„Ist das Photo für die Presse, Miß?"
„No, für Mrs. Roosevelt, sie schwärmt für starke Männer!"
Vorsicht! Ein Original!
und sauft und schirrt euch an, und dann kutschen wir los." Ich hütete
mich, diese Blasphemien meiner Gattin mitzuteilen. Wir aßen und
tranken so manierlich, wie wir es als Wickelkinder schon gelernt
haben, machten uns fein und fuhren in Begleitung des Onkels, der
übrigens gleichfalls sich in Lochform geschmissen hatte und wirklich
nett aussah, los. Bei Kommerzienrats machte man große Augen, als
der Sanitätsrat sich melden ließ. „Gnädige Frau," begann er ohne
Amstände, „Sie gestatten, daß ich Ihnen hier meinen Neffen zu-
führe und seine Frau — aber Sie kennen mich ja selber nicht?
Nicht wahr?"
„Nein, eigentlich, ha, gewiß, wenn ich gestehen soll," murmelte
die Dame des Laufes, etwas aus der Fassung gebracht durch soviel
Elan eines Fremdlings. Aber er hals ihr. Er klopfte ihr auf den
vollmodellierten Matronenarm und versicherte treuherzig: „Das
macht aber nichts. Gnädigste: sofort nach der Vorstellung verschwinde
ich persönlich nämlich wieder!" Aber da gab sie ihm kräftig die Land,
blitzte ihn an und sagte: „Nein, Sie bleiben! Solche Männer fehlen
uns!" And also hatte er es bei ihr geschafft. Er blieb, und wir blieben,
und ich bekam auch meine gesuchte geschäftliche Anbahnung. Während
ich mit dem Kommerzienrat etwas abseits verhandelte, vernahm ich
aber zu meinem Entsetzen, wie am großen runden Tisch, inmitten
von etlichen Gästen, die Kommerzienrätin zu dem Original sagte:
„Sagen Sie, Sanitätsrat, wodurch halten Sie sich eigentlich so fabel-
Haft frisch? Sie sind der Jüngste doch eben auch nicht mehr." —
Da guckte er sie an und sagte bieder: „Das gleiche wollte ich Sie
auch schon fragen." Ich sank in die Erde, meine Frau mit, auch der
Kommerzienrat, ein empfindlicher Gesellschaftsgreis, war dahin unter-
212
wegs. Seine famose Alte aber lachte schallend heraus, legte dem
Sanitätsrat die Land auf den Arm und sagte: „Morgen besuche
ich Sie in Ihrem Wigwam. Sie sind ein origineller Mann. Das
sage ich offen." — „Ich nicht," antwortete er, „die Leute merken's
auch so." Da lachte sie abermals und versicherte, also, sie käme be-
stimmt! And das Rezept, wie er sich jünger machte, holte sie sich
unter allen Amständen. — „Meine Teure," sagte er zutraulich, „hätte
ich wirklich ein Verjüngungsmittel, glauben Sie mir, Ihnen hätte
ich es im Vertrauen schon längst empfohlen."
Ja, so war der Onkel Sanitätsrat in seinem kleinen Neste da-
hinten geworden oder vielleicht auch schon immer gewesen: ein ver-
flixtes Original!
Am nächsten Tage kam, noch immer nicht abgeschreckt, tatsächlich
die mannhafte Kommerzienrätin angegondelt und besuchte ihn und
uns. Frauen sind hellblickend. Wie meine Frau, so erspähte auch sie
sofort am Lause das Absonderliche: die halbversteckten Buchstaben,
und las begierig das Schild — „Landhaus Götz von Berlichingen".
Der Sanitätsrat wollte ihr gerade zur Begrüßung die Land reichen.
„Sagen Sie," begann sie gleich, „haben Sie wirklich Ihr Landhaus
so originell benannt aus bloßer Verehrung für den ollen ehrlichen
Rittersmann aus den Bauernkriegen?"
„Nein," sagte unser guter alter Onkel trocken, „aber aus Ver-
ehrung für Goethe."
And da ist sogar die robuste Kommerzienrätin verstummt und
hat ihn lieber nichts mehr gefragt.
Als wir nach Lause kamen, hatte er uns doch wahrhaftig in den
einen zugenähten Apfelkorb obenauf noch eine fette Gans gelegt.
Wir umstanden sie ehrfurchtsvoll. Die Mutter meiner Frau aber
sagte: „Na, seht ihr! And ihr wollt mir immer einreden, er wäre
ein ganz gefährliches Original, und man müßte sich vor ihm, wer
weiß wie, in Acht nehmen —I"
Knox: „Mein lieber Mayer, ich habe damals für deinen
Metro-Goldwyn-Flottenfilm einige Offiziere als Sachbe-
rater zur Verfügung gestellt!"
Louis B. Mayer: „Schön, ich werde dir jetzt für deine
Kriegsflotte einige Regisseure als Sachberater überlassen."
„No, für Mrs. Roosevelt, sie schwärmt für starke Männer!"
Vorsicht! Ein Original!
und sauft und schirrt euch an, und dann kutschen wir los." Ich hütete
mich, diese Blasphemien meiner Gattin mitzuteilen. Wir aßen und
tranken so manierlich, wie wir es als Wickelkinder schon gelernt
haben, machten uns fein und fuhren in Begleitung des Onkels, der
übrigens gleichfalls sich in Lochform geschmissen hatte und wirklich
nett aussah, los. Bei Kommerzienrats machte man große Augen, als
der Sanitätsrat sich melden ließ. „Gnädige Frau," begann er ohne
Amstände, „Sie gestatten, daß ich Ihnen hier meinen Neffen zu-
führe und seine Frau — aber Sie kennen mich ja selber nicht?
Nicht wahr?"
„Nein, eigentlich, ha, gewiß, wenn ich gestehen soll," murmelte
die Dame des Laufes, etwas aus der Fassung gebracht durch soviel
Elan eines Fremdlings. Aber er hals ihr. Er klopfte ihr auf den
vollmodellierten Matronenarm und versicherte treuherzig: „Das
macht aber nichts. Gnädigste: sofort nach der Vorstellung verschwinde
ich persönlich nämlich wieder!" Aber da gab sie ihm kräftig die Land,
blitzte ihn an und sagte: „Nein, Sie bleiben! Solche Männer fehlen
uns!" And also hatte er es bei ihr geschafft. Er blieb, und wir blieben,
und ich bekam auch meine gesuchte geschäftliche Anbahnung. Während
ich mit dem Kommerzienrat etwas abseits verhandelte, vernahm ich
aber zu meinem Entsetzen, wie am großen runden Tisch, inmitten
von etlichen Gästen, die Kommerzienrätin zu dem Original sagte:
„Sagen Sie, Sanitätsrat, wodurch halten Sie sich eigentlich so fabel-
Haft frisch? Sie sind der Jüngste doch eben auch nicht mehr." —
Da guckte er sie an und sagte bieder: „Das gleiche wollte ich Sie
auch schon fragen." Ich sank in die Erde, meine Frau mit, auch der
Kommerzienrat, ein empfindlicher Gesellschaftsgreis, war dahin unter-
212
wegs. Seine famose Alte aber lachte schallend heraus, legte dem
Sanitätsrat die Land auf den Arm und sagte: „Morgen besuche
ich Sie in Ihrem Wigwam. Sie sind ein origineller Mann. Das
sage ich offen." — „Ich nicht," antwortete er, „die Leute merken's
auch so." Da lachte sie abermals und versicherte, also, sie käme be-
stimmt! And das Rezept, wie er sich jünger machte, holte sie sich
unter allen Amständen. — „Meine Teure," sagte er zutraulich, „hätte
ich wirklich ein Verjüngungsmittel, glauben Sie mir, Ihnen hätte
ich es im Vertrauen schon längst empfohlen."
Ja, so war der Onkel Sanitätsrat in seinem kleinen Neste da-
hinten geworden oder vielleicht auch schon immer gewesen: ein ver-
flixtes Original!
Am nächsten Tage kam, noch immer nicht abgeschreckt, tatsächlich
die mannhafte Kommerzienrätin angegondelt und besuchte ihn und
uns. Frauen sind hellblickend. Wie meine Frau, so erspähte auch sie
sofort am Lause das Absonderliche: die halbversteckten Buchstaben,
und las begierig das Schild — „Landhaus Götz von Berlichingen".
Der Sanitätsrat wollte ihr gerade zur Begrüßung die Land reichen.
„Sagen Sie," begann sie gleich, „haben Sie wirklich Ihr Landhaus
so originell benannt aus bloßer Verehrung für den ollen ehrlichen
Rittersmann aus den Bauernkriegen?"
„Nein," sagte unser guter alter Onkel trocken, „aber aus Ver-
ehrung für Goethe."
And da ist sogar die robuste Kommerzienrätin verstummt und
hat ihn lieber nichts mehr gefragt.
Als wir nach Lause kamen, hatte er uns doch wahrhaftig in den
einen zugenähten Apfelkorb obenauf noch eine fette Gans gelegt.
Wir umstanden sie ehrfurchtsvoll. Die Mutter meiner Frau aber
sagte: „Na, seht ihr! And ihr wollt mir immer einreden, er wäre
ein ganz gefährliches Original, und man müßte sich vor ihm, wer
weiß wie, in Acht nehmen —I"
Knox: „Mein lieber Mayer, ich habe damals für deinen
Metro-Goldwyn-Flottenfilm einige Offiziere als Sachbe-
rater zur Verfügung gestellt!"
Louis B. Mayer: „Schön, ich werde dir jetzt für deine
Kriegsflotte einige Regisseure als Sachberater überlassen."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Starke Männer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 196.1942, Nr. 5044, S. 212
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg