„Please, ist es wahr, daß die armen Inder auf solchen Betten schlafen müssen?"
Die Fahrt durch den Tunnel
Kamuff, gelinde gesagt, eine vertrocknete Strohblume, die nur
noch in fremdem Winde etwas aufraschelte, und wir dankten
allen Göttern, als er sich endlich wieder empfahl. Beide
Klappendieks aber geleiteten ihn mit Ueberschwang ins Freie
und riefen ihm noch in die Ferne Grüße und Wünsche nach.
Frau Klappendiek mußte dann gleich in die Küche des Abend-
brotes wegen, das zu richten war, denn man hatte mit diesem
Schönrind viel Zeit verquatscht, und so kehrte also L>err Klappen-
diek allein zu uns auf die Veranda zurück, wo wir, von den
Menschen vergessen, dahingedöst hatten, ärgerlich und gereizt.
„Sagl" empfing ich darum Lerrn Klappendiek auch sogleich
sehr böse, „ist das ein Verwandter von dir?"
„Nicht ganz," schmunzelte Lerr Klappendiek, „aber irgend-
wie rechnen wir ihn doch zu der Verwandtschaft. Er ist ja
zwar ein bißchen sonderbar geworden, mit seiner Wäscherei
klappt es nicht immer, und-"
„Wäscherei? Lat der Mann 'ne Wäscherei?"
„Allerdings. Sieht man ihm das nicht an? Ich finde immer,
er riecht irgendwie nach Seife. Aber damals, da war er ein
ganz frischer Kerl, direkt ein Rübchen, kesse Streiche machte
der Bengel, und er hatte allerdings auch noch Locken auf dem
Kopfe und war überhaupt ein bißchen eitel. Na, diesen Schmelz
hat ihm zwar das Leben von den Flügeln gestreift, aber wie
ich damals mit ihm Touren machte, und ich meine Frau kennen
lernte — —
„Durch dieses Schönrind?"
„So ungefähr, ja, gewiß. Labe ich es noch nicht erzählt?
Wie wir durch den Tunnel fuhren? Nein?"
„Kein Wort," sagte meine Frau entrüstet, daß sie es jetzt erst
erfuhr, denn, allerdings, wenn man Tunnel hört-.
„Na, dann will ich es kurz erzählen," sagte
Lerr Klappendiek, „ihr erinnert euch doch wohl
noch, daß früher die Abteile nicht erleuchtet
wurden, wenn der Zug durch einen Tunnel
fuhr. Man reiste die kurze Strecke im Finstern.
And auf jener Tour, da saßen uns zwei junge
Mädchen gegenüber. And wir waren noch nicht
lang im Tunnel, da hörte ich deutlich, wie ge-
küßt wurde. Gleich darauf aber hörte ich auch
einen höchst empörten Schrei. And schon wurde
es wieder hell. Schönrind, der Schlingel, saß
da, als könnte er kein Wässerchen trüben, die
Amazonen aber flammten wie Rubin. And
ich, ich grinste als der neutrale Beobachter.
Da fuhr die eine der jungen Dinger auf, holte
aus, und, klatsch, hatte-"
„Das geschah ihm recht," sagte meine Frau.
„Wem denn?" fragte Lerr Klappendiek,
„die Ohrfeige habe nämlich ich gekriegt!"
„Sie? Aber Sie hatten doch gar nichts
gemacht?"
„Gemacht nicht, aber ich hatte gegrinst,
und Schönrind hatte fromm geguckt, und also
bekam ich fie. Aber das hat mir damals so
kolossal imponiert, diese Forschheit, daß ich
Lelene dann geheiratet habe."
„Das gönne ich diesem frechen Schönrind,
daß er dabei der Dumme war," ereiferte sich
meine Frau, noch immer empört über jenen
Aeberfall, „was hat er denn dann gesagt, als
Sie Lelene heirateten?" — „Nichts."
„Nichts? Warum denn nichts?"
„Er hatte nichts mehr zu sagen."
„-nichts mehr zu sagen-?"
„Nein, schon nichts mehr, und Sie haben
ihn ja selbst gesehen und werden begreifen —"
„Begreifen? Nichts!" — „Nicht? Nun, er
hatte kurz zuvor die andere geheiratet."
Roosevelt: „flU right, das wärs, was wir eventuell noch
Stalin abgebe» könnten: Kammerjäger und Kamerajäger."
406
Die Fahrt durch den Tunnel
Kamuff, gelinde gesagt, eine vertrocknete Strohblume, die nur
noch in fremdem Winde etwas aufraschelte, und wir dankten
allen Göttern, als er sich endlich wieder empfahl. Beide
Klappendieks aber geleiteten ihn mit Ueberschwang ins Freie
und riefen ihm noch in die Ferne Grüße und Wünsche nach.
Frau Klappendiek mußte dann gleich in die Küche des Abend-
brotes wegen, das zu richten war, denn man hatte mit diesem
Schönrind viel Zeit verquatscht, und so kehrte also L>err Klappen-
diek allein zu uns auf die Veranda zurück, wo wir, von den
Menschen vergessen, dahingedöst hatten, ärgerlich und gereizt.
„Sagl" empfing ich darum Lerrn Klappendiek auch sogleich
sehr böse, „ist das ein Verwandter von dir?"
„Nicht ganz," schmunzelte Lerr Klappendiek, „aber irgend-
wie rechnen wir ihn doch zu der Verwandtschaft. Er ist ja
zwar ein bißchen sonderbar geworden, mit seiner Wäscherei
klappt es nicht immer, und-"
„Wäscherei? Lat der Mann 'ne Wäscherei?"
„Allerdings. Sieht man ihm das nicht an? Ich finde immer,
er riecht irgendwie nach Seife. Aber damals, da war er ein
ganz frischer Kerl, direkt ein Rübchen, kesse Streiche machte
der Bengel, und er hatte allerdings auch noch Locken auf dem
Kopfe und war überhaupt ein bißchen eitel. Na, diesen Schmelz
hat ihm zwar das Leben von den Flügeln gestreift, aber wie
ich damals mit ihm Touren machte, und ich meine Frau kennen
lernte — —
„Durch dieses Schönrind?"
„So ungefähr, ja, gewiß. Labe ich es noch nicht erzählt?
Wie wir durch den Tunnel fuhren? Nein?"
„Kein Wort," sagte meine Frau entrüstet, daß sie es jetzt erst
erfuhr, denn, allerdings, wenn man Tunnel hört-.
„Na, dann will ich es kurz erzählen," sagte
Lerr Klappendiek, „ihr erinnert euch doch wohl
noch, daß früher die Abteile nicht erleuchtet
wurden, wenn der Zug durch einen Tunnel
fuhr. Man reiste die kurze Strecke im Finstern.
And auf jener Tour, da saßen uns zwei junge
Mädchen gegenüber. And wir waren noch nicht
lang im Tunnel, da hörte ich deutlich, wie ge-
küßt wurde. Gleich darauf aber hörte ich auch
einen höchst empörten Schrei. And schon wurde
es wieder hell. Schönrind, der Schlingel, saß
da, als könnte er kein Wässerchen trüben, die
Amazonen aber flammten wie Rubin. And
ich, ich grinste als der neutrale Beobachter.
Da fuhr die eine der jungen Dinger auf, holte
aus, und, klatsch, hatte-"
„Das geschah ihm recht," sagte meine Frau.
„Wem denn?" fragte Lerr Klappendiek,
„die Ohrfeige habe nämlich ich gekriegt!"
„Sie? Aber Sie hatten doch gar nichts
gemacht?"
„Gemacht nicht, aber ich hatte gegrinst,
und Schönrind hatte fromm geguckt, und also
bekam ich fie. Aber das hat mir damals so
kolossal imponiert, diese Forschheit, daß ich
Lelene dann geheiratet habe."
„Das gönne ich diesem frechen Schönrind,
daß er dabei der Dumme war," ereiferte sich
meine Frau, noch immer empört über jenen
Aeberfall, „was hat er denn dann gesagt, als
Sie Lelene heirateten?" — „Nichts."
„Nichts? Warum denn nichts?"
„Er hatte nichts mehr zu sagen."
„-nichts mehr zu sagen-?"
„Nein, schon nichts mehr, und Sie haben
ihn ja selbst gesehen und werden begreifen —"
„Begreifen? Nichts!" — „Nicht? Nun, er
hatte kurz zuvor die andere geheiratet."
Roosevelt: „flU right, das wärs, was wir eventuell noch
Stalin abgebe» könnten: Kammerjäger und Kamerajäger."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Please, ist es wahr..." "Roosevelt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 196.1942, Nr. 5056, S. 406
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg