„Sei still, Stalin, du siehst doch, daß wir alles tun, um eine zweite Front zu errichten!“
S>ter herrscht Ordnung!
Eiduschat streift de» Seifenschauni vom Messer auf ein Papier-
stückchen ab; dann wäscht er Kabunkes rechte Backe ab, trocknet nach
und sagt: „Bitte schön!"
„Wieso bitte schön?" forscht Kabunke ahnungslos.
Da sieht er, daß Eiduschat seinen Berufsmantel auszieht und
wieder nach dem erloschenen Zigärrchen langt.
Ganz verdattert stammelt er: „Ja, Meister, Sie haben mich ja
nur halb rasiert! — Was ist denn los?"
„Feierabend ist!" sagt Eiduschat kurz. „Ich möchte auch mal pünkt-
lich Feierabend haben. — Bei mir herrscht jetzt auch Ordnung!"
Damit wendet er sich und geht in seine Privatwohnung.
„Eiduschat, machen Sie doch keine Geschichten!" fleht Kabunke.
„Sie wollen mich doch nicht halb rasiert — die eine Backe »och voll
Seifenschaum — an die Lust setzen?"
„Na, ausnahmsweise will ich Ihne» den Schaum noch abwischenI"
„Eiduschat!" — Meister Kabunke wird ganz klein — „Lassen Sie's
genug sein des grausamen Spiels! — Ich verspreche Ihnen dafür,
daß ich fortab nie mehr so spät kommen werde. — Zufrieden?"
Da 'lächelt Eiduschat. Die kleine Lehre wird Kabunke nicht so bald
vergessen, das weiß er.
Im übrigen darf Kabunke doch noch rasiert »ach Lause gehen,
und nachtragen werden sie einander nichts; denn sie kennen sich ja
nun und wissen, daß bei ihnen Ordnung herrscht.
Mittel gegen Schnupfen V°n I-> sa,,ns Rssl-r
Ich saß in der Eisenbahn und hatte Schnupfen.
„Latschi! Latschi! Latschi!" nieste ich ineinemfort. Es klang wie
Posaunenstöße. Ich konnte nichts dafür, es kam ans mir. Die
332
Mitreisenden schauten zunächst beleidigt. Aber als ich eine Viertel-
stunde ununterbrochen so fort geniest hatte, begann die Feindselig-
keit gegen mich in eine allgemeine Leiterkeit umzuschlagen. Das kam
daher, daß ein Lerr, der mir gegenüber saß, mir mehr empört als
freundlich „Prost!" zurief, so, als wollte er damit sagen: „Nun ist
es aber genug! Schluß damit!" Ich tat ihm nicht den Gefallen und
nieste weiter. Er wiederholte sein kurzes, sachliches „Prost!", ich
winkte verzweifelt ab, und jetzt begannen plötzlich alle mir nach jedem
Latschi ei» fröhliches Prost zuzurufen. Einmal ich und einmal sie.
Es wurde ein herrlicher Chor, und ich war der Vorsänger.
Einer der Mitreisenden wollte sich besonders hervortun.
Er klopfte mir vergnügt auf das Knie und sagte: „Wenn Sie
bis zehn wieder niese», kriegen Sie eine Mark!"
„Das Mittel hilft nur beim Schluckauf!" stöhnte ich.
Er wiederholte die Wette nicht. Ich hatte wieder dreimal geniest.
Jetzt aber hatte jeder ein Mittel an der Land.
„Da hilft nur eines — sofort ins Bett gehen!"
„Mein Bett steht in München, und wir sind im Sudetengau!"
„Das Beste ist Kognak!" rief ein Dritter, „haben Sie Kognak
bei sich?" — „Nein!" stöhnte ich.
Die alte Dame neben mir holte ein Bonbon aus ihrer Tasche.
.Lutschen Sie das Bonbon," sagte sic, „der Schnupfen ist wie weg-
geblasen!" Sie steckte mir das Bonbon in den Mund.
Jedoch, es blieb nicht. Beim nächsten Niesen flog es dem freund-
lichen Lerrn gegenüber ins Gesicht.
„Es macht nichts," sagte dieser, bevor ich mich entschuldigen konnte,
„es hätte auch nichts geholfen — es gibt nur ein Mittel gegen
Schnupfen: ziehen Sie nasse Strümpfe an!"
S>ter herrscht Ordnung!
Eiduschat streift de» Seifenschauni vom Messer auf ein Papier-
stückchen ab; dann wäscht er Kabunkes rechte Backe ab, trocknet nach
und sagt: „Bitte schön!"
„Wieso bitte schön?" forscht Kabunke ahnungslos.
Da sieht er, daß Eiduschat seinen Berufsmantel auszieht und
wieder nach dem erloschenen Zigärrchen langt.
Ganz verdattert stammelt er: „Ja, Meister, Sie haben mich ja
nur halb rasiert! — Was ist denn los?"
„Feierabend ist!" sagt Eiduschat kurz. „Ich möchte auch mal pünkt-
lich Feierabend haben. — Bei mir herrscht jetzt auch Ordnung!"
Damit wendet er sich und geht in seine Privatwohnung.
„Eiduschat, machen Sie doch keine Geschichten!" fleht Kabunke.
„Sie wollen mich doch nicht halb rasiert — die eine Backe »och voll
Seifenschaum — an die Lust setzen?"
„Na, ausnahmsweise will ich Ihne» den Schaum noch abwischenI"
„Eiduschat!" — Meister Kabunke wird ganz klein — „Lassen Sie's
genug sein des grausamen Spiels! — Ich verspreche Ihnen dafür,
daß ich fortab nie mehr so spät kommen werde. — Zufrieden?"
Da 'lächelt Eiduschat. Die kleine Lehre wird Kabunke nicht so bald
vergessen, das weiß er.
Im übrigen darf Kabunke doch noch rasiert »ach Lause gehen,
und nachtragen werden sie einander nichts; denn sie kennen sich ja
nun und wissen, daß bei ihnen Ordnung herrscht.
Mittel gegen Schnupfen V°n I-> sa,,ns Rssl-r
Ich saß in der Eisenbahn und hatte Schnupfen.
„Latschi! Latschi! Latschi!" nieste ich ineinemfort. Es klang wie
Posaunenstöße. Ich konnte nichts dafür, es kam ans mir. Die
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Mitreisenden schauten zunächst beleidigt. Aber als ich eine Viertel-
stunde ununterbrochen so fort geniest hatte, begann die Feindselig-
keit gegen mich in eine allgemeine Leiterkeit umzuschlagen. Das kam
daher, daß ein Lerr, der mir gegenüber saß, mir mehr empört als
freundlich „Prost!" zurief, so, als wollte er damit sagen: „Nun ist
es aber genug! Schluß damit!" Ich tat ihm nicht den Gefallen und
nieste weiter. Er wiederholte sein kurzes, sachliches „Prost!", ich
winkte verzweifelt ab, und jetzt begannen plötzlich alle mir nach jedem
Latschi ei» fröhliches Prost zuzurufen. Einmal ich und einmal sie.
Es wurde ein herrlicher Chor, und ich war der Vorsänger.
Einer der Mitreisenden wollte sich besonders hervortun.
Er klopfte mir vergnügt auf das Knie und sagte: „Wenn Sie
bis zehn wieder niese», kriegen Sie eine Mark!"
„Das Mittel hilft nur beim Schluckauf!" stöhnte ich.
Er wiederholte die Wette nicht. Ich hatte wieder dreimal geniest.
Jetzt aber hatte jeder ein Mittel an der Land.
„Da hilft nur eines — sofort ins Bett gehen!"
„Mein Bett steht in München, und wir sind im Sudetengau!"
„Das Beste ist Kognak!" rief ein Dritter, „haben Sie Kognak
bei sich?" — „Nein!" stöhnte ich.
Die alte Dame neben mir holte ein Bonbon aus ihrer Tasche.
.Lutschen Sie das Bonbon," sagte sic, „der Schnupfen ist wie weg-
geblasen!" Sie steckte mir das Bonbon in den Mund.
Jedoch, es blieb nicht. Beim nächsten Niesen flog es dem freund-
lichen Lerrn gegenüber ins Gesicht.
„Es macht nichts," sagte dieser, bevor ich mich entschuldigen konnte,
„es hätte auch nichts geholfen — es gibt nur ein Mittel gegen
Schnupfen: ziehen Sie nasse Strümpfe an!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Sei still, Stalin..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 197.1942, Nr. 5078, S. 332
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg