Auf dem Trockenplatz „Ich glaube. Cifel, du wirst mal eine tüchtige Lausfrau werden."
„And du ein Dussel von Ehemann, der faul zusieht, wenn
seine Frau sich quälen muß, die Wäsche abzunehmen."
Das Mittel
„Tüüü — tüüü — tüüü — " erklang es von
unten herauf. Lilde stand betont langsam auf
und ging zum Fenster. Sie sah aber nichts,
wahrscheinlich hielt sein Wagen um die Ecke.
„Tüüü —tüüü—tüüü—"
„Es ist so gute Lust draußen," sagte Lilde
zur Mutter, „ich will doch ein wenig fortgehen.
Vielleicht besuche ich Trude."
Drei Minuten später trat sie aus dem
Laustor. Da stand auch der junge Mann, gut
gekleidet, mit einer Aktentasche unter dem Arm
und strahlendem Lächeln im Angesicht. Rot vor
Freude. „Ich habe heute Nacht nicht schlafen
können," sagte er, „und die Stunden gezählt,
die Stunden banger Erwartung. Ich danke
Ihnen, daß sie gekommen sind." Keine Spur
von Dreistigkeit klang mehr aus seinen Wor-
ten. Sie gingen die Straße geradeaus, in ent-
gegengesetzter Richtung zu jener Lausecke, an
der er seinen Wagen stehen haben mußte. Ein
86
schöner Zug von ihm, daß er sie nicht einlud,
mit ihm zu fahren. Es war verboten, aber er
versuchte gar nicht, mit seinem Wagen weiter
zu protzen. Er gefiel Lilde immer besser. Am
besten gefiel er ihr, als sie in einer kleinen
Konditorei saßen, und er zu ihr sagte: „Sie
sind die Frau, die ich suche. Wenn es Ihnen
gelingen würde, mich ein wenig lieb zu ge-
winnen, dann könnten wir in drei Monaten
heiraten."
Dann standen sie wieder unter dem Laus-
tor. Ja, und dann hielt er sie in den Armen
und küßte sie, daß ihr Lören und Sehen und
aller Widerstand verging.
„Mädel," flüsterte er schließlich, „morgen
und übermorgen und alle Tage muß ich dich
sehen. Willst du mich nicht deinen Eltern
vorstellen?"
„Ja, vielleicht," sagte sie, „aber jetzt muß
ich gehen. Du fährst wohl in deinem Wagen
nach Lause?"
„Wagen?" Der junge Mann senkte betreten
den Kopf. „Ich habe keinen Wagen. Aber in
zwei Jahren werden wir beide sicher —"
„Womit hast du denn gehupt?" fragte Lilde
verwundert.
„Ich mußte dich einfach Wiedersehen," ant-
wortete Wolfgang Koller, „und da war mir in
meiner Verzweiflung jedes Mittel recht. Ein wenig
iinponiert es immer, wenn man sagen kann, man
wird dreimal hupen. Deshalb habe ich mir von
einem bekannten Mechaniker eine Lupe ausge-
borgt und sie in dieser Aktentasche hierherge-
bracht. Bist du mir böse?"
„Sehr, du Strolch," sagte Lilde leise, „wenn
nur mein dummes kleines Lerz nicht wäre."
„Ich soll von hier herab-
springen?
Anmöglich! Das ist ja le-
bensgefährlich!"
„Aber lieber Freund, be-
denken Sie doch: es ist
die letzte Szene des
Films!"
„And du ein Dussel von Ehemann, der faul zusieht, wenn
seine Frau sich quälen muß, die Wäsche abzunehmen."
Das Mittel
„Tüüü — tüüü — tüüü — " erklang es von
unten herauf. Lilde stand betont langsam auf
und ging zum Fenster. Sie sah aber nichts,
wahrscheinlich hielt sein Wagen um die Ecke.
„Tüüü —tüüü—tüüü—"
„Es ist so gute Lust draußen," sagte Lilde
zur Mutter, „ich will doch ein wenig fortgehen.
Vielleicht besuche ich Trude."
Drei Minuten später trat sie aus dem
Laustor. Da stand auch der junge Mann, gut
gekleidet, mit einer Aktentasche unter dem Arm
und strahlendem Lächeln im Angesicht. Rot vor
Freude. „Ich habe heute Nacht nicht schlafen
können," sagte er, „und die Stunden gezählt,
die Stunden banger Erwartung. Ich danke
Ihnen, daß sie gekommen sind." Keine Spur
von Dreistigkeit klang mehr aus seinen Wor-
ten. Sie gingen die Straße geradeaus, in ent-
gegengesetzter Richtung zu jener Lausecke, an
der er seinen Wagen stehen haben mußte. Ein
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schöner Zug von ihm, daß er sie nicht einlud,
mit ihm zu fahren. Es war verboten, aber er
versuchte gar nicht, mit seinem Wagen weiter
zu protzen. Er gefiel Lilde immer besser. Am
besten gefiel er ihr, als sie in einer kleinen
Konditorei saßen, und er zu ihr sagte: „Sie
sind die Frau, die ich suche. Wenn es Ihnen
gelingen würde, mich ein wenig lieb zu ge-
winnen, dann könnten wir in drei Monaten
heiraten."
Dann standen sie wieder unter dem Laus-
tor. Ja, und dann hielt er sie in den Armen
und küßte sie, daß ihr Lören und Sehen und
aller Widerstand verging.
„Mädel," flüsterte er schließlich, „morgen
und übermorgen und alle Tage muß ich dich
sehen. Willst du mich nicht deinen Eltern
vorstellen?"
„Ja, vielleicht," sagte sie, „aber jetzt muß
ich gehen. Du fährst wohl in deinem Wagen
nach Lause?"
„Wagen?" Der junge Mann senkte betreten
den Kopf. „Ich habe keinen Wagen. Aber in
zwei Jahren werden wir beide sicher —"
„Womit hast du denn gehupt?" fragte Lilde
verwundert.
„Ich mußte dich einfach Wiedersehen," ant-
wortete Wolfgang Koller, „und da war mir in
meiner Verzweiflung jedes Mittel recht. Ein wenig
iinponiert es immer, wenn man sagen kann, man
wird dreimal hupen. Deshalb habe ich mir von
einem bekannten Mechaniker eine Lupe ausge-
borgt und sie in dieser Aktentasche hierherge-
bracht. Bist du mir böse?"
„Sehr, du Strolch," sagte Lilde leise, „wenn
nur mein dummes kleines Lerz nicht wäre."
„Ich soll von hier herab-
springen?
Anmöglich! Das ist ja le-
bensgefährlich!"
„Aber lieber Freund, be-
denken Sie doch: es ist
die letzte Szene des
Films!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Auf dem Trockenplatz" "Ich soll von hier herabspringen?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 195.1941, Nr. 5010, S. 86
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg