„Schätzt! Ich Hab eine Idee!"
„Schön, dann nähe sie dir an deinen Nock, der ist sowieso um ein Idee zu kurz."
Zehn Tage Arrest
zvgenen ungerechten Anpfiffs. And so war George Oldway tatsäch-
lich alle seine zehn Arresttage hindurch bei der Arbeit der Aufseher
und hatte einen seinen Posten. Es wurde aber dabei enorm geschafft.
And zwar deshalb, weil die Gefangenen gerade unter Oldway und
gerade diese Arbeit mit einer ausgesuchten Wonne taten. Warum
diese Wonne?
Am Ende seines zehnten Arresttages wurde George Oldway, wie
das bei Entlassungen aus der Strafanstalt so üblich war, noch einmal
zum Abschied, um ein paar gute Lehren mitzunehmen, dem Sheriff
vorgesührt. Der wollte eben den Mund zu einer salbungsvollen An-
rede an diesen verhaßten Oldway auftun und hatte sich schon ein
paar besonders mit Widerhaken versehene Sentenzen zurechtgelegt,
als George Oldway ihm zuvorkam und sich ganz gehorsamst für den
Arrest bedankte.
Der Sheriff glaubte, nicht recht gehört zu haben. „Ihr bedankt
Euch auch noch?" entfuhr es ihm.
„Gewiß," lächelte Oldway freundlichst. „Ich bin nämlich über-
haupt in keiner Weise bestraft gewesen, kann ich Ihnen nachträglich
milteilen, Sheriff."
„Arbeit kränkt Euch also nicht?" bemerkte der Sheriff unsicher,
um nur irgendetwas in seiner Verwirrung zu sagen.
„Nein, Arbeit kränkt mich nicht, und Geld hat es mich ja nicht
gekostet. Ich habe ja das Absitzen vorgezogen."
„Das habe ich allerdings noch bei keinem gutgestellten Bürger
sonst erlebt," versuchte der Sheriff zu höhnen.
„Die werden auch keine Steinbruchbesitzer gewesen sein," platzte
George Oldway heraus, „ich habe nämlich die zehn Tage „Arrest"
in meinem eigenen Steinbruch gearbeitet, als Aufseher, wie auch
sonst an jedem Tag."
276
Der Heiratsantrag Von Georg Büsing
Immer, wenn das erschütternde Erleben der Front schwer lastete,
war einer da, der mit seinem Lumor die Brücke zum Lachen schlug.
Das ist Krischan, der Lafenarbeiter aus Lamburg. Ein Kerl mit
Lände» wie Bunkerkohle und einem Mundwerk, das an Treffsicher-
heit nichts zu wünschen übrig ließ. Kein Spieß kam dagegen an.
Außerdem spielte Krischan auch noch Landharmonika und begleitete
mit tiefem Baß den Reigen der Soldatenlieder, die trotz Gas und
Granaten aus den Anterständen aufsliegen.
Krischan hatte keine Eltern mehr, aber zu Weihnachten hatte er
ein Paket bekommen, eine Liebesgabe aus einem Dorf in der Lüne-
burger Leide. Dabei lag ein Brief, sehr schön geschrieben. —
„Dunnerkiel," schrie Krischan, „das wär' so'n Frau für mich!" And
er setzte sich dann auch wirklich hin und schrieb dem Mädel wieder.
Acht Tage lang hatte er damit zu tun, den Leiratsantrag aufzu-
setzen. Zwischendurch gab es mehrfach Alarm, der Anterstand
ging einmal in die Brüche — so die üblichen Sachen damals vor
Verdun.
Die Antwort auf Krischans Liebeserklärung kam acht Tage später,
begleitet von einem dicken Paket. — „Meine Braut hat geschrieben!"
schrie Krischan, und alles versammelte sich im Anterstand. Feierlich
wurde das Paket ausgepackt. Zwei Paar Socken, ein Klöben, ein
Stück Butter und eine Mettwurst kamen zum Vorschein. Ganz
unten lag der Brief. Er hatte folgenden Inhalt:
„Lieber Soldat! Du kannst mir leider nicht heiraten, hat meine
Mutter gesagt, als daß ich ersten zehn Jahre alt bin. Es grüßt
Lieschen."
Krischans Verlobung wurde aber trotzdem gefeiert. Ohne Frau.
Und der Franzmann machte die Musik dazu.
„Schön, dann nähe sie dir an deinen Nock, der ist sowieso um ein Idee zu kurz."
Zehn Tage Arrest
zvgenen ungerechten Anpfiffs. And so war George Oldway tatsäch-
lich alle seine zehn Arresttage hindurch bei der Arbeit der Aufseher
und hatte einen seinen Posten. Es wurde aber dabei enorm geschafft.
And zwar deshalb, weil die Gefangenen gerade unter Oldway und
gerade diese Arbeit mit einer ausgesuchten Wonne taten. Warum
diese Wonne?
Am Ende seines zehnten Arresttages wurde George Oldway, wie
das bei Entlassungen aus der Strafanstalt so üblich war, noch einmal
zum Abschied, um ein paar gute Lehren mitzunehmen, dem Sheriff
vorgesührt. Der wollte eben den Mund zu einer salbungsvollen An-
rede an diesen verhaßten Oldway auftun und hatte sich schon ein
paar besonders mit Widerhaken versehene Sentenzen zurechtgelegt,
als George Oldway ihm zuvorkam und sich ganz gehorsamst für den
Arrest bedankte.
Der Sheriff glaubte, nicht recht gehört zu haben. „Ihr bedankt
Euch auch noch?" entfuhr es ihm.
„Gewiß," lächelte Oldway freundlichst. „Ich bin nämlich über-
haupt in keiner Weise bestraft gewesen, kann ich Ihnen nachträglich
milteilen, Sheriff."
„Arbeit kränkt Euch also nicht?" bemerkte der Sheriff unsicher,
um nur irgendetwas in seiner Verwirrung zu sagen.
„Nein, Arbeit kränkt mich nicht, und Geld hat es mich ja nicht
gekostet. Ich habe ja das Absitzen vorgezogen."
„Das habe ich allerdings noch bei keinem gutgestellten Bürger
sonst erlebt," versuchte der Sheriff zu höhnen.
„Die werden auch keine Steinbruchbesitzer gewesen sein," platzte
George Oldway heraus, „ich habe nämlich die zehn Tage „Arrest"
in meinem eigenen Steinbruch gearbeitet, als Aufseher, wie auch
sonst an jedem Tag."
276
Der Heiratsantrag Von Georg Büsing
Immer, wenn das erschütternde Erleben der Front schwer lastete,
war einer da, der mit seinem Lumor die Brücke zum Lachen schlug.
Das ist Krischan, der Lafenarbeiter aus Lamburg. Ein Kerl mit
Lände» wie Bunkerkohle und einem Mundwerk, das an Treffsicher-
heit nichts zu wünschen übrig ließ. Kein Spieß kam dagegen an.
Außerdem spielte Krischan auch noch Landharmonika und begleitete
mit tiefem Baß den Reigen der Soldatenlieder, die trotz Gas und
Granaten aus den Anterständen aufsliegen.
Krischan hatte keine Eltern mehr, aber zu Weihnachten hatte er
ein Paket bekommen, eine Liebesgabe aus einem Dorf in der Lüne-
burger Leide. Dabei lag ein Brief, sehr schön geschrieben. —
„Dunnerkiel," schrie Krischan, „das wär' so'n Frau für mich!" And
er setzte sich dann auch wirklich hin und schrieb dem Mädel wieder.
Acht Tage lang hatte er damit zu tun, den Leiratsantrag aufzu-
setzen. Zwischendurch gab es mehrfach Alarm, der Anterstand
ging einmal in die Brüche — so die üblichen Sachen damals vor
Verdun.
Die Antwort auf Krischans Liebeserklärung kam acht Tage später,
begleitet von einem dicken Paket. — „Meine Braut hat geschrieben!"
schrie Krischan, und alles versammelte sich im Anterstand. Feierlich
wurde das Paket ausgepackt. Zwei Paar Socken, ein Klöben, ein
Stück Butter und eine Mettwurst kamen zum Vorschein. Ganz
unten lag der Brief. Er hatte folgenden Inhalt:
„Lieber Soldat! Du kannst mir leider nicht heiraten, hat meine
Mutter gesagt, als daß ich ersten zehn Jahre alt bin. Es grüßt
Lieschen."
Krischans Verlobung wurde aber trotzdem gefeiert. Ohne Frau.
Und der Franzmann machte die Musik dazu.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Schatzi! Ich hab eine Idee!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 195.1941, Nr. 5022, S. 276
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg