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Der letzte Trumpf B°n Ralph «rba»

Lerma war blond, sehr hübsch und gut gewachsen.

2lse war dunkel, sehr hübsch und auch gut gewachsen.

^-rotzdem waren sie als Nachbarskinder die besten
Freundinnen. Sie haßten sich nämlich so, daß sie ohne
^Mander nicht leben konnten. Wenn sie zusammen
^usgingen, die Blonde und die Dunkle, erregten sie
Aussehen, und die Männeraugen krochen heraus wie
^ie Sehorgane beiden Schnecken. Ilse bewachte Lerma,
ünd Lerma Ilse. Falls eine einen offensichtlichen
Erfolg buchen konnte, ruhte die andere nicht eher,
als bis sie die Freundin übertrumpft hatte. Gingen

zum Tanz, und interessierte sich ein junger Mann
^sonders für Ilse, dann spannte ihn Lerma ihr
todsicher aus. Ebenso umgekehrt. Es war ein zäher
Und verbissener Kampf.

Eines Tages lernten sie zwei nette Freunde kennen,
brich bewarb sich um Lerma, Max um Ilse. Die
^olge davon war, daß zwei Wochen später Ilse mit
brich und Lerma sich mit Max heimlich trafen. Als

aufkam, ärgerte sich eine über die andere.

„Püh," sagte Ilse, „ich gönne dir den Max auf-
richtig, ihr paßt auch recht gut zusammen. Schade,
daß er so langweilig ist."

„And du hättest keine beffere Ergänzung finden
Tonnen als den Erich," antwortete Lerma spitz.

»Mir war er allerdings zu albern."

Der Kampf tobte weiter. Ilse erschien mit einem
Lut von 15 cm Löhe, drei Tage später trug Lerma
r>nen, der wie ein Kirchturm aussah. Ein andermal
kam Lerma mit einem schnittigen Windhund auf
die Promenade, der genau zur Farbe ihres Kostüms
haßte. Sie hatte kein Wort vorher davon gesagt.

Und Ilse kochte innerlich, denn die Freundin sah
wit dem Vieh ungeheuer modern aus, so daß sich
die Leute nach ihr umdrehten. Nun ließ Ilse alle
ihre Beziehungen spielen und ruhte nicht eher, bis
es ihr gelang, von einem Freund der Familie, einem
Förster, einen jungen Fuchs geliehen zu bekommen.

Den legte sie an die Leine und erschien damit auf der Promenade.
Die Aeberraschung gelang, Lerma war sprachlos und bekam eine
grüne Nasenspitze, die Leute sahen sich nicht nur um, sie blieben
stehen und vergaßen teilweise, den Mund zuzumachen. Lerma sann
Rache, doch vermochte sie glücklicherweise kein Krokodil aufzutreiben.

„Wie stehst du mit Max?" fragte einmal Ilse.

„Gott, du weißt, ich mache mir ja nichts aus Männern," meinte
Lerma leichthin, „aber er ist recht anhänglich."

Am nächsten Tag erhielt Ilse durch die Post die Verlobungs-
anzeige von Lerma mit Max. Ilse tobte über diese Leimlücke. Nach
vier Wochen bekam Lerma ebenfalls durch die Post die Nachricht
von der Vermählung ihrer Freundin. Es war dies kein Knalleffekt,
denn sie hatte es schon gewußt, ärgerte sich aber trotzdem, da Ilse
ihr um ein paar Wochen zuvorgekommen war. Von nun an wohnten
sie nicht mehr nebeneinander und sahen sich daher seltener.

„Warum läßt du dich nicht bei mir blicken?" fragte Lerma an-
läßlich eines Besuches.

„Du hast als Mädchen natürlich keine Ahnung von den Sorgen
Und Pflichten einer Frau," erklärte Ilse überlegen, „wenn du vielleicht
einmal verheiratet sein wirst, dann wirst du erst den tiefen Sinn
des Lebens begreifen können." Jetzt hatte sie es.

Lerma setzte die Vorbereitungen auf Lochdruck und heiratete
einen Monat später.

Nach ein paar weiteren Monaten sprach Ilse zu Lerma: „Nun,
was ist los mit dir? Du bist heute so eigen."

„Ach," flüsterte Lerma, „was weißt du vom Leben. Ich erwarte
ein Baby."

And wieder ein paar Monate später befand sich Ilse in der
gleichen Lage.

„Da drüben sitzt wieder der ungemütliche Lerr Nachbar bei
seinem Bockbier."

„Wieso Bockbier? Er trinkt doch das gleiche wie wir."

„Aber er meckert ständig dabei."

„Daß du mir auch alles nachmachen mußt!" seufzte Lerma.
Lerma bekam einen Knaben, der viereinhalb Kilo wog.

„Gib es auf," riet Lerma der Freundin lachend, „diesmal über-
trumpfst du mich sicher nicht."

„Wer weiß?" meinte Ilse und lächelte geheimnisvoll.

And dann kam auch der Tag, an dem Lerma am Bettrand ihrer
Freundin saß.

„Alles, was recht ist," polterte Lerma los, „aber diese Gemein-
heit hättest du mir nicht antun dürfen. Gleich zwei auf einmal. Einen
Jungen und ein Mädel. Es ist nicht schön von dir, Ilse!"

„Das ist mein letzter Trumpf," sagte Ilse schwach. „And von
nun an wolle» wir wirklich Freundinnen sein. Ja, Lerma?"

„Jawohl," rief Lerma und drückte herzhaft die weiße Land der
jungen Mutter. „Außerdem haben wir jetzt andere Sorgen."

Der Wein

Der Wirt brachte einen kleinen Wein.

„Der Wein ist zum Essen nicht schlecht," sagte er.

Ich kostete.

„Aber zum Trinken, Lerr Wirt, zum Trinken!"

Vaterstolz

Der stolze Vater führte mich an die Wiege.

„Er spricht schon!"

„Wirklich?"

„Ja. Zwei Worte. Mama und Auto. Ganz deutlich. Da, hörst du?"
Ich lauschte. Ich nickte: „Tatsächlich! Aber welches Wort hat er
jetzt gesagt: Mama oder Auto?"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Da drüben sitzt wieder der ungemütliche Herr Nachbar..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 195.1941, Nr. 5022, S. 277

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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