Alles fürs englische Volk Churchill junior beim Kriegstanz der oberen Zehntausend in Londons Unterwelt
Lünen in Werpeloh
Stein nur dadurch entdeckt, daß ein Pollenbuddler zufällig mit seiner
Gelehrtennase auf ihn fiel? 5der waren die Werpeloher die Entdecker,
die seit Jahrhunderten um diesen Stein wußten, aber kein Theater
um ihn machten? Denn er tat ihnen nichts, und sie wollten nichts
von ihm.
And nun das Tollste: Der gelahrte Gräber begann tatsächlich
und eifrig zu graben. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend.
An einem frühen Nachmittag machte sich der alte Dorfschäfer an
ihn heran und fragte mit Werpeloher Miene, was das Graben
nützen solle. Der Forscher dankte dem Geschick, wenigstens einen
Werpeloher gefunden zu haben, den er nach diesem und jenem befra-
gen konnte. Was er jedoch erfuhr, drehte sich um Geister und Spöken-
kiekerei. Je dümmer ein Werpeloher aussieht, desto gerissener ist er.
Der Forscher war traurig und erzählte dem Schäfer, daß er zuver-
sichtlich annehme, unter dem Lünensteine eine Erinnerung an die dunkle
Vergangenheit zu finden. Vielleicht eine Pfeilspitze, ein Steinbeil,
eine Arne oder sonst etwas . . .
Werpeloh liegt in einem tiefen Tal und ist von der Amwelt so
gut wie abgeschlossen And dennoch geschahen hier zwei Wunder: der
Pollenanulytiker fand genau das, was er sich gewünscht hatte: eine
Pfeilspitze, ein Steinbeil und eine zerbrochene Arne, und der Gen-
darm der weitentlegenen Kreisgemeinde bekam Arbeit, denn in Werpe-
loh war gestohlen worden. Zwei Vorgänge, die das Dorf in Atem
hielten. Der Diebstahl eigentlich mehr als der Fund, denn Fund
war Fund, aber ein Diebstahl hatte sich in Werpeloh noch nie zu-
getragen. Anormal und sensationell an dem Fund war nur, daß der
Pollengelehrte ausgerechnet jene prähistorischen Kostbarkeiten unter
dem Steine fand, die dem Gemeindevorsteher aus seinem alten Schapp,
das seit Generationen in der großen Vorküche steht, gestohlen wor-
den waren.
Was lag näher, als daß der Gelehrte bei dem Gendarmen in
Verdacht geriet, den Diebstahl ausgeführt zu haben. And das ganze
Dorf benahm sich, daß dein braven Forscher angst und bange wurde.
Doch die Vorgesetzte Behörde des Gendarmen kannte den Gelehrten
und hielt ihn für zu klug und zu ehrenhaft, einen so billigen und
plumpen Einbruchsdiebstahl begangen zu haben. Man stand vor
einem Rätsel, untersuchte hin und her und kam zu keinem anderen
Ergebnis, als daß jeder Werpeloher eine so dumme und unschuldige
Miene machte, daß man ihm alles andere, aber keinen Diebstahl Zu-
trauen mochte. Kurz und gut: die Pfeilspitze, das Steinbeil und der
zerbrochene Krug wurden zu den anderen Reliquien der Vergangenheit
in das alte Schapp zurückgebracht, und der Forscher machte sich ent-
täuscht, ärgerlich und dennoch recht gründlich aus dem Staube.
Die Werpeloher wohnen in einem tiefen Tal und haben merk-
würdigerweise auch ein tiefes Gemüt und ihren Ehrgeiz. Darum
war der Schulmeister gar nicht erstaunt, als einige Tage später der
Ortsvorsteher und der Schäfer zu ihm kamen und ihn um die Ab-
fassung eines Textes baten, der kurz darauf in der Kreiszeitung ver-
öffentlicht wurde. And obwohl dieses Geschichtchen nahezu zwanzig
Jahre her ist, wird es heute noch gern allen Besuchern in Werpeloh
gezeigt. Es ist in Glas gefaßt, beim Ortsvorsteher zu sehen und lautet:
„Die amtlichen Prüfungen der Bürgermeisterei haben einwand-
frei ergeben, daß jene Funde aus der Vorzeit, die vor wenigen
Tagen durch den Forscher X unter einem Lünenstein entdeckt wurden,
zusammen mit weiteren Teilen vor nahezu sechzig Fahren durch den
53
Lünen in Werpeloh
Stein nur dadurch entdeckt, daß ein Pollenbuddler zufällig mit seiner
Gelehrtennase auf ihn fiel? 5der waren die Werpeloher die Entdecker,
die seit Jahrhunderten um diesen Stein wußten, aber kein Theater
um ihn machten? Denn er tat ihnen nichts, und sie wollten nichts
von ihm.
And nun das Tollste: Der gelahrte Gräber begann tatsächlich
und eifrig zu graben. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend.
An einem frühen Nachmittag machte sich der alte Dorfschäfer an
ihn heran und fragte mit Werpeloher Miene, was das Graben
nützen solle. Der Forscher dankte dem Geschick, wenigstens einen
Werpeloher gefunden zu haben, den er nach diesem und jenem befra-
gen konnte. Was er jedoch erfuhr, drehte sich um Geister und Spöken-
kiekerei. Je dümmer ein Werpeloher aussieht, desto gerissener ist er.
Der Forscher war traurig und erzählte dem Schäfer, daß er zuver-
sichtlich annehme, unter dem Lünensteine eine Erinnerung an die dunkle
Vergangenheit zu finden. Vielleicht eine Pfeilspitze, ein Steinbeil,
eine Arne oder sonst etwas . . .
Werpeloh liegt in einem tiefen Tal und ist von der Amwelt so
gut wie abgeschlossen And dennoch geschahen hier zwei Wunder: der
Pollenanulytiker fand genau das, was er sich gewünscht hatte: eine
Pfeilspitze, ein Steinbeil und eine zerbrochene Arne, und der Gen-
darm der weitentlegenen Kreisgemeinde bekam Arbeit, denn in Werpe-
loh war gestohlen worden. Zwei Vorgänge, die das Dorf in Atem
hielten. Der Diebstahl eigentlich mehr als der Fund, denn Fund
war Fund, aber ein Diebstahl hatte sich in Werpeloh noch nie zu-
getragen. Anormal und sensationell an dem Fund war nur, daß der
Pollengelehrte ausgerechnet jene prähistorischen Kostbarkeiten unter
dem Steine fand, die dem Gemeindevorsteher aus seinem alten Schapp,
das seit Generationen in der großen Vorküche steht, gestohlen wor-
den waren.
Was lag näher, als daß der Gelehrte bei dem Gendarmen in
Verdacht geriet, den Diebstahl ausgeführt zu haben. And das ganze
Dorf benahm sich, daß dein braven Forscher angst und bange wurde.
Doch die Vorgesetzte Behörde des Gendarmen kannte den Gelehrten
und hielt ihn für zu klug und zu ehrenhaft, einen so billigen und
plumpen Einbruchsdiebstahl begangen zu haben. Man stand vor
einem Rätsel, untersuchte hin und her und kam zu keinem anderen
Ergebnis, als daß jeder Werpeloher eine so dumme und unschuldige
Miene machte, daß man ihm alles andere, aber keinen Diebstahl Zu-
trauen mochte. Kurz und gut: die Pfeilspitze, das Steinbeil und der
zerbrochene Krug wurden zu den anderen Reliquien der Vergangenheit
in das alte Schapp zurückgebracht, und der Forscher machte sich ent-
täuscht, ärgerlich und dennoch recht gründlich aus dem Staube.
Die Werpeloher wohnen in einem tiefen Tal und haben merk-
würdigerweise auch ein tiefes Gemüt und ihren Ehrgeiz. Darum
war der Schulmeister gar nicht erstaunt, als einige Tage später der
Ortsvorsteher und der Schäfer zu ihm kamen und ihn um die Ab-
fassung eines Textes baten, der kurz darauf in der Kreiszeitung ver-
öffentlicht wurde. And obwohl dieses Geschichtchen nahezu zwanzig
Jahre her ist, wird es heute noch gern allen Besuchern in Werpeloh
gezeigt. Es ist in Glas gefaßt, beim Ortsvorsteher zu sehen und lautet:
„Die amtlichen Prüfungen der Bürgermeisterei haben einwand-
frei ergeben, daß jene Funde aus der Vorzeit, die vor wenigen
Tagen durch den Forscher X unter einem Lünenstein entdeckt wurden,
zusammen mit weiteren Teilen vor nahezu sechzig Fahren durch den
53
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Alles fürs englische Volk"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 194.1941, Nr. 4983, S. 53
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg