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„Keine Angst, Churchill, ich helfe dir schon!"

Die gefundene Geldbörse

Der Schakal tat einen Griff nach dem Dolch in seinem Gürtel
und stieß ein heiseres Brummen aus. Der Pascha aber verwies ihn
zur Mäßigung durch ein bloßes Stirnrunzeln, bedeutete durch ein
Fingerzeichen auch dem Mauren, zu schweigen, stützte den Spitzbart
in die geöffnete Land, schloß die Augen und sann nach. Ehrfürchtig
schwiegen die Anwesenden. Nur der Maure und sein Feind bom-
bardierten sich durch Blickraketen.

Plötzlich hob der Pascha den Kopf und lächelte. Alle lächelten
mit, auch der Maure und sein Prozeßgegner. „Du lächelst," sprach
der Pascha zu dem Mauren, „warum lächelst du?"

„Weil ich die Weisheit auf deiner Stirn leuchten sehe, o Lerr,
und die Gerechtigkeit von deinen Lippen strahlt."

„So fest glaubst du an die Gerechtigkeit meines Spruchs?"

Tief verneigte sich der Maure: „Fa, Lerr."

„Ihr alle habt es gehört!" rief der Pascha. „Nun, so vernehmt
denn mein Urteil: Du, Maure, sagst, der Beutel hätte fünfzig Gold-
stücke enthalten?"

„So ist es, Lerr."

Der Pascha winkte seinem Kämmerer, der eilte mit einem großen
Geldbeutel herbei. „Fülle diesen Beutel mit Goldstücken," befahl
der Pascha, „soviel ihrer immer hineingehe», und schone die Nähte
nicht, hörst du wohl? Fünfzig müssen hineingehenl"

„Ja, Lerr," schnaufte der Kämmerer und stopfte und stopfte, aber
wie er sich auch mühte, er brachte bloß 38 Goldstücke in den Beutel.
Mehr faßte der nicht. Der Maure erbleichte. Der Pascha aber
durchbohrte ihn mit seinem Lerrscherblick und donnerte ihn an:
„Lügner, du! Es ist gar nicht dein verlorener Beutel, den jener Red-
liche gesunden und abgeliefert hat, denn dein Beutel faßte ja fünf-
zig Goldstücke, in diesen hier gehen aber nur achtunddreißig!" Und

er winkte den Finder heran, gab ihm den Beutel mit zwanzig Gold-
stücken darin und sprach: „Nimm hin! Sei belohnt als ein ehrlicher
Mann! Du fandest einen Beutel, schwer von Gold, und obwohl dir
die Armut aus dem Gewände sieht, suchtest du doch den Verlierer,
um ihm sein Eigentum zurückzuerstatten. Allein, der wahre Besitzer
ist ja nicht gefunden, und somit spreche ich den Beutel samt dem
Inhalt dir zu!" Dann winkte der Pascha seinen Schergen, daß sie
den Mauren griffen und bänden, und er herrschte ihn an: „Du aber,
Erzlügner, du, und der du nicht mehr als achtundreißig Goldstücke
besessen haben könntest in deinem Geldbeutel, weil mehr nicht hinein-
gehen, empfängst von mir die zwölf Goldstücke, die dir, nach deiner
Lüge, zum Ankauf von zwei Dromedaren fehlen, alsbald in Gestalt
von zwölf Stockhieben auf die Fußsohlen!"

„Ich will mir ja Kamele kaufen und nicht Dromedare, Lerr!"
zeterte, vor Angst sinnlos, der Betrüger, „Kamele sind billiger, Lerr!"

„Führt ihn ab! Vierundzwanzig Liebe statt zwölf, da er aber-
mals log!"

„Ich will mir auch noch nicht einmal Kamele kaufen, Lerr! Ich
brauche keine Kamele!"

„Warum brauchst du nun auf einmal keine Kamele mehr?"

„Ich bin selber eines! Da brauche ich kein anderes!"

„Gut. Angenommen, du wärest ein Kamel: so wärest du aber
nur eines. Du brauchtest aber vorhin zwei, sagtest du. Also mußt
du zu dir selber doch noch eines hinzukaufen, und somit mußt du
mindestens zwölf Liebe-"

„Nein!! Nein!II" schrie außer sich der Maure und warf sich in
seinen Fesseln vor dem Pascha zu Boden, „ich bin ein so großes
Kamel gewesen, hierher zu kommen, daß ich für zweie gelte» kann!"

Da strich sich der Pascha ein Lächeln aus dem Bart und gebot
den Schergen: „Laßt ihn ungeschlagen frei. Denn er hat Recht."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Keine Angst, Churchill, ich helfe dir schon!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mauder, Josef
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 196.1942, Nr. 5052, S. 340

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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