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Wie soll der Hund heißen?
Von Peter Robinson
Beutlers werden einen Kund bekommen, ein Lündchen in jenem Ursel hatte übrigens noch keine Ahnung davon. Sie soll über-
Alter, in dem es von den Lundezüchtern als Welpe bezeichnet rascht werden; ganz unvermutet soll auf einmal der kleine neue
wird. Es ist ein Wachtelhund, ein
wunderhübsches Tierchen. Zwar
haben Beutlers es noch nicht
gesehen, aber ein von einer Lunde-
zuchtanstalt ihnen zugeschicktes
Lichtbild. Darauf haben sie den
kleinen Lund sofort bestellt, und
seit gestern ist er unterwegs. Es
kann jetzt gar nicht mehr lange
dauern, bis der Expreßgutwagen
durch die Straße kommen und ihn
bringen wird. Beutlers sehen
schon öfter ungeduldig zum Fenster
hinaus.
Lugo und Erna Beutler haben
ein Töchterchen, die vierjährige
Ursel. Lauptsächlich ihretwegen
ist der Lund gekauft worden.
Ursel ist eine begeisterte Lunde-
freundin. Sowie sie einen Lund
sieht, ist sie nicht zu halten; sie
muß aus ihn zulaufen, um ihn
zu streicheln und mit zärtlichen
Worten zu bedenken. Zm allge-
meinen lassen sich das Lunde, be-
sonders die großen, von kleinen
Kindern ja gefallen, aber es gibt
auch Ausnahmen, und vielleicht
könnte einmal einer böse werden
und zuschnappen. Deshalb soll
Ursel ihre Zärtlichkeit nicht mehr
fremdenLundenzuwenden müssen;
sie soll ihren eigenen haben, und
dann werden ihr fremde Lunde
gleichgültig werden, denn der ihre
wird ihr natürlich als der schönste,
beste und einzige erscheinen.Außer-
dem sind Beutlers der Meinung
gewesen, daß gerade ein Stadt-
kind, weil es mit Tieren, die der
Mensch doch auch verstehen ler-
nen soll, sonst gar nichts zu tun
hat, wenigstens Umgang mit einem
Lunde haben müsse. Man muß
also anerkennen, daß Beutlers
recht vernünftig gehandelt haben,
als sie den Lund, das Lündchen,
die Welpe, gekauft haben.
2
„Wohl ein verdienter Mann, dessen Konterfei Sie da abmalen?"
„Sicher, er hat einem meiner Berufskameraden tm 17. Jahrhundett
einen Porträtauftrag verschafft."
Lausgenosse vor ihr stehen, und
die Eltern freuen sich schon darauf,
wie dann Ursel sich freuen wird.
So etwas ist die beste Freude
für Eltern.
Lugo Beutler hat wieder ein-
mal aus dem Fenster gesehen,
auf die Uhr geblickt und unge-
duldig den Kopf geschüttelt. „Wo
die Kerle heute bleiben!" Das
ist eine unschöne Aeußerung, aber
der Umstände halber ist sie ihm
zu verzeihen.
„Das arme Lündchen muß so
lange unterwegs sein, eingesperrt
in einer Kiste!" klagt Erna Beut-
ler. „Er weiß doch gar nicht, was
das bedeuten soll. Aber wenn er
bei uns ist — o, da soll er es
gut haben!"
Lugo fällt etwas ein. „Ja, wie
soll er denn eigentlich heißen?"
„Lumpi!" erklärt Erna sofort,
ohne weiter nachzudenken.
„Albern!" sagt Lugo und trägt
mit diesem Wort in eine nun fol-
gende Debatte unnötige Schärfe.
Demgemäß entgegnet Erna auch
etwas scharf: „Warum soll das
albern sein ? Manche Lunde heißen
so, und es ist ein netter Name."
„Lumpi ist Lümpchen, ein kleiner
Lump, ein Lund aber hat nichts
von einem Lumpen an sich. Ich
bin für Karo."
„Karo? Das ist doch eine Spiel-
karte. Dann kannst du ebensogut
Treff sagen oder Pik oder Coeur."
Lugo Beutler lacht höhnisch.
„Last du eine Ahnung! Karo ist
italienisch und bedeutet der Teure,
der Liebe. Soviel solltest du eigent-
lich wiffen."
Erna wird ärgerlich. „Tu doch
nicht dick mit italienischen Kennt-
nissen; da weißt du ja auch nichts.
Auf unserer Lochzeitsreise hast
du dich ja nie verständigen können.
Wie soll der Hund heißen?
Von Peter Robinson
Beutlers werden einen Kund bekommen, ein Lündchen in jenem Ursel hatte übrigens noch keine Ahnung davon. Sie soll über-
Alter, in dem es von den Lundezüchtern als Welpe bezeichnet rascht werden; ganz unvermutet soll auf einmal der kleine neue
wird. Es ist ein Wachtelhund, ein
wunderhübsches Tierchen. Zwar
haben Beutlers es noch nicht
gesehen, aber ein von einer Lunde-
zuchtanstalt ihnen zugeschicktes
Lichtbild. Darauf haben sie den
kleinen Lund sofort bestellt, und
seit gestern ist er unterwegs. Es
kann jetzt gar nicht mehr lange
dauern, bis der Expreßgutwagen
durch die Straße kommen und ihn
bringen wird. Beutlers sehen
schon öfter ungeduldig zum Fenster
hinaus.
Lugo und Erna Beutler haben
ein Töchterchen, die vierjährige
Ursel. Lauptsächlich ihretwegen
ist der Lund gekauft worden.
Ursel ist eine begeisterte Lunde-
freundin. Sowie sie einen Lund
sieht, ist sie nicht zu halten; sie
muß aus ihn zulaufen, um ihn
zu streicheln und mit zärtlichen
Worten zu bedenken. Zm allge-
meinen lassen sich das Lunde, be-
sonders die großen, von kleinen
Kindern ja gefallen, aber es gibt
auch Ausnahmen, und vielleicht
könnte einmal einer böse werden
und zuschnappen. Deshalb soll
Ursel ihre Zärtlichkeit nicht mehr
fremdenLundenzuwenden müssen;
sie soll ihren eigenen haben, und
dann werden ihr fremde Lunde
gleichgültig werden, denn der ihre
wird ihr natürlich als der schönste,
beste und einzige erscheinen.Außer-
dem sind Beutlers der Meinung
gewesen, daß gerade ein Stadt-
kind, weil es mit Tieren, die der
Mensch doch auch verstehen ler-
nen soll, sonst gar nichts zu tun
hat, wenigstens Umgang mit einem
Lunde haben müsse. Man muß
also anerkennen, daß Beutlers
recht vernünftig gehandelt haben,
als sie den Lund, das Lündchen,
die Welpe, gekauft haben.
2
„Wohl ein verdienter Mann, dessen Konterfei Sie da abmalen?"
„Sicher, er hat einem meiner Berufskameraden tm 17. Jahrhundett
einen Porträtauftrag verschafft."
Lausgenosse vor ihr stehen, und
die Eltern freuen sich schon darauf,
wie dann Ursel sich freuen wird.
So etwas ist die beste Freude
für Eltern.
Lugo Beutler hat wieder ein-
mal aus dem Fenster gesehen,
auf die Uhr geblickt und unge-
duldig den Kopf geschüttelt. „Wo
die Kerle heute bleiben!" Das
ist eine unschöne Aeußerung, aber
der Umstände halber ist sie ihm
zu verzeihen.
„Das arme Lündchen muß so
lange unterwegs sein, eingesperrt
in einer Kiste!" klagt Erna Beut-
ler. „Er weiß doch gar nicht, was
das bedeuten soll. Aber wenn er
bei uns ist — o, da soll er es
gut haben!"
Lugo fällt etwas ein. „Ja, wie
soll er denn eigentlich heißen?"
„Lumpi!" erklärt Erna sofort,
ohne weiter nachzudenken.
„Albern!" sagt Lugo und trägt
mit diesem Wort in eine nun fol-
gende Debatte unnötige Schärfe.
Demgemäß entgegnet Erna auch
etwas scharf: „Warum soll das
albern sein ? Manche Lunde heißen
so, und es ist ein netter Name."
„Lumpi ist Lümpchen, ein kleiner
Lump, ein Lund aber hat nichts
von einem Lumpen an sich. Ich
bin für Karo."
„Karo? Das ist doch eine Spiel-
karte. Dann kannst du ebensogut
Treff sagen oder Pik oder Coeur."
Lugo Beutler lacht höhnisch.
„Last du eine Ahnung! Karo ist
italienisch und bedeutet der Teure,
der Liebe. Soviel solltest du eigent-
lich wiffen."
Erna wird ärgerlich. „Tu doch
nicht dick mit italienischen Kennt-
nissen; da weißt du ja auch nichts.
Auf unserer Lochzeitsreise hast
du dich ja nie verständigen können.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wohl ein verdienter Mann, dessen Konterfei Sie da abmalen?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 195.1941, Nr. 5005, S. 2
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg