Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
o

Das Stelldichein mit Margot

Von Karl Lermann Cordt, Lamburg.

Warum sich Adelbert Krause für einen großen Dichter hielt,
war sein ureigenstes Geheimnis, denn nicht nur, daß die Ver-
leger die Produkte seines Schaffens mit geradezu unheimlicher
Regelmäßigkeit zurücksandten, auch seine Freunde ergriffen meistens
die Flucht, wenn er ihnen seine Gedichte vortrug, und nur die
Witwe Kulicke, bei der Adelbert Krause seit Jahren als „möb-
lierter Lerr" hauste, brach dabei oftmals in Tränen aus, was
allerdings, nach Ansicht der Freunde, auch von der rückständigen
Miete herrühren konnte, welch letztere Adelbert Krause nicht gerade
übermäßig pünktlich zu zahlen pflegte.

Aber nicht nur seiner
Verse wegen hielt sich
Adelbert für einen Dichter,
auch seine bekannte Vor-
liebe für Frauen brachte
er damit in engsten Zu-
sammenhang.

„Ein Künstler wie ich
braucht eben von Zeit zu
Zeit etwas, was seine Ge-
danken beflügelt!" hatte er
noch kürzlich seinen Freun-
den erklärt, als man von
der kleinen Margot sprach,
der er sich seit einigen
Wochen mit glühenden
Versen genähert hatte.

Zwar war Margot erst
ein einziges Mal mit ihm
ins Kino gegangen, aber
seitdem war Adelbert über-
zeugt, daß er Eindruck auf
sie gemacht hatte, und seine
Briefe waren demgemäß
poetische Ergüsse, die un-
bedingt ein Mädchenherz
mit seliger Erwartung er-
füllen mußten. Unzählige
Male hatte er „Liebe"' auf
„Triebe"gereimt und ebenso
oft ihr blondes Laar mit
den Strahlen der Sonne
verglichen, und wenn er nun
seinem letzten Gedicht die
Bitte eines Wiedersehens
htnzugefügt hatte, so konnte
gar kein Zweifel daran

bestehen, daß Margot beflügelten Schrittes zu ihm eilen würde.
And er hatte sich nicht getäuschtl Wieder und wieder las er das
duftende Briefchen, das ihm der Bote soeben gebracht hatte.

„Sie werden begreifen," hatte sie geschrieben, „daß ich mich nicht
so ausdrücken kann wie Sie, aber dennoch möchte ich einem gottbe-
gnadeten Künstler in eigener Weise antworten. Dort, wo wir uns
zum ersten Male trafen, soll Ihnen der Film, den ich besonders
liebe, die Antwort auf Ihre Frage geben."

Nichts weiter schrieb sie, doch Adelbert Krause war strahlender
Laune. Was hieß das anders, als daß er sie am heutigen Abend

wieder vor dem Kino treffen
durfte! Gestern noch war er
am Film-Palast vorüber-
gegangen. Wie hieß doch
noch der Film? Richtig!
„Ich liebe dich!"

Das also wollte ihm die
kleine Margot sagen?!
Seine Brust schwoll im
Vorgefühl des Triumphes
den allezeit zweifelnden
Freunden gegenüber. Wel-
che Frau konnte einem
Künstler widerstehen? I And
hatte sie nicht sogar „gott-
begnadet" geschrieben?!
Adelbert Krause beschloß,
den Brief allen Freunden
zu zeigen. Vorerst mutzte
er allerdings etwas Geld
auftreiben, denn er war
wieder einmal bis zum
Aeußersten abgebrannt.
Ausgerechnet diesmal ließ
sich aber die Wirtin
Kulicke auch nicht durch
das neueste Gedicht er-
weichen, welches von „Rot"
und „Tod" erzählte und
ihr wohl einige Tränen,
aber nicht das gewünschte
Geld entlockte.

Auch seine Freunde ver-
schlossen sich ihm, was
er allerdings unbegreiflich
fand, denn sie brauchten
die neue Summe doch

Glück im Pech

„Wenn ich alle Spesen berechne, kostet mir das Pfund Fisch, das
ich fange, fünf Mark."

„Ra, hoffentlich fangen Sie keinen!"

170
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Glück im Pech"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Geis, Josef
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 197.1942, Nr. 5068, S. 170

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen