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Noosevelts Werkzeuge

Zum Vergnügen Von Alfred Richter

Das Fräulein Zierbusch hat bereits zwei Körbe ausgeteilt, aber
immer wieder treten neue Bewerber auf. Das Fräulein Zierbusch
ist halt hübsch!

Aber sie hat es gar nicht eilig. Es heißt, irgendwo da draußen,
wo jetzt die vielen Männer stehen, wäre auch einer für sie, ganz
genau wüßte sie schon, welcher es wäre, nur wäre in der Sache das
letzte Wort noch nicht gesprochen. Aber sie wartete auf ihn.

Es kann ja sein, daß es so ist. Aber, wie gesagt, das hält trotz-
dem manchen nicht ab, den Versuch der ernsthaften Annäherung zu
wagen. Der hartnäckigste unter den Freiern ist in den letzten Monaten
ein schon etwas kahlköpfiger Ingenieur gewesen, ein Witwer, ein
Mann in Lebensstellung, der seiner künftige» Frau etwas bieten
kann. Aber das macht auf Fräulein Zierbusch absolut keinen Eindruck.
Sie behandelt den eifrigen Werber höflich, aber sie hat um sich eine
neutrale Zone errichtet, und beim ersten Schritt, den er hineinwagt,
kriegt er eins vor den Kasten. Endlich scheint er zu merken, daß für
ihn hier keine Kuchen gebacken werden. Er erscheint in halbfeierlicher
Form bei der Familie Zierbusch und gibt die Erklärung ab, daß er
demnächst reisen werde, er hätte einen längeren Erholungsurlaub
bewilligt bekommen. „Was haben Sie denn da vor?" fragt Mama
Zierbusch höflich. — „Ich werde zu meinem Vergnügen reisen," sagt
Herr Dr. Zips. And bald geht er. Fräulein Zierbusch hat es nicht
miterlebt. Sie ist gar nicht daheim gewesen. Als sie eintritt, sagt
Mama: „Rate mal, wer da war!"

„Der unvermeidliche Zips vermutlich."

„Ganz recht. Aber er brachte eine große Neuigkeit, die dich sehr
interessieren wird: Er will reisen. Aber nicht geschäftlich. Er sagt,
er würde zu seinem Vergnügen reisen." — „Da hat er sich geirrt,"
sagt Fräulein Zierbusch, „er reist zu meinem Vergnügen."

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Eine Vorftandswahl

Von Peter Robinson

In Brummstedt haben sie einen „historischen
Verein". Er ist vor sechs Jahren gegründet wor-
den und hat sich zum Ziel gesetzt, eine Chronik
von Brummstedt zu schaffen und dazu, gewisser-
maßen als Illustration, ein „Heimatmuseum".
Die Chronik ist jetzt bis zum Jahre 1625 gediehen,
und zwar bis zum 26. August dieses für Brumm-
stedt denkwürdigen Jahres. Denn an diesem Tage
hielt der Herzog Johann Kasimir der Gütige mit
großem Gefolge seinen Einzug in die Stadt, um
dort für sechs Monate Wohnung zu nehmen, auf
Kosten der Bürgerschaft, was zur Folge hatte,
daß nach seinem Abzüge Brummstedt in großen
Schulden steckte und gezwungen war, den Stadt-
forst an den benachbarten, übrigens in dem schon
sertiggestellten Teil der Chronik wegen einiger
Stänkereien öfter erwähnten Grafen von Rebbien
zu verkaufen. Die Bürgerschaft, die bis dahin ihr
Brennholz so gut wie umsonst aus dem Stadt-
sorst bezogen hatte, kam dann nicht mehr so billig
dazu und wurde deshalb vorzüglich in den Winter-
monaten noch lange Jahre hindurch an den Be-
such Johann Kasimirs des Gütigen erinnert. Das
„Heimatmuseum" enthält bis jetzt neben einigen,
urkundlich in früheren Jahrhunderten benutzten
Richtbeilen, mehreren Räucherpfannen aus Pest-
zeiten, drei wurmstichigen Ratsherrenstühlen aus
dem 18. Jahrhundert und einem leider zerbrochenen
Stadtsiegel als Glanzstück den silbernen Pokal,
in dem an jenem 26. August 1625 Johann Kasimir
dem Gütigen zur Begrüßung der Ehrentrunk dar-
gereicht wurde. Es wird aber behauptet, daß es
gar nicht der echte Pokal, den Johann Kasimir
einfach behalten habe, sondern nur eine versilberte
Nachahmung sei. Man hofft, das „Heimatmuseum"
noch mehr bereichern zu können. Deshalb werden
öfter von einzelnen Mitgliedern des „historischen Vereins" Streif-
züge in die Amgegend unternommen, ob sich nicht irgendwelche zur
Erwerbung geeigneten Stücke entdecken lassen. Für vielleicht zu sol-
chen Erwerbungen nötigen Briefwechsel und ähnliche Korrespondenzen
hat sich der „historische Verein" Briefbogen und Amschläge mit
Ausdruck angeschafft. Auf den jetzt benutzten oder richtiger wenigstens
zur Benutzung bestimmten Briefbogen sind auch die Namen der drei
Mitglieder des Vorstandes angegeben.

Satzungsgemäß hat der Vorstand alle zwei Jahre gewählt zu
werden. „Damit jeder Aussicht hat, auch mal an die Reihe zu kommen,"
wurde bei der Gründung des „historischen Vereins" gesagt, und
diesem löblichen Grunde folgend wurden auch tatsächlich bei den zwei
inzwischen erfolgten Neuwahlen jedesmal je drei neue Herren ge-
wählt, und das wurde auch schon als Tradition angesehen. In der
Neuzeit bilden sich ja Traditionen viel schneller heraus als früher.
Bei der letzten Wahl ergaben sich die Namen: Rendant Schöllhorn,
Postsekretär Wiebe und Kaufmann Bastian. Die drei Herren haben
aber die Tätigkeit des „historischen Vereins" nicht besonders fördern
könne»; die wichtige weltgeschichtliche Vorgänge bedingenden Zeit-
umstände standen dem ja auch entgegen.

Ja, und nun war wieder eine Vorstandswahl fällig. Sie stand,
wie man zu sagen pflegt, vor der Tür. Die Herren Schöllhorn, Wiebe
und Bastian hätten aber lieber die Tür zugehalten. Sie hatten keine
Lust, bereits abzutreten. Erst mit voisichtigem Tasten, dann offen-
herziger einander befragend hatten sie festgestellt, daß dieser Mangel an
Lust gleich stark bei Schöllhorn und Wiebe war, während der Kaufmann
Bastian schließlich mit nicht allzugroßem Bedauern abgedankt hätte.
„Ich reiße mich nicht darum," meinte er zu den beiden andern.

Doch der Rendant Schöllhorn erklärte ihm: „Ganz unter uns
gesagt: entweder werden wir alle drei wiedergewählt oder keiner
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"Roosevelts Werkzeuge"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>

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Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
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Fliegende Blätter, 196.1942, Nr. 5034, S. 52

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