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Die demokratischen Zwillinge

„Verdammt heiß, diese ausgehende Sonne!"


Ttnmal war sie doch pünktlich

Am Sonnabend nachmittag erschien .Heinrich fesch und so frisch
rasiert, daß noch etwas Seifenschaum am rechten Ohrläppchen
klebte. Dennoch kam sie nicht, wenigstens bis 15 Uhr 15 nicht. Um
diese Zeit nämlich riß sich der junge Mann zusammen, machte
zackig kehrt und haute wirklich ab. Diesmal sollte sie ihre Lektion
bekommen.

Herr Heinrich ging in die Stadtmitte und setzte sich in ein Cafe.
Dort las er eine Zeitung, ohne den Inhalt zu erfassen, während er
mit dem Löffel neben der Kaffeetasse umrührte. Es bissen ihn das
Gewissen und die Sehnsucht. Er sah geistigen Auges Edith beim
Parkeingang stehen und mit bangen Blicken hilflos umherspähen.
„Heinrich," ries er sich innerlich zu, „bleibe stark! Nur nicht schlapp
werden, Heinrich!" And er wurde auch nicht schlapp, obgleich tiefe
Trauer seine Brust zerwühlte. Am halb fünf erhob er sich und ging
so verstört dahin, daß die Kellnerin ihr Geld auf der Straße von
ihm kassieren mußte. Diese Verstörtheit war die Folge eines schreck-
lichen Gedankens. Wie, wenn Edith, sich versetzt fühlend und rache-
durstig, mit einem andern, sie anquasselnden Schuft davongegangen
wäre? Natürlich hatte sie einer angequasselt, ein Mädchen wie Edith
steht nicht lange und ungestraft beim Parkeingang allein. Mit ge-
senktem Kopf strebte H>einrich dem Schauplatz des Verbrechens zu.
Die Uhren auf den Türmen schlugen fünf, als er dort anlangte.
Nichts. Düster starrte er auf die Stelle, auf der ihre kleinen Füße
gestanden haben mochten. Edith, Edith, vielleicht war sie ihm jetzt
verloren. Was war er doch für ein rostiges Rindvieh!

„Wartest du schon lange?" erklang eine liebliche Stimme hinter
ihm. „Ich habe mich leider wieder etwas verspätet —"

Heinrich fuhr herum, seufzte tief und sprach: „So geht es
nicht weiter, das Wartenlassen muß aufhören. Willst du mich
heiraten?"

„Ja," hauchte Edith.

Drei Wochen später erschien Edith zum erstenmal pünktlich. Und
das war am Standesamt.

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Äerbert ist ein kleiner Knabe, der das Leben schon recht ernst
nimmt. Die Tante erzählt: „Kaum hatte der Bursche ,Tischlein,
deck' dich!^ gesagt, da stand auch schon ein großer, herrlich duftender
Braten auf dem Tischlein und noch viele andere gute Sachen."

Herbert scheint mehr zu staunen, als Kinder das sonst den
Märchenwundern gegenüber tun. „Glaubst du das nicht, Jungchen?"
fragt die Tante.

„Ich weiß noch nicht, Tante. Sage mal erst: wie war das denn
mit den Fleischmarken?"

Falsches Alibi

Lorenz und Kuno, die Vettern, sind eine Woche bei Klüters auf
dem Lande zu Besuch gewesen. Das Gutshaus ist nicht groß; man
hat den beiden zusammen ein Zimmer gegeben.

Jetzt nehmen sie Abschied. „Sie haben es gut getroffen," sagt
Klüter. „Die ganze Woche war das herrlichste Wetter, aber passen
Sie auf: gleich wird es regnen und zwar sehr dauerhaft."

Kuno nickt. „Äab ich mir auch schon gedacht. Ich wachte um vier
Ahr auf und sah von meinem Bett aus die Sonne aufgehen; da
war der Horizont schon sehr verdächtig." —

Lorenz hat nur halb zugehört. Erst als sie nachher in der Bahn
sitzen, fällt ihm was ein. „Was hast du vorhin geschwindelt, daß du von
deinem Bett aus die Sonne gesehen hast? Das Bett am Fenster-
Habe ich doch gehabt; du hast doch an der Innenwand geschlafen."

Kuno grinst. „Iawoll! Aber ich habe gestern abend noch geraucht,
und dabei Hab' ich leider ein Loch in die Bettdecke gebrannt."

Bücher

Wir hatten Gäste. — Kitty hat alles wohl vorbereitet.

Noch einmal betrachtet sie wohlgefällig ihr Werk.

Plötzlich erschrak sie. — Lief zum Bücherbord. — Trug alle Bücher
hinaus. — „Warum, Kitty?" — „Kummers kommen."

„Fürchtest du, daß sie die Bücher entleihen wollen?"

„Nein. Aber daß sie sie zurückhaben wollen."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die demokratischen Zwillinge"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mauder, Josef
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 196.1942, Nr. 5039, S. 132

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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