
mit den beiden unfreiwilligen Photographen in einen Briefwechsel
zu treten.

Der Erfolg, den dieser Aufruf der Zeitung hatte, darf als ziem-
lich verblüffend bezeichnet werden, denn es meldeten sich nicht bloß
die gewünschten zwei Mädel, sondern weitere zehn erklärten, wie sie
der Schriftleitung milteilten, sich in den beiden abkonterfeiten Schloß-
banksitzerinnen unzweifelhaft zu erkennen.

Lier möchte ich bemerken, daß die Wiedergabe des Bildchens
allerdings ziemlich undeutlich war. Doch scheint mir dieser Umstand
auch nur teilweise eine Erklärung für jenes Aeberangebot zu bilden.

Die Schriftleitung registrierte lächelnd den Einlauf, packte alle
Brieflein, die ein ganzes Duft- und Farbenbukett bildeten, zusammen
und schickte das Päckchen den beiden glücklichen Lichtbildnern. Schloß-
bergbänke seien offenbar im Sommer „stark gefragt" und steirische
Urlauber zu allen Zeiten, fügte man im Begleitschreiben erklärend
hinzu.

Die Soldaten begrüßten die Ankunft des Päckchens mit Lallo.
Die beiden Urheber dieser gelungenen Aktion behielten sich das erste
Wahlrecht unter den Briefen vor, während sie den stattlichen Ueber-
schuß neidlos anderen Grazer Kameraden überließen.

So spann sich bald ein reger, zwölffacher Briefwechsel an. Nicht
genug damit, tat das Schicksal, in Gestalt eines Verständnis- und
humorvollen Vorgesetzten, ein übriges und bewilligte den zwölf
jungen Grazern gleichzeitig ihren Urlaub.

Die freudige Kunde wurde unverzüglich an die Schloßbergbank-
kandidatinnen weiter geleitet und in rührenden Tönen um ein „Wieder-
sehen" bei den Bänken unter dem Kanonenhäuschen auf dem Grazer
Schloßberg für Sonntag, den 17., um elf Uhr vormittags gebeten.

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Profit Neujahr 1941