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Auf dem'Fundbüro

„Da Hab ich vorhin in der Elektrischen ein Paket mit Fischen gefunden."
„Ist gut, Lerr. Komme» Sie in sechs Monaten wieder. Wenn der Eigen-
tümer sich bis dahin nicht gemeldet hat, gehören die Fische Ihnen!"

Ein Unterpfand

Kniebold muß aufs Finanzamt. Er
hat seinen Lund mitgenommen; das
Tierchen muß doch Bewegung haben.

Lunde dürfen, obwohl sie auch gut
nachzuspüren verstehen, nicht in das
Finanzamt hinein. Das hat Kniebold
gewußt, aber er hat gedacht, es würde
sich schon ein Ausweg finden. Richtig
— in der Anlage vor dem Finanzamt
sitzt auf einer Bank ein Kinderfräulein,
neben dem ein kleines Mädchen mit
einer Puppe spielt. Kniebold bindet
sein Lündchen an die Bank. Dann fragt
er: „Würden Sie wohl so liebenswür-
dig sein, Fräulein, auf meinen Lund
aufzupaffen, bis ich da aus dem Fi-
nanzamt zurückkomme?"

„Sehr gern!" sagt das Fräulein.

„Werden Sie auch bestimmt nicht
früher weggehn? Sonst könnte jemand
kommen und den Lund mitnehmen."

„Nein, ich warte gern; ich habe noch
Zeit."

Kniebold hat aber Bedenken, manch-
mal dauert es lange auf dem Finanz-
amt. Er lächelt das Fräulein liebens-
würdig an. „Darf ich vielleicht die
Puppe mitnehmen? Das kleine Mäd-
chen kann ja inzwischen den Lund an-
kucken."

Sie kennt sich aus

Da Elly gerne ein Lied hören möchte,
fragt sie der Kapellmeister:

„Was soll es denn sein?"

„Das Lied vonderfleißigenNäherin I"
„Bon der fleißigen Näherin?"

Elly nickt: „Ich glaube schon! Es
ist aus,Figaros Lochzeit" und heißt:
O säume länger nicht!"

Ein gräflicher Sleuerverweigerer

wurde. Mein Großvater bekam ihn als ein liebenswürdiges Ver-
mächtnis des Grafen — — aber nein, lassen wir den Namen; er
ist zu bekannt, hat sogar durch einzelne seiner Träger historische Be-
deutung gewonnen, und die Familie blüht ja noch. Es wird ge-
nügen, wenn ich einfach sage: der Graf.

Also los! Der Graf war anno 1862, als die Geschichte anfing,
die dann vier Jahre spielte, schon über die Siebzig hinaus. Er war
nicht verheiratet — die Güter fiele» nachher an einen Neffen —
aber einst, als er so um die Mitte der Zwanzig war, verlobt ge-
wesen. Es soll aber mit der Verlobten eine sehr böse Sache ge-
geben haben, und die Folge war ein Duell, bei dem der Graf seinen
Gegner totschoß. Er saß seine Festungshaft ab und verschwand dann
auf weite Reisen. Als er nach einem halb Dutzend Jahren zurück-
kam und sich hier aus sein Stammgut, zwei Meilen von der Stadt,
zurückzog, machte er aber nicht die erwarteten Antrittsbesuche bei
seinen Standesgenossen in der Nachbarschaft, obwohl er wohl über-
all mit Vergnügen empfangen worden wäre, denn man war allge-
mein mit ihm einverstanden gewesen; hätte der andere ihn totge-
schossen, dann wäre das nur ein häßlicher Laupttrumpf auf eine
vorausgegangene Gemeinheit gewesen. Aber nein, der Graf wollte
von der Gesellschaft nichts mehr wissen. Auch gab er sich einer als
für einen Grafen wenig angebracht erachteten Beschäftigung hin,
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indem er auf sein Schloß einen Turm bauen ließ und darin ein
astronomisches Observatorium einrichtete. Das erweckte zuerst auch
einiges Mißtrauen bei der ländlichen Bevölkerung, die dahinter
irgendwelches Zauberwerk vermutete. Aber das gab sich, als der
Graf allerlei schlichte Leute auf seinen Turm eingeladen hatte, nicht
nur einige Förster und Waldheger, nein, sogar ganz einfache Inst-
leute, die er mit Eifer belehrte. Das erre,gte vollends Anstoß bei
der Adelsgesellschaft, die darin eine ungehörige Aebermittlung ganz
überflüssigen Wissens, ja gefährlicher Aufklärung sah.

Nur noch ein Beispiel, wie der Lerr Graf die Kreise, zu denen
er eigentlich gehörte, zu ärgern suchte. Eine kleine Theatergesellschaft
war hier in der Stadt eingekehrt. Der Graf bewog, jedenfalls mit
einigen Lunderttalerscheinen, den Direktor, den „Don Carlos" ein-
zustudieren, was für die Truppe jedenfalls ein gewaltiges Unter-
nehmen war, und ließ sich dann den ganzen Saal reservieren, worauf
zu der Vorstellung Einladungen an die sämtliche Adelsgesellschaft
des Kreises ergingen. Da aber diese Einladungen, wie verlautete,
einen als ironisch empfundenen Linweis auf jedenfalls noch völlige
ünbekanntschaft mit der Dichtung enthielten, kam kein Mensch, wozu
allerdings auch die anderen erwähnten Gründe Vorlagen. Die Vor-
stellung mußte ausfallen, fand aber drei Tage später für die untere
Bürgerschaft statt, die durch eine Anzeige im „Kreisblatt" von>
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Auf dem Fundbüro"
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Fliegende Blätter
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Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 198.1943, Nr. 5087, S. 52

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