Fliegende Blätter (198.1943 (Nr. 5084-5108) = 99. Jahrg.)

Kleine Chronik

Wegen Mangel an Arbeits-
kräften mußten die westafrika-
nischen Goldgruben bis auf sieben
geschloffen werden. Die Nachricht
davon hat in der Londoner City
eine schockartige Wirkung gehabt.

Redendem üblichen „Goddam!"
wurde besonders der Ruf „Waih
geschneit I" gehört.

In einer Rede über die Pläne
zur einstigen Demobilmachung
und die Arbeitsbeschaffung für
die dann entlaffenen Soldaten hat
der englische Innenminister Mor-
rison gesagt, man dürfe nicht ver-
gessen, daß England nach dem
Kriege ein armes Land sein
werde.

Ja, diese Wirkung des Krieges
hat man nicht ahnen können, da
man ihn überhaupt völlig ah-
nungslos angefangen hat.

Auch in Syrien, wo die Eng-
länder kommandieren, ist der Tag
der Roten Armee gefeiert wor-
den. Dabei hat der englandhörige
orthodoxe Erzbischof von Damas-
kus Stalin den „Vater der Chri-
stenheit" genannt.

Diesem orthodoxen Erzbischof
muß es entgangen sein, daß Stalin
viese tausend Popen hat um-
bringen lassen. Oder sollte er aus
Angst vor de» Engländern ein Wort verschluckt und Rabenvater
gemeint haben?

Wendell Willkie hat in der „New Bork Äerald Tribüne" geschrieben,
»ach dem Kriege dürfte» die ASA überhaupt keine Einfuhr ge-
statten; sie müßten aber jährlich für mehrere Millionen Dollars ans-
führe», wenn nötig nnt Zivangsmaßregeln, und unter de» in Be-
tracht kommenden Ländern sei auch England.

Ja ja, nach dem Kriege wird England von de» ASA alles ruhig
hinnehmen müssen.

Stalin hat dem Erzbischof von
Canterbury ein Danktelegramm
geschickt für „seine unermüdliche
Tätigkeit für den Bolschewis-
mus".

Der Erzbischof sollte sich re-
vanchieren. Er könnte sich ja bei
Stalin für deffen unermüdliche
Tätigkeit für die Geistlichkeit
bedanken.

Die Zeitung „New Bork
Sun" hat bekümmert die Ver-
mutung ausgesprochen, die deut-
schen Versenkungsziffern bliebe»
noch hinter der traurigen Wirk-
lichkeit zurück.

Na alsol Da haben Roosevelt
und Churchill ja recht, wenn sie
behaupten, die deutschen Versen-
kungsziffern stimmten nicht.

Die englische Zeitschrift „New
Statesman and Nation“ hat be-
trübt einen wachsenden Antise-
mitismus in England festgestellt;
in vielen Lotels und Fremden-
heimen würden Juden nicht mehr
ausgenommen.

Der Antisemitismus wächst,
weil die Juden selbst ihm sehr
viel Nahrung geben.

*

Frau Tschiangkaischeck hat bei
ihrer Abreise aus Washington
verdrossen erklärt, Tschungking
brauche Waffen und Munition,
aber keine Almosen.

Diese unmutige Klarstellung läßt darauf schließen, daß sie wie
eine Bettlerin empfangen worden ist.

Knox hat gefordert, die Frage der für die Vereinigten Staaten
in Zukunft nötigen Stützpunkte in aller Welt müsse schon jetzt ge-
klärt werden; ob davon die Souveränität eines der betroffenen Ge-
biete berührt werde, sei von untergeordneter Bedeutung.

„Ich brauche Geld!" sagte der Räuber. „Wem ich es abnehme,
das ist ja ganz egal."

Harmonielehr6

„Meine Besprechungen mit Roosevelt sind äußerst harmo-
nisch verlaufen, Majestät!“

„Aber mein lieber Churchill, — ich bin gar nicht musika-
— mir können Sie ruhig ein paar Dissonanzen erzählen.“

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Wenn In jedem deutschen Haushall in einer Woche nur 1 Schaufel Kohlen un-
nötig verfeuert wird, so fallen 2,5 Millionen Tonnen Kohlen „Kohlenklau"
zum Opfer. Das ist dieselbe Menge, die nötig ist, um z. B. 28000 schwere
Panzer oder 22000 Bomber herzustellen.

Darum paßt auf und denkt daran:

Id-ecft die „ItoMeMau.i” aöu dem Uaüi (imaüi!

Fliegende Blätter Nr. 5096 vom 1. April 1946

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