Väterchen Stalin D»n Alfred RtGi-r
»Seid versichert, ihr in London," sprach Väter-
chen Stalin mit erhobener Stimme, „ich rüste!"
„Schön," nickte der britische Botschafter, „aber
hoffentlich nicht zur Abreise!"
„Man hat uns ja immer bloß verleumdet,"
sprach Väterchen Stalin zu dem Interviewer,
„glaubt ja kein Wort! Zum Beispiel hat man
gesagt, wir seien Gottesfeinde und hinderten die
Bevölkerung, Kirche zu halten — genau das
Gegenteil taten wir. Fragt nur die Sibirier!
Wieviele Priester haben wir allein dort-
hin geschickt!"
Kleine Moskauer Geschichte
Sneffarew hat einen Sohn bei den Soldaten;
er ist sogar Unteroffizier. Aber Sneffarew hat
seit Kriegsausbruch nichts mehr von dem Jungen
gehört und ist in großer Sorge um ihn. O, was
mag aus seinem Wladimir geworden sein! Er
ist kein so schlechter Sohn, wie es jetzt viele
Söhne sind.
Sneffarew klagt dem Zimmergenossen Kamew-
ski sein Leid. Er wohnt natürlich nicht allein; es
Hausen sogar noch drei andere in der Stube, die
aber gerade nicht zu Lause sind. Kamewski hat
versucht, Sneffarew zu trösten, aber ohne über-
zeugende Gründe.
I •joJ'.VJ 1
/ -J'/'-KkXj
„Das war gestern wieder, Lord Doubleyou, eine lange Sitzung im
Unterhaus!" — „Indeed! Mit Unterhaus' meinen Sie doch wohl
den Luftschutzkeller, Lord Semicolon?"
Frau Roosevelt stickt Schoner am laufenden Band!
Da poltert es die Treppe herauf. Ein Beamter tritt ein, gefolgt von
einem Rotgardisten mit umgehängter Flinte. „Wer ist Sneffarew?"
Sneffarew steht auf. „Was wird gewünscht?" — „Mitkommen! Verhaftet!"
„Verhaftet? Aber ich habe doch nichts getan?" — „Ist auch nicht nötig.
Du Haft doch einen Sohn, Wladimir, nicht wahr? Na also! Mach' dich fertig!"
Sneffarew ist ganz und gar nicht gebeugt. Sein eben noch bekümmertes
Antlitz zeigt verstohlene Freude. Er flüstert Kamewski zu: „Dem Limmel sei
Dank, meinem Wladi geht's gut! Sie holen mich, weil er zu den Deutschen
hat ausreißen können." —on.
Oie Internationale
Wenn Sonntags sidi um Five o'clock
Zum Tee die Briten setzen,
Dann können sie sich am Konzert
Des Rundfunks auch ergötzen.
Sie hören dabei feierlich
Ruch alle Hymnen klingen
Der Länder, die in diesem Krieg
Mit Großbritannien gingen.
Selbst Luxemburg ist auch dabei.
Nur fehlt die Marseillaise:
Rn Frankreich mag man
denken nicht,
Da hat man voll die Neese.
Doch fand sich prächtiger Ersatz
Dafür mit einem Male:
Das Lied der Sowjetunion,
Die Internationale.
Die Internationale spielt
Der Rundfunk ein paar Wochen,
Dann haben viele Hörer sich
Dagegen ausgesprochen,
Und böse Briefe schrieben sie,
Daß sie die Klänge haßten,
Und Moskaus Lieder keineswegs
Zum Christensonntag paßten.
Duff Cooper, als er noch der Herr
Des Funks, hat dies mißfallen,
Und er entschied: „Hört man nicht
gern
Das Lied der Sowjets schallen,
Die unsre Bundesbrüder sind,
Dann muß man Strafe fühlen:
Wir werden nunmehr überhaupt
Gar keine Hymne spielen.“
Der Vorgang zeigt, daß immerhin
Manch Brite nicht entzücket ist,
Daß man mit Moskau gar so nah
Zusammen jetzt gerüdet ist.
Duff Cooper aber hat erklärt
Gleich einem schlechten Krämer:
„Dann gibt es gar nichts, ist man nicht
Ruch für den Dreck Abnehmer.“ —on.
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»Seid versichert, ihr in London," sprach Väter-
chen Stalin mit erhobener Stimme, „ich rüste!"
„Schön," nickte der britische Botschafter, „aber
hoffentlich nicht zur Abreise!"
„Man hat uns ja immer bloß verleumdet,"
sprach Väterchen Stalin zu dem Interviewer,
„glaubt ja kein Wort! Zum Beispiel hat man
gesagt, wir seien Gottesfeinde und hinderten die
Bevölkerung, Kirche zu halten — genau das
Gegenteil taten wir. Fragt nur die Sibirier!
Wieviele Priester haben wir allein dort-
hin geschickt!"
Kleine Moskauer Geschichte
Sneffarew hat einen Sohn bei den Soldaten;
er ist sogar Unteroffizier. Aber Sneffarew hat
seit Kriegsausbruch nichts mehr von dem Jungen
gehört und ist in großer Sorge um ihn. O, was
mag aus seinem Wladimir geworden sein! Er
ist kein so schlechter Sohn, wie es jetzt viele
Söhne sind.
Sneffarew klagt dem Zimmergenossen Kamew-
ski sein Leid. Er wohnt natürlich nicht allein; es
Hausen sogar noch drei andere in der Stube, die
aber gerade nicht zu Lause sind. Kamewski hat
versucht, Sneffarew zu trösten, aber ohne über-
zeugende Gründe.
I •joJ'.VJ 1
/ -J'/'-KkXj
„Das war gestern wieder, Lord Doubleyou, eine lange Sitzung im
Unterhaus!" — „Indeed! Mit Unterhaus' meinen Sie doch wohl
den Luftschutzkeller, Lord Semicolon?"
Frau Roosevelt stickt Schoner am laufenden Band!
Da poltert es die Treppe herauf. Ein Beamter tritt ein, gefolgt von
einem Rotgardisten mit umgehängter Flinte. „Wer ist Sneffarew?"
Sneffarew steht auf. „Was wird gewünscht?" — „Mitkommen! Verhaftet!"
„Verhaftet? Aber ich habe doch nichts getan?" — „Ist auch nicht nötig.
Du Haft doch einen Sohn, Wladimir, nicht wahr? Na also! Mach' dich fertig!"
Sneffarew ist ganz und gar nicht gebeugt. Sein eben noch bekümmertes
Antlitz zeigt verstohlene Freude. Er flüstert Kamewski zu: „Dem Limmel sei
Dank, meinem Wladi geht's gut! Sie holen mich, weil er zu den Deutschen
hat ausreißen können." —on.
Oie Internationale
Wenn Sonntags sidi um Five o'clock
Zum Tee die Briten setzen,
Dann können sie sich am Konzert
Des Rundfunks auch ergötzen.
Sie hören dabei feierlich
Ruch alle Hymnen klingen
Der Länder, die in diesem Krieg
Mit Großbritannien gingen.
Selbst Luxemburg ist auch dabei.
Nur fehlt die Marseillaise:
Rn Frankreich mag man
denken nicht,
Da hat man voll die Neese.
Doch fand sich prächtiger Ersatz
Dafür mit einem Male:
Das Lied der Sowjetunion,
Die Internationale.
Die Internationale spielt
Der Rundfunk ein paar Wochen,
Dann haben viele Hörer sich
Dagegen ausgesprochen,
Und böse Briefe schrieben sie,
Daß sie die Klänge haßten,
Und Moskaus Lieder keineswegs
Zum Christensonntag paßten.
Duff Cooper, als er noch der Herr
Des Funks, hat dies mißfallen,
Und er entschied: „Hört man nicht
gern
Das Lied der Sowjets schallen,
Die unsre Bundesbrüder sind,
Dann muß man Strafe fühlen:
Wir werden nunmehr überhaupt
Gar keine Hymne spielen.“
Der Vorgang zeigt, daß immerhin
Manch Brite nicht entzücket ist,
Daß man mit Moskau gar so nah
Zusammen jetzt gerüdet ist.
Duff Cooper aber hat erklärt
Gleich einem schlechten Krämer:
„Dann gibt es gar nichts, ist man nicht
Ruch für den Dreck Abnehmer.“ —on.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das war gestern wieder, Lord Doubleyou, eine lange Sitzung im Unterhaus!" "England braucht Küstenschoner"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 195.1941, Nr. 5012, S. 121
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg