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Hans und Franz-und das Blitzlicht

wahr, versicherte er, und zum Gedächtnis an den kuriosen Vorfall
trage ja das Laus, wo jener Mann gewohnt habe, ein Wahrzeichen:
er sei dort dargestellt, wie er die Tür davontrage. Davon wußten
wir nichts; wir konnten also nichts dagegen sagen und halfen nun
dem Vetter Florian bei seinen Aeberlegungen, wo er wohl am besten
das Los ankleistern könnte. Wir schlugen ihm einen Kleiderschrank
vor oder das Klavier, den Schreibtisch, den großen Spiegel im
Korridor und sonst noch alles Mögliche, aber er entschied sich schließ-
lich für den alten Geldschrank, den er überflüssiger Weise — denn
er hamstert natürlich kein Bargeld — neben seinem Bett stehen hat.
„Darauf fällt die Glücksgöttin am ehesten herein," meinte er, „denn
der Transport des Geldschranks mit dem festhaftenden Lose wird
doch eine verdammt umständliche Sache werden. Na, und dann kann
ich doch gleich meinen Gewinn in den Geldschrank packen. Allerdings
werde ich ihn wohl in einem Scheck ausbezahlt bekommen." —
Der Vetter Florian war ganz sicher, diesmal zu gewinnen. Aber
die launische Glücksgöttin scheint heutzutage andere Vergnügungen
zu haben, als spaßhaften Transporten zuzusehen; vielleicht unterhält
sie sich lieber mit dem Rundfunk. Der Vetter Florian gewann wieder
nichts; nicht einmal mit dem Einsatz kam er diesmal heraus, und
das war fast ein Glück, denn wenn er wegen des Einsatzes mit seinem
Geldschrank durch die Straßen gekarrt wäre, da wäre er ja zum
Gaudium für das ganze Land geworden, die illustrierten Blätter
hätten sein Bild gebracht, und noch die spätesten Enkel hätten über
ihn gelacht.

Aber dann kam noch etwas hinterher. Zufällig erzählten wir
dem Doktor Seekatz von Vetter Florians vergeblichem Versuch und
der Geschichte von dem auf die Stubentür geklebten Lotterielose.
Doktor Seekatz aber ist ein sehr belesener Mann und konnte uns
belehren. „Ja, ungefähr stimmt das, denn tatsächlich ist in der
Wallstraße zu Berlin und zwar am Lause Nummer 25 ein Mann
abgebildet, der eine Tür trägt. Vielleicht ist das Laus von einem
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Florian und die Glücksgöttin

die launische Glücksgöttin mit sehr häßlichen Worten beschimpft; es
waren sogar Worte darunter, die sich gar nicht wiedergeben lassen.
And endlich verschwor sich der Vetter Florian, überhaupt nicht mehr
zu spielen und sei» gutes Geld nicht fortzuschineißen oder zu ver-
lottern, wovon ja überhaupt, so sagte er wütend, das Wort Lotterie
herkomme.

Aber dann kam wieder eine Ziehung erster Klasse heran, und
am letzten Tage noch erneuerte Vetter Florian doch wieder sein
Los. „Diesmal gewinne ich!" erklärte er. „In der letzten Klasse
spätestens kriege ich einen großen Gewinn. Ich werde die Glücks-
göttin herumkriegen, ich werde sie überlisten. Einen großartigen
Einfall habe ich gehabt!"

Erst wollte er nicht, aber dann verriet er uns doch seinen groß-
artigen Einfall und erzählte uns eine Geschichte, die schon seit
Generationen im Volke umginge, noch von der alten Preußischen
Klaffenlotterie her. „Da war also einmal vor vielen, vielen Jahren
in Berlin und lebte dort in der Wallstraße ein armer Mann, der
sich ein Lotterielos gekauft hatte. Sein Söhnchen fand dieses Los
und klebte das bunte Papierchen in kindischem Spiel, wie zum
Schmucke der Wohnung, an die Stubentür. And dann fiel der Laupt-
gewinn aus das Los. Aber der Mann konnte das aufgeklebte Los
nicht mehr ablösen, und so war er gezwungen, die Stubentür aus-
zuhängen und, begleitet von vielem Volk, auf das Lotteriekontor zu
tragen. Aber eben deshalb hatte er gewonnen. Die launische Glücks-
göttin fand Vergnügen an der lächerlichen Lage des Mannes; es
machte ihr einen Leidenspaß, wie er mit seiner Tür durch die Straßen
ziehen mußte. And nun werde ich mein Los auch irgendwo ganz
fest ankleben."

Wir versuchten, dem Vetter Florian das auszureden; wir lachten
über seine alte Geschichte und erklärten sie für ein Märchen. Aber
das wollte er nicht gelten lassen. Nein, die Geschichte sei wirklich
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Hans und Franz ------ und das Blitzlicht"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Huth, Helmuth
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 197.1942, Nr. 5066, S. 140

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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