„Raum und Zeit sind für die Menschen große Probleme."
„Schiffsraum und Lieferzeit sind für die Engländer noch größere Probleme."
DI« Tnte
Entendiebstahl ein. Bis zur Deilung meines Klienten wnrde die
Verhandlung ausgesetzt. Er genas, und es gelang mir, im Laufe
eines längeren Prozesses, die Klage kostenpflichtig abzuweisen. Da
ich jedoch im Aebermaß jugendlicher Rechthaberei — ich war damals
erst fünfundzwanzig Jahre, und es war mein erster gewonnener Pro-
zeß — auch noch auf eine Wiedergutmachung des Schadens plädierte,
beschloß das Gericht, sehr zu meiner Aeberraschung, meinem Eintrag
stattzugeben und die inzwischen prächtig herangewachsene Ente wieder
in den Magen meines Klienten hineinzubringen. Der Neger war
also gezwungen, die ganze fette Ente — ich ließ sie ihm braten,
denn über diese Kleinigkeit stand nichts im Urteil — zu verzehren.
Sie mundete ihm vortrefflich, und er soll ein hervorragender Enten-
fresser geworden sein. Was sagt ihr dazu?"
Ich sah den Apotheker an, er sah mich an, dann langten wir
nach dem letzten Stück, das noch auf der Platte lag, denn der Rechts-
anwalt war durch seine Rede um seinen Anteil gekommen. Wir
sagten: „Für eine Ente — war es eine herrliche Entel"
Im Dienst
Die Kameraden umringen den zurückgekehrten Urlauber.
„Wie hast du die Tage in der Deimat verbracht?"
„Ich bin die ganze Zeit mit der Elektrischen gefahren."
„Aber warum denn?"
„Na, ich wollte doch auch was von meiner Frau haben!"
Das Sumpfhuhn
„Mit dem unsoliden Leben müssen Sie Schluß machen, ehe es
zu spät ist!"
„Sagen Sie mir den äußersten Termin, Lerr Doktor."
Die Belehrung
In einzelnen Läden wird man manchmal wirklich etwas unfreund-
lich bedient. Besonders sind es ganz junge Verkäuferinnen, die der
Meinung sind, der Kunde müffe gleich nehmen, was sie ihm vor-
legen, und ihnen weiter keine Mühe machen. Allerdings — sie sind
zu diesem Benehmen durch jenen Teil der Kundschaft herausge-
fordert worden, der jetzt raffgierig alles aufkauft, was er nur kriegt,
und mit allem zufrieden ist, was er nach Dause schleppen und aus-
stapeln kann.
Din und wieder mag in einem Laden etwas fehlen oder die Aus-
wahl bei einem Artikel knapp sein. Vielleicht hat der Ladenbesitzer
nicht zur Zeit nachbestellt, vielleicht ist die Ware noch unterwegs,
vielleicht ist irgend eine gewünschte Sache jetzt wirklich nicht zu
haben. Aber auf freundliche Erklärungen lassen sich jene sehr jungen
Verkäuferinnen dann nicht ein; sehr überlegen pflegen sie von oben
herab zu sagen: „Es ist doch Krieg!"
Die alte Dame wünschte in dem großen Papierwarengeschäfr
Briefkarten zu erstehen. Die sehr junge Verkäuferin schmiß ihr eine
Packung hin.
„Ach, elfenbeinfarbene möchte ich eigentlich nicht," sagte die alte
Dame. „Daben Sie nicht rein weiße?"
„Nein! erklärte die sehr junge Verkäuferin. „Jetzt ist doch Krieg!"
Und ironisch setzte sie hinzu: „Sie scheinen das noch nicht gemerkt
zu haben."
Die alte Dame lächelte freundlich; sie gab sich den Anschein, nicht
verstanden zu haben. „Ach bitte, liebes Fräulein, ich höre so schlecht
-ich werde meinen Sohn holen."
Der Sohn stand am anderen Ende des Ladens, wo er Ansichts-
karten ansah. Die alte Dame holte ihn heran. „So, liebes Fräulein,
nun sagen Sie noch einmal, was Sie meinten!"
Der Sohn aber war ein Soldat, cher am Krückstock ging. —»n.
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„Schiffsraum und Lieferzeit sind für die Engländer noch größere Probleme."
DI« Tnte
Entendiebstahl ein. Bis zur Deilung meines Klienten wnrde die
Verhandlung ausgesetzt. Er genas, und es gelang mir, im Laufe
eines längeren Prozesses, die Klage kostenpflichtig abzuweisen. Da
ich jedoch im Aebermaß jugendlicher Rechthaberei — ich war damals
erst fünfundzwanzig Jahre, und es war mein erster gewonnener Pro-
zeß — auch noch auf eine Wiedergutmachung des Schadens plädierte,
beschloß das Gericht, sehr zu meiner Aeberraschung, meinem Eintrag
stattzugeben und die inzwischen prächtig herangewachsene Ente wieder
in den Magen meines Klienten hineinzubringen. Der Neger war
also gezwungen, die ganze fette Ente — ich ließ sie ihm braten,
denn über diese Kleinigkeit stand nichts im Urteil — zu verzehren.
Sie mundete ihm vortrefflich, und er soll ein hervorragender Enten-
fresser geworden sein. Was sagt ihr dazu?"
Ich sah den Apotheker an, er sah mich an, dann langten wir
nach dem letzten Stück, das noch auf der Platte lag, denn der Rechts-
anwalt war durch seine Rede um seinen Anteil gekommen. Wir
sagten: „Für eine Ente — war es eine herrliche Entel"
Im Dienst
Die Kameraden umringen den zurückgekehrten Urlauber.
„Wie hast du die Tage in der Deimat verbracht?"
„Ich bin die ganze Zeit mit der Elektrischen gefahren."
„Aber warum denn?"
„Na, ich wollte doch auch was von meiner Frau haben!"
Das Sumpfhuhn
„Mit dem unsoliden Leben müssen Sie Schluß machen, ehe es
zu spät ist!"
„Sagen Sie mir den äußersten Termin, Lerr Doktor."
Die Belehrung
In einzelnen Läden wird man manchmal wirklich etwas unfreund-
lich bedient. Besonders sind es ganz junge Verkäuferinnen, die der
Meinung sind, der Kunde müffe gleich nehmen, was sie ihm vor-
legen, und ihnen weiter keine Mühe machen. Allerdings — sie sind
zu diesem Benehmen durch jenen Teil der Kundschaft herausge-
fordert worden, der jetzt raffgierig alles aufkauft, was er nur kriegt,
und mit allem zufrieden ist, was er nach Dause schleppen und aus-
stapeln kann.
Din und wieder mag in einem Laden etwas fehlen oder die Aus-
wahl bei einem Artikel knapp sein. Vielleicht hat der Ladenbesitzer
nicht zur Zeit nachbestellt, vielleicht ist die Ware noch unterwegs,
vielleicht ist irgend eine gewünschte Sache jetzt wirklich nicht zu
haben. Aber auf freundliche Erklärungen lassen sich jene sehr jungen
Verkäuferinnen dann nicht ein; sehr überlegen pflegen sie von oben
herab zu sagen: „Es ist doch Krieg!"
Die alte Dame wünschte in dem großen Papierwarengeschäfr
Briefkarten zu erstehen. Die sehr junge Verkäuferin schmiß ihr eine
Packung hin.
„Ach, elfenbeinfarbene möchte ich eigentlich nicht," sagte die alte
Dame. „Daben Sie nicht rein weiße?"
„Nein! erklärte die sehr junge Verkäuferin. „Jetzt ist doch Krieg!"
Und ironisch setzte sie hinzu: „Sie scheinen das noch nicht gemerkt
zu haben."
Die alte Dame lächelte freundlich; sie gab sich den Anschein, nicht
verstanden zu haben. „Ach bitte, liebes Fräulein, ich höre so schlecht
-ich werde meinen Sohn holen."
Der Sohn stand am anderen Ende des Ladens, wo er Ansichts-
karten ansah. Die alte Dame holte ihn heran. „So, liebes Fräulein,
nun sagen Sie noch einmal, was Sie meinten!"
Der Sohn aber war ein Soldat, cher am Krückstock ging. —»n.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Raum und Zeit sind für die Menschen große Probleme"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 194.1941, Nr. 4995, S. 197
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg