Vor Pfingsten im Garten
Weiß mit Äastanienblüten
ist mir -er Weg überweht,
-er zwischen flie-er-urchsprühten
Büschen -en Hügel ergeht.
Süße Düfte -es Maien
hauchen im schattigen Gang,
schüchterne Stimmen schalmeien
lieblich am lauschen-en Hang.
Manchmal schüttet -ie Sonne,
-ie sonst ein Wipfel verhüllt,
eine Woge grüngol-ener Wonne,
wie sie -as Her; überfüllt.
Richard von Echaukal
Ein Besuch in der Echrtstleilung
ein pflichtgelreuer Büro-Assistent und prächtiger
Berufskamerad, ein Mann, den als Gatten zu ge-
winnen, jedes Mädchen sich glücklich schätzen könnte
-würde Ihnen das gefallen, Lerr Klopper-
bock?"
Klopperbock war erfreut. „O,das würdeja alles
in Ordnung bringen. Im Büro würde man nicht
mehr über mich lachen, Tante Malchen würde ent-
zückt über ihren Neffen sein, und meine Braut
würde recht bald den Namen Lulda Klopperbock
in das Standesamtsregister zu schreiben wünschen.
Wann werden Sie das veröffentlichen?"
Der Schriftleiter zuckte die Achseln. „Das
weiß ich nicht, Lerr Klopperbock. Es hängt von
Ihnen ab. Denn sehen Sie: die Sätze, die Ihnen
so gefallen haben, sind ja erst die Einleitung zu
einem Witz. Nun muß der Witz kommen. Den zu beschaffen, überlasse
ich Ihnen. Denken Sie sich einen guten Witz aus; Sie bekommen auch
das übliche Lonorar dafür. Vielleicht fällt Ihnen schon auf der Rück-
reise nach Berlin etwas Lustiges ein. Sie fahren doch wohl jetzt
gleich mit dem Mittagszuge zurück, nicht wahr? Dann brauchen Sie
nicht noch eine Nacht zu opfern."
„Das würde ich mir in der Tat gern ersparen. Wenn ich morgen
unausgeschlafen ins Büro käme, würde ja wieder von Bummeln die
Rede sein." Klopperbock sah auf seine Ahr und erhob sich. „Ja, dann
wird es auch Zeit. Den Witz schicke ich Ihnen. Allerdings habe ich
noch nie einen Witz gemacht-wie gelingt einem das eigentlich?
Könnten Sie mir das noch schnell erklären?"
„Ja, ganz so einfach und schnell ist das nicht zu erklären, Lerr
Klopperbock; Sie würden darüber Ihren Zug versäumen, und das
würde mir leid tun." Der Schriftleiter überlegte. „Versuchen Sie,
„Mit der Schneebrille sehe ich jedenfalls gräßlich aus."
„Aber ganz und gar nicht, Lotte."
„Ja, warum willst du mich denn durchaus damit photographieren?"
sich bei Leuten zu unterrichten, die darüber nachgedacht haben. Z. B.
bei Schopenhauer." — „Einen Augenblickl" Klopperbock holte ein
Notizbuch heraus. „Also Schopenhauer. Den Namen habe ich schon
gehört. Gut — den werde ich lesen."
„Dann hat auch Jean Paul in seiner,Vorschule der Aestheti?
ein umfangreiches Kapitel über den Witz."
„Werde ich studieren."
„And von dem einstigen Leidelberger Philosophen Kuno Fischer
gibt es auch eine Abhandlung: Aeber den Witz."
„Wird auch durchgearbeitet. Ich bin Ihnen sehr dankbar für diese
Linweise. Ich werde Ihnen sicherlich einen sehr guten Witz zu der von
Ihnen entworfenen, für mich so nützlichen Einleitung liefern können."—
Damit empfahl sich Klopperbock. Seit seinem Besuch sind jetzt sechs
Wochen vergangen, und er hat noch nichts von sich hören lassen. Wahr-
scheinlich ist er also noch mit seinen vorbereitenden Studien beschäftigt.
ot- •iJAi.UXJL
263
.Nur keine Angst, Karlchen, nach fünf Kilometern bleibt dem Biest glatt die Puste aus/
Weiß mit Äastanienblüten
ist mir -er Weg überweht,
-er zwischen flie-er-urchsprühten
Büschen -en Hügel ergeht.
Süße Düfte -es Maien
hauchen im schattigen Gang,
schüchterne Stimmen schalmeien
lieblich am lauschen-en Hang.
Manchmal schüttet -ie Sonne,
-ie sonst ein Wipfel verhüllt,
eine Woge grüngol-ener Wonne,
wie sie -as Her; überfüllt.
Richard von Echaukal
Ein Besuch in der Echrtstleilung
ein pflichtgelreuer Büro-Assistent und prächtiger
Berufskamerad, ein Mann, den als Gatten zu ge-
winnen, jedes Mädchen sich glücklich schätzen könnte
-würde Ihnen das gefallen, Lerr Klopper-
bock?"
Klopperbock war erfreut. „O,das würdeja alles
in Ordnung bringen. Im Büro würde man nicht
mehr über mich lachen, Tante Malchen würde ent-
zückt über ihren Neffen sein, und meine Braut
würde recht bald den Namen Lulda Klopperbock
in das Standesamtsregister zu schreiben wünschen.
Wann werden Sie das veröffentlichen?"
Der Schriftleiter zuckte die Achseln. „Das
weiß ich nicht, Lerr Klopperbock. Es hängt von
Ihnen ab. Denn sehen Sie: die Sätze, die Ihnen
so gefallen haben, sind ja erst die Einleitung zu
einem Witz. Nun muß der Witz kommen. Den zu beschaffen, überlasse
ich Ihnen. Denken Sie sich einen guten Witz aus; Sie bekommen auch
das übliche Lonorar dafür. Vielleicht fällt Ihnen schon auf der Rück-
reise nach Berlin etwas Lustiges ein. Sie fahren doch wohl jetzt
gleich mit dem Mittagszuge zurück, nicht wahr? Dann brauchen Sie
nicht noch eine Nacht zu opfern."
„Das würde ich mir in der Tat gern ersparen. Wenn ich morgen
unausgeschlafen ins Büro käme, würde ja wieder von Bummeln die
Rede sein." Klopperbock sah auf seine Ahr und erhob sich. „Ja, dann
wird es auch Zeit. Den Witz schicke ich Ihnen. Allerdings habe ich
noch nie einen Witz gemacht-wie gelingt einem das eigentlich?
Könnten Sie mir das noch schnell erklären?"
„Ja, ganz so einfach und schnell ist das nicht zu erklären, Lerr
Klopperbock; Sie würden darüber Ihren Zug versäumen, und das
würde mir leid tun." Der Schriftleiter überlegte. „Versuchen Sie,
„Mit der Schneebrille sehe ich jedenfalls gräßlich aus."
„Aber ganz und gar nicht, Lotte."
„Ja, warum willst du mich denn durchaus damit photographieren?"
sich bei Leuten zu unterrichten, die darüber nachgedacht haben. Z. B.
bei Schopenhauer." — „Einen Augenblickl" Klopperbock holte ein
Notizbuch heraus. „Also Schopenhauer. Den Namen habe ich schon
gehört. Gut — den werde ich lesen."
„Dann hat auch Jean Paul in seiner,Vorschule der Aestheti?
ein umfangreiches Kapitel über den Witz."
„Werde ich studieren."
„And von dem einstigen Leidelberger Philosophen Kuno Fischer
gibt es auch eine Abhandlung: Aeber den Witz."
„Wird auch durchgearbeitet. Ich bin Ihnen sehr dankbar für diese
Linweise. Ich werde Ihnen sicherlich einen sehr guten Witz zu der von
Ihnen entworfenen, für mich so nützlichen Einleitung liefern können."—
Damit empfahl sich Klopperbock. Seit seinem Besuch sind jetzt sechs
Wochen vergangen, und er hat noch nichts von sich hören lassen. Wahr-
scheinlich ist er also noch mit seinen vorbereitenden Studien beschäftigt.
ot- •iJAi.UXJL
263
.Nur keine Angst, Karlchen, nach fünf Kilometern bleibt dem Biest glatt die Puste aus/
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Mit der Schneebrille sehe ich jedenfalls gräßlich aus" "Nur keine Angst, Karlchen..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 194.1941, Nr. 5000, S. 263
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg