Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
„Well, die Engländer sollen ihren Santa Claus haben; ich
werde ihnen ein paar hübsche Kleinigkeiten bringen."
„Aber vergiß die Rute nicht, Franklin!"

„Nicht nötig — — sie haben schon genug Angst vor mir."

Erlebnis mit einem eigenen Gedicht

wahrscheinlich so sauer, wie man lächelt, wenn einem der Zahnarzt,
in der Land die Zange, einen uralten Witz erzählt. Der Lerr neben
mir zerquetschte mit seiner Ironie meine schönsten Pointen und Reime.
Als er das Gedicht zu Ende gelesen hatte, sagte er:

„Glauben Sie nicht auch, daß man den Menschen, der dieses Ge-
dicht zusammengeleimt hat, einsperren soll?"

Da regte sich in mir der Selbsterhaltungstrieb.

„Einsperren? Warum nur? Der Dichter hat bestimmt —"
„Dichter nennen Sie den Tischler solcher Verse? Mein Lerr,
Sie sehen auch viel moderner aus, als Sie sind! ... Vielleicht ist
die Dame so liebenswürdig, ihr Arteil, ihre Entscheidung zu sagen?"

Ich war für ihn nicht mehr vorhanden. Er wandte sich dem
Mädchen zu und sagte:

„Gestalten Sie, Fräulein, daß ich störe? Ich streite eben mit dem
Lerrn über ein Gedicht der Liebe! In solchen Dingen haben die
schönen Damen wohl das sicherste Arteil. Darf ich Ihnen —"
„Nicht nötig!" erwiderte das Mädchen. „Ich habe alles gehört!"
„Das ist reizend von Ihnen, Fräulein! Nun, was sagen Sie
dazu? Was würden Sie tun, wenn jemand versuchte. Sie nach der
Methode dieses Gedichtes anzureden?"

380

„Ich lasse mich überhaupt nicht von fremden Männern anreden!"

Der Lerr lächelte verbindlich.

„Ich setze nur den Fall, Fräulein! Sie werden sich aber bestimmt
denken, daß der Lerr, der es täte, aus dem vorigen Jahrhundert
stammt, daß er von unserer sachlichen Zeit keine Ahnung hat, daß —"

Ich lachte so laut, daß der Lerr in seiner Rede innehielt.

„Was ist Ihnen?" fragte er und rückte näher zu dem Mädchen.

„Ach nichts, ich erinnere mich nur, daß ich den Autor dieses Ge-
dichtes kenne. Er ist in der Tat ein moderner, junger Mann!"

Das Mädchen meinte geringschätzig:

„Warum schreibt er dann solchen Ansinn? Sagen Sie ihm doch,
daß er von der Annäherung gar nichts versteht, und von der Liebe
auch nicht!"

„Sehr richtig!" meckerte der Lerr. Dann wandte er sich dem
Mädchen zu; seine Worte wurden immer leiser, so daß ich nichts
verstehen konnte. Mich interessierte es auch nicht mehr. Ich war zu-
erst wütend, dann war ich traurig, so daß ich kaum aufsah, als sich
der Lerr mit dem hübschen Mädchen entfernte.

Das Leben ist ungerecht. Warum hat der elegante Affe über mein
Gedicht geschimpft? Verdankt er schließlich nicht meinem Gedichte,
daß er ein nettes, hübsches Fräulein kennen gelernt hat? And zur
Stunde gelingt es vielleicht vielen anderen jungen Männern, direkt
oder indirekt mit Lilfe meines Gedichtes nette Damen kennenzu-
lernen I

And nur ich gehe leer aus, der Vater dieser Methode!

Am die Wahrheit zu sagen: ich habe nicht einmal das Lonorar
für mein Gedicht bekommen! Aber ein Erlebnis habe ich doch ge-
habt, ein wenig erfreuliches allerdings ... Die Sonne verklärt noch
immer den goldenen Johann Strauß. Blickt er nicht ein wenig spöt-
tisch herüber? Oder lächelt er verstehend? Auch ich verstehe ihn: wir
wollen die Sache nicht tragisch nehmen ... Es gibt noch viele andere
Mädchen in Wien!

§)tto und Ottilie waren beim Photographen. Zum Doppelbildnis.

„Bitte, sich ganz zwanglos nebeneinander zu setzen. Ich mache
nur ganz natürliche Aufnahmen," sagte der Lichtbildner.

„Soll ich ein freundliches Gesicht machen?" fragte Ottilie.
Fauchte Otto: „Aber du hörst doch, er macht nur natürliche
Bilder!"

Ah so!

„Wißt Ihr, Kinder," erzählte einmal Alexander Girardi einer
aufhorchenden Kollegenschar, „unglaublich, wie bekannt ich schon bin.
Gehe ich gestern an der Burgwache vorbei, prompt ist sie stramm ge-
standen!" — Als er merkte, daß seine Erzählung einiges Kopfschüt-
teln hervorrief, meinte er gekränkt: „Wenn ihr's nicht glaubt, dann
fragt nur.... den Major X, der mit mir gegangen ist!"

„Ach habe gestern meinen Schirm verloren."

„Wie sah er denn aus?"

„Das weiß ich nicht mehr genau; ich hatte ihn
mir selber gestern erst zu leihen genommen."

Kritik

Eines Tages kamen Briefmarken heraus, die das Bild Friedrich
des Großen trugen. Der alte Albert Steinrück konnte es sich nicht
versagen, Otto Gebühr in der kleinen Weinstube, in der sie beide
Stammgäste waren, ein Exemplar mit entsprechender Gratulation
zu überreichen.

Gebühr ließ sich eine Lupe kommen, betrachtete eingehend das
Bild und knurrte mißmutig:

„Lälte» sich wirklich ein besseres Photo von mir als Vorlage
nehmen können!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Weihnachtsmann"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1942
Entstehungsdatum (normiert)
1937 - 1947
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 197.1942, Nr. 5081, S. 380

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen