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Die Reisende

Von Alfred Richter

Mister Jonathan Fowler, Präsident der World Line, feierte
ein hohes Jubiläum.

Es gab viel Sekt und fast noch mehr Festreden.

Dann kamen die Interviewer und wollten Stoff für fulminante
Zeitungsartikel in Times und Daily News und anderen Börsen-
papieren. Einer sagte was
von „dem Geschäftsmann,
den noch niemand ernstlich
übervorteilt hätte," und
unter Briten ist das un-
bedingt das vorstellbar
allerhöchste Lob. Mister
Fowler aber verzog das
Altermannsgesicht bei die-
ser Phrase des Journa-
listen und winkte ziemlich
ungnädig ab. „Ah," sagte
er, „Sie suchen wahrschein-
lich Stoff für eine short
story, die die Leute lachen
machen soll, und Lachen
ist zwar gesund, aber nicht
für mich,wenn es auf meine
Kosten geht." Er war sonst
nicht halb so gesprächig,
als großer Geschäftsmann,
aber er hatte selber aller-
hand Sekt hintergekippt,
und dieser Teufelstrank löst
die Lippen. Der Journalist
erkannte Mister Fowlers
gesteigerten Zustand und
wäre als englischer Zei-
tungsmann wahrhaftig
nicht up io date gewesen,
wenn er die Situation nicht
ausgenützt hätte. „Lat Sie
wirklich schon mal jemand
begaunert?" fragte er naiv.

Der Präsident der
World Line schaute ihn fast
wehmütig an. „Junger
Mann," sagte er, „ganz
junger Mann, Sie, ganz
vollkommen unerfahrener
junger Mann, der Sie doch
wohl sind — damit Sie
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schlau werden, will ich Ihnen erzählen, wie das alte Aas, das Reib-
eisen, dieses ganz durchtriebene Frauenzimmer — Boys, gebt mir
ein Glas Sektl Ich platze vor Wut!" Er platzte nicht. Er trank.

„Also, das alte Reibeisen —" half ihm der Journalist wieder
auf die Sprünge.

Mister Fowler fuhr sich
mit den behandschuhten
Fingern hinter den Steh-
kragen. „Wahrhaftig, ich
platze, wenn ich an alles
zurückdenke. Dieses ver-
dammte süße Zeug, dieser
Sekt — hallo, Jungs, gebt
Euerm Präsidenten einen
Whisky!" So hatteMister
Fowler noch nie gesprochen.
Wahrhaftig, er hatte einen
sanften Spitz.

And somit erzählte er:
„Das war in den achtziger
Jahren, junger Mann, da
dehnten wir uns aus, da
brauchten wir Plah,Raum,
Gelände drunten am Lasen.
Gleich neben uns besaß eine
Jungfer Wilson eine ver-
rottete Lütte. Die Lütte in-
teressierte uns einen Dreck,
desto mehr aber der riesige
Garten, in dem die Bude
stand und auf den nächsten
Wind wartete, der sie um-
blies. Diese Miß Wilson,
das Luder, die besaß nichts,
nichts! Gar nichts besaß
siel" Präsident Fowler
fegte einen Riesenwhisky
weg.

„Also, wir türmten uns
die Zylinder auf die Schä-
del und gingen zu Miß
Wilson und machten unsere
Kratzfüße. Aber die Lyäne
war schlau. Sie schraubte
uns hoch mit dem Preis,
daß wir dachten, wir müß-
ten Schlaganfälle kriegen.

„Wie weise das eingerichtet ist, daß die Forellen bergauf wandern können."
„Ja, sehr weise. Sonst gäbe es oben in der Almwirtschaft niemals Forellen."
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"Wie weise das eingerichtet ist..."
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 195.1941, Nr. 5016, S. 178

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