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„Sie müssen sich einen anderen Vornamen zulegen, Mister Cohn,
den Namen ,Salomon‘ kann der Präsident zur Zeit nicht hören 1“

Ein vorgeschobener Finder

„Allerdings, sie ist gefunden worden! Aber wer hat sie gefunden?
Wenn du wegen deines augenblicklichen Zustandes, den ich übrigens
gebührend bedauere, nicht an noch größerem Intelligenzmangel

littest als gewöhnlich-was würdest du dann aus der Tatsache

schließen, daß ich eben diese Mittagszeitung erstanden habe, was ich
sonst nie tue? Du würdest daraus schließen, daß ich jene köstliche
Anzeige erwartet habe, daß ich also um den Verlust des wertvollen
Schmucks gewußt haben muß. Ziehst du nun außer diesem imstande
noch meinen für dich trotz deiner Marodität — gibt es dieses Wort? —
zweifellos erkennbaren Jubel in Betracht, so müßtest du schon un-
heilbarer Geistesschwäche verfallen sein, wenn es dir nicht dämmern
würde: Aha, er hat die Perlenkette gefunden! Richtig! Da ist sie!"

Benno Block reißt jetzt doch die Augen weit auf. „Donnerwetter,
das Ding muß was wert sein! Denn eine Imitation ist es natürlich
nicht, sonst würden nicht 500 Mark Finderlohn versprochen werden.
Du hast Schwein gehabt, mein Lieber. Aber was habe ich damit
zu tun? Wie soll ich 100 Mark dabei verdienen?"

Kuno Kietz lächelt listig. „Kennst du den Direktor Roller und
seine Gattin?"

„Ree! Ist mir auch ganz egal, da ich nicht weiß, ob mir das ein
Vergnügen oder lästig sein würde."

„Aber ich kenne sie. Ich bin öfter bei ihnen eingeladen und gehe
gern hin, besonders, wenn es sich um ein Abendessen handelt. Die
Leute schätzen mich als geistreichen Plauderer, der die Tafelrunde
angenehm unterhält, was Rollers selbst nicht können, denn sie sind
blödsinnig langweilig. Mit dieser Schätzung haben Rollers zweifellos
recht, aber in einer anderen Beziehung schätzen sie mich ganz falsch
ein: sie halten mich nämlich für sehr begütert. Ich mag aber selber
schuld daran sein; ich habe wohl ein bißchen renommiert, hin und
wieder den Mund zu voll genommen."

„Wohl auch bei den Tafelgenüssen," brummt Benno Block. „Du
hast dich natürlich vollgestopft und vollgetrunken."

„Laß' das! Allerdings: die Leute führen eine vorzügliche Küche;
da greift man wacker zu. Aber einen Weinkeller gibt es nicht. Denn
Roller ist strenger Abstinent und zwar einer von der greulichen Sorte
der Proselytenmacher; er ist immer hinter unglücklichen Opfern her,
die er dem Alkohol abspenstig zu machen sucht. Aber bleiben ivir bei
der Sache! Bedenke: wen» ich jetzt zu Roller ginge und ihm die
Perlenkette brächte — — würde er sich da nicht scheuen, mir, dem
begüterten jungen Manne, 500 Mark in die Land zu drücken? Sicher-
lich würde er da Lemmungen spüren. Aber er hat die Belohnung
nun einmal ausgelobt, und er würde sich der dadurch begründeten
Verpflichtung auch gar nicht entziehen wolle». Was also würde er
tun? Bitte, was meinst du?"

„Gib mir jetzt keine Rätsel auf! Es ist mir auch ganz egal, was
Roller tun würde."

„Aber mir nicht, denn ich will die 500 Mark kriegen. Roller würde
das Geld zwar 'rausholen, doch er würde sich nicht trauen, mich, den
geschätzten Gast seines Laufes, der das seiner Meinung nach über-
haupt nicht nötig hat, damit zu belohnen. Rein, er würde mich erst
etwas verlegen anschauen, aber dann würde er sich einen Ruck geben
und mich sehr liebenswürdig fragen: ,Ia, mein lieber Lerr Kietz —
welchem wohltätigen Zweck wollen Sie das Geld zugeweudet wissen?'
And dann würde ich großartig tun und irgendeine philanthropische
Verwendung angeben müssen, und meinem Gelbe, meinem wohler-
worbenen Gelbe, das mir augenblicklich sehr zustatten käme, könnte
ich nachpfeifeu."

Benno Block richtet sich auf; er nimmt jetzt Interesse an dem
Fall. „Aha, ich verstehe. Weil du weiter vor Rollers den noblen
Lund und begüterten Mann spielen willst, darum soll ich als an-
geblicher Finder hingehen und die 500 Mark einkassieren."

„So ist es! Du fängst an, logisch zu denken; dein Verstand be-
ginnt, sich wieder zu regen. Aber nun mach' fix! Die 500 Mark warten."

„And ich soll bloß 100 abkriegen? Das ist mir zu wenig für die
in meinem hundsmiserablen Zustande bedeutende Bemühung. Sagen
wir: 200 Mark!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Sie müssen sich einen anderen Vornamen zulegen ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mauder, Josef
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>
Antisemitismus

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 198.1943, Nr. 5084, S. 3

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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