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Blick in den Kinderwagen

Die Kinderwagen sind mein Entzücken,

Muß immer in ihre Wunderwelt blicken.

Da scheinen die kleinen Seelchen zu warten
Auf Blühen und Reifen im Erdengarten!

Sie schauen voll Staunen das fremde Geschehen,
Die Wolken, die weißen, die ruhelos wehen 1
Im Fluge entdeckten sie Häuser und Gassen
Und möchten nach Sonne und Winden fassen!

Die flugenpaare, die braunen und blauen,
Erwarten das Leben in sanftem Vertrauen
Und suchen auf ewiger, unsteter Reise
Nach Liebe und Güte auf ihre Weise.

Wen möchte das junge Leben nicht rühren?
Wir alle wollen’s behüten und führen!

Drum träumt nur, ihr Seelchen, ihr winzigen, feiner!
Noch unbeschwert zwischen Lachen und Weinen!

Clara Steckhan

Der Mann von Nr. 105

Von Ralph Urban

„Sie haben bisher noch nicht selbständig gear-
beitet?^ fragte Oberinspektor W. W. Wells von der
Lotel- und Bahnhofbrigade in Scotland 'Zard.

„Nein, Lerr Oberinspektor!"antwortete verjünge
Sergeant Mason.

„Dann will ich es heute einmal mit Ihnen ver-
suchen," meinte der Chef. „Vom .Esplanade" kam
soeben eine Diebstahlsanzeige. Nach der ganze» Art
des Täters zu schließen, dürfte es sich um Mr. Castle,
einen alten Anbekannten von uns, handeln. Bisher
war er nämlich etwas flinker als wir, so daß wir
ihn noch nicht erwischen konnten. Wir führen ihn
als ,Castle", denn unter diesem Namen trat er auf,
als wir das erstemal aus seine Spur stießen. Seine
Arbeitsweise ist folgende: Er mietet sich in einem
guten Lotel über Nacht ein. Am Morgen lauert er,
bis einer seiner Nachbarn das Zimmer verläßt, um
unten im Saal zu frühstücken oder um auszugehen.
Scheint ihm die Luft rein, dann flitzt Castle zur
meist unversperrten Tür, kitzelt andernfalls das
Schloß mit einem Laken und verschafft sich Einlaß.
Mit einem gewöhnlichen Schraubenzieher öffnet er
geschickt jeden abgeschlossenen Koffer und nimmt,
was er brauchen kann. Manchmal ist die Beute klein,
manchmal sehr groß. Als ihn einmal ein Gast auf
frischer Tat erwischte, warf er ihm Pfeffer ins Gesicht
und entkam auch diesmal."

„Aha!" sagte Detektivsergeant Mason.

„Gar nicht ,Aha","" rügte der Oberinspektor, „Sie
können nämlich einen Besen fressen, daß morgen
von einem andern und übermorgen von einem dritten
Lotel neue Anzeigen bei uns einlaufen. Der Gauner
hält sich stets an die guten Dinge der,Drei" und
arbeitet immer an drei Tagen hintereinander. Wenn
dann unser Apparat in Schwung zu kommen be-
ginnt, verschwindet er. And erst, wenn Gras über
die Sache zu wachsen scheint, fängt sein Spielchen
von vorne an."

„Auf Grund der sicher vorhandenen Personsbe-
schreibung," meinte der Sergeant „müßte man doch—"

„Auf Grund der Personsbeschreibungen," unter-
brach ihn W. W. Wells gelangweilt, „müßte man
318

Eine New Borker Zeitung
sieht in Roosevelt einen
zweiten Kaiser Trajan.

halb London verhaften. Der Mann sieht so nach
Durchschnitts-Londoner aus und versteht es außer-
dem derart, sein Aeußeres zu verändern, daß er es
sogar ungestraft wagen konnte, sein Gastspiel zwei-
mal in ein und demselben Lotel zu geben."

„Ich verstehe," sagte Mason.

„Sie verstehe» gar nichts," behauptete der Chef.
„Sehen Sie sich unten den Akt durch, verlieren Sie
aber nicht viel Zeit damit, sondern untersuchen Sie
den Fall an Ort und Stelle. Leute abend wünsche
ich von Ihnen positiven Bericht, nach dessen An-
haltspunkten ich unser» ganzen Apparat aufbieten
werde, damit uns der Kerl diesmal nicht wieder
auskommt. Ich beabsichtige, »och heute nacht alle
Londoner Lotels zu besetzen, damit wir den Mann
morgen früh möglichst auf frischer Tat ertappen.
And jetzt marsch, marsch, junger Mann!"

Sergeant Mason eilte ins Archiv und nahm Ein-
sicht in den dicken unabgeschlossenen Akt ,Castle". Er
blätterte ihn durch und notierte sich nur das, was
ihm wichtig schien. Dann begab er sich ins Lotel
,Esplanade". Sprach mit dem Sekretär, mit dem
Portier und mit den Angestellten des dritten Stock-
werkes, in dem das Zimmer Nr. 103 des bestohlenen
Gastes gelegen war, und dann mit diesem selbst. Der
Mann beklagte den Verlust seiner Brieftasche mit
95 Pfund und einer goldenen Ahr. Das Zimmer
Nr. 103 besaß kein anschließendes Badezimmer, wes'
halb der Gast eines der am Ende des Ganges ge-
legenen aufgesucht hatte. And zwar um 7 Ahr 30.
Als er etwa eine Viertelstunde später in sein Zim-
mer zurückkehrte, bemerkte er den Diebstahl und
schlug Lärm.

Dem Sergeanten war es klar, daß der Dieb in
einem der Zimmer in der Nähe gelauert haben mutzte.
And da der Flügel des Baues nicht lang war und
der Gang bald um die Ecke bog, kamen nur bestimmte
Zimmer in Frage.

„Wer von den Gästen in den Zimmern Nummer
achtundneunzig bis hundertsechs ist heute morgen
zwischen halb und acht Ahr abgereist?" wandte sich
Mason an das versammelte Personal.

„Nur die Dame von neunundneunzig und der
Lerr von hundertfünf!" meinte der Portier.

„Ja," bestätigte der Lohndiener, „ich habe das
Gepäck hinuntergeschafft. Der Lerr hatte nur eine»
Landkoffer."

„Ist Ihnen an ihm etwas ausgefallen?"

„An dem Lundertfünf selber nicht," erklärte der
Lohndiener, „allerdings verhinderte er es, als ich
auf seinen Koffer unsere Loteletikette kleben wollte.
Das mögen oft Lerrschaften nicht, die viel reisen,
und die schöne neue Koffer besitzen. Aber der Koffer
jenes Lerrn war bereits mit vielen anderen Etiketten
beklebt, darunter mit einer von Paris und einer
von Liverpool, soweit ich mich erinnere —"

Der Detektivsergeant sah sich den Anmeldeschein
jenes Gastes an. Er war als Großkaufmann aus
Glasgow eingetragen. Mason rief die Landels-
kammer von Glasgow an und bekam bald die Aus-
kunft, daß dort ein Kaufmann dieses Namens nicht
bekannt wäre. Nun bestand für ihn kein Zweifel
mehr, daß der Mann von Nr. 105 der gesuchte
Loteldieb sei. Aber damit war noch lange keine Land-
Habe gegeben, ihm auf eine Spur zu folgen und
seine Festnahme zu bewerkstelligen. Die neue Per-
sonsbeschreibung sagte nicht mehr als die bisherigen,
und es war anzunehmen, daß der Mann sein Aus-
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Eine New Yorker Zeitung sieht in Roosevelt einen zweiten Kaiser Trajan"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 197.1942, Nr. 5077, S. 318

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