^riesewitz klagt Muffler: „Es gibt keine Gerechtigkeit mehr in
der Welt! Piesack hat mich in der Kneipe eine» Idioten genannt.
Darauf habe ich geklagt, aber was hat der Kerl gekriegt? Bloß
zwanzig Mark Geldstrafe. Was sagen Sie dazu?"
Muffler überlegt. „Sbrn hm. Laben Sie vielleicht viel vor Ge-
richt geredet?"
Junges Ehepaar
„Jedesmal, wenn uns ein Kind geboren wird, werde ich einen
Baum pflanzen!"
„Welch' ein herrlicher Gedanke, Liebster — ich freue mich schon
heute, in diesem Walde spazieren gehen zu können!"
228
Kriegsrat
Noosevelt empfiehlt den Rückzug auf die „Salomon-Linie"
Pädagogik
Schokolade, und dann gibst du selbst Mutter den Ring, damit sie
sieht, daß ihr tüchtiger Junge der ganze Vater ist."
Oben erhielt Peter seinen Finderlohn und verschwand damit im
Nebenzimmer. Von der andern Tür kam die Mutter herein.
„Ihr habt mehr Glück als Verstand," sagte sie, „und wo ist der
Ring?"
„Peter wird ihn dir persönlich überreichen. Er ist doch ein tüch-
tiger kleiner Kerl. Wie du siehst, weckt methodische Erziehung körper-
liche und geistige Anlagen frühzeitig und entwickelt den männlichen
Scharfsinn. Peter!"
„Vati, Vati!" quietschte es fröhlich, und der Junge kam herein-
gelaufen.
„Brav, und jetzt gib Mutti den Ring."
„Weitersuchen, bittebitte —"
„Wo hast du den Ring?" fragte Lerr Wolff etwas ungeduldig.
„Wieder Fenster rausgeworfen — weitersuchen — bittebitte —"
erklärte Peter strahlend.
Knallerbsen
Von Alfred Richter
Lerr Frösel kam vom Büro nach Lause. „Morgen schieße ich das
Brüllkalb tot!" schnob er, und seine Augäpfel rollten. Frau Frösel
erschrak bis in den Magen, denn sie glaubte, er meinte seinen hoch-
verehrten Chef. „Was? Chef?" fuhr sie aber der Gatte an, „ich
meine natürlich den Lund von der Villa Glockenstraße 7 — von dem
Eckgrundstück. Jeden Tag, wenn ich vorübergehe, rast das Beest wie
verrückt von der Treppe herunter und auf mich los. Ich weiß nicht,
warum das Vieh mich nicht leide» kann. Getan habe ich ihm
nichts." — „Wenn er dir nur nichts tut."
„Das ist es ja eben!" Lerr Frösel fuhr sich mit der Land über
die Glatze und blieb an einem Lorn halten, das sich — eigentlich
gehören Lörner ja auf die Stirn — bei ihm am Linterhaupt ver-
sammelt hatte. „Was hast du denn da?" jammerte Frau Frösel,
„das ist ja ganz furchtbar dick — und blutunterlaufen —*
„Ich sage ja: morgen schieße ich ihn tot!" knirschte Lerr Frösel.
„Leute dachte ich nicht an ihn, da kam er an wie 'n Löwe. Ra,
und da erschrecke ich natürlich, will ein paar Schritte beiseite-sausen,
und gerade dort ist doch eine Laterne — es hat richtig gekracht, ich
glaube, ich habe einen Schädelbruch." Er sank in einen Sessel und
schloß die Augen. Männer lassen sich ja sooo gerne bemitleiden!
Frau Frösel lief nach essigsaurer Tonerde, nach Verbandmull und
schaute auch gleich, ob noch Kamillentee da sei, dann kam sie wieder
herein und sagte, während sie ihren Otto verarztete: „Du mußt die
Leute natürlich anzeigen."
„Weshalb," knurrte Lerr Frösel unter ihren samariterlichen
.Landhabungen, „weil der Lund bellt? Weil er an den Zaun rennt?
Weil er mich gefressen hat? Da lacht die Polizei mich aus. Das
darf jeder Lund in jedem Lande. Rur beißen darf er mich nicht.
Aber es ist ja der Zaun dazwischen. Daß ich über ihn erschrecke, ist
meine Sache."
„Aber du kannst doch nicht jeden Tag so nach Lause kommen, wie
heute," zeterte Frau Frösel, „das geht doch nicht!" — „Ich sage ja.
Ihr reizender Krieg In England werden die Wander-
falken abgeschossen, da sie mit ihrer Jagd auf Brieftauben der
englischen Luftflotte der deutschen Kriegführung Vorschub leisten.
der Welt! Piesack hat mich in der Kneipe eine» Idioten genannt.
Darauf habe ich geklagt, aber was hat der Kerl gekriegt? Bloß
zwanzig Mark Geldstrafe. Was sagen Sie dazu?"
Muffler überlegt. „Sbrn hm. Laben Sie vielleicht viel vor Ge-
richt geredet?"
Junges Ehepaar
„Jedesmal, wenn uns ein Kind geboren wird, werde ich einen
Baum pflanzen!"
„Welch' ein herrlicher Gedanke, Liebster — ich freue mich schon
heute, in diesem Walde spazieren gehen zu können!"
228
Kriegsrat
Noosevelt empfiehlt den Rückzug auf die „Salomon-Linie"
Pädagogik
Schokolade, und dann gibst du selbst Mutter den Ring, damit sie
sieht, daß ihr tüchtiger Junge der ganze Vater ist."
Oben erhielt Peter seinen Finderlohn und verschwand damit im
Nebenzimmer. Von der andern Tür kam die Mutter herein.
„Ihr habt mehr Glück als Verstand," sagte sie, „und wo ist der
Ring?"
„Peter wird ihn dir persönlich überreichen. Er ist doch ein tüch-
tiger kleiner Kerl. Wie du siehst, weckt methodische Erziehung körper-
liche und geistige Anlagen frühzeitig und entwickelt den männlichen
Scharfsinn. Peter!"
„Vati, Vati!" quietschte es fröhlich, und der Junge kam herein-
gelaufen.
„Brav, und jetzt gib Mutti den Ring."
„Weitersuchen, bittebitte —"
„Wo hast du den Ring?" fragte Lerr Wolff etwas ungeduldig.
„Wieder Fenster rausgeworfen — weitersuchen — bittebitte —"
erklärte Peter strahlend.
Knallerbsen
Von Alfred Richter
Lerr Frösel kam vom Büro nach Lause. „Morgen schieße ich das
Brüllkalb tot!" schnob er, und seine Augäpfel rollten. Frau Frösel
erschrak bis in den Magen, denn sie glaubte, er meinte seinen hoch-
verehrten Chef. „Was? Chef?" fuhr sie aber der Gatte an, „ich
meine natürlich den Lund von der Villa Glockenstraße 7 — von dem
Eckgrundstück. Jeden Tag, wenn ich vorübergehe, rast das Beest wie
verrückt von der Treppe herunter und auf mich los. Ich weiß nicht,
warum das Vieh mich nicht leide» kann. Getan habe ich ihm
nichts." — „Wenn er dir nur nichts tut."
„Das ist es ja eben!" Lerr Frösel fuhr sich mit der Land über
die Glatze und blieb an einem Lorn halten, das sich — eigentlich
gehören Lörner ja auf die Stirn — bei ihm am Linterhaupt ver-
sammelt hatte. „Was hast du denn da?" jammerte Frau Frösel,
„das ist ja ganz furchtbar dick — und blutunterlaufen —*
„Ich sage ja: morgen schieße ich ihn tot!" knirschte Lerr Frösel.
„Leute dachte ich nicht an ihn, da kam er an wie 'n Löwe. Ra,
und da erschrecke ich natürlich, will ein paar Schritte beiseite-sausen,
und gerade dort ist doch eine Laterne — es hat richtig gekracht, ich
glaube, ich habe einen Schädelbruch." Er sank in einen Sessel und
schloß die Augen. Männer lassen sich ja sooo gerne bemitleiden!
Frau Frösel lief nach essigsaurer Tonerde, nach Verbandmull und
schaute auch gleich, ob noch Kamillentee da sei, dann kam sie wieder
herein und sagte, während sie ihren Otto verarztete: „Du mußt die
Leute natürlich anzeigen."
„Weshalb," knurrte Lerr Frösel unter ihren samariterlichen
.Landhabungen, „weil der Lund bellt? Weil er an den Zaun rennt?
Weil er mich gefressen hat? Da lacht die Polizei mich aus. Das
darf jeder Lund in jedem Lande. Rur beißen darf er mich nicht.
Aber es ist ja der Zaun dazwischen. Daß ich über ihn erschrecke, ist
meine Sache."
„Aber du kannst doch nicht jeden Tag so nach Lause kommen, wie
heute," zeterte Frau Frösel, „das geht doch nicht!" — „Ich sage ja.
Ihr reizender Krieg In England werden die Wander-
falken abgeschossen, da sie mit ihrer Jagd auf Brieftauben der
englischen Luftflotte der deutschen Kriegführung Vorschub leisten.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ihr reizender Krieg" "Kriegsrat"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 195.1941, Nr. 5019, S. 228
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg