„Wenn du dich auch nicht rasierst, John —
Der Schüchterne
die trommelt dann »och ei» paar zusammen,
und da»» können sie Sand holen gehen.
Wir Männer werden ja vielleicht gerade
nicht zu Lause sein." Er verhandelt also
mit Lildebrand Lechler, und der ist nicht
nur sofort bereit, sondern fährt persönlich
den Wagen in Kalkes Keller hinein.
Dort steht der Wagen drei Tage, vier
Tage, eine Woche, und Kalke hat ihn in-
zwischen schon fast vergessen.
Auf einmal klingelt es gegen Albend
an Kalkes Korridortür. An dem schüch-
ternen Klirren erkennt er sofort: „Das ist
Lechler!"
Richtig. Lildebrand ist es. Er ist gar
nicht gern gekommen, denn er will doch
Kalke nicht lästig fallen. Keineswegs will
er auch der Lausgemeinschaft den Wagen
Kleine Ckronik
— eine ausreichende Tarnung ist das nicht.“
entziehen, und sei es auch nur für die paar
Stunden, in denen er nach Feierabend
Pferdemist in seinen Schrebergarten fahren
will. Das aber muß nunmehr geschehen,
und so ist ihm gar nichts anderes übrig-
geblieben, als sich aufzuraffen, bei Kalke
zu klingeln und-
„Nun, Rachbar," begrüßt ihn Kalke beim
Türöffnen gleich, „Sie haben recht. Sie
wolle» Ihren Wagen holen-"
„Nein, nein," unterbricht ihn Lildebrand
mit abwehrend erhobenen Länden und
tritt einen Schritt zurück, „keineswegs,
keineswegs, Nachbar Kalke, ich will doch
meinen Wagen nicht wiederhaben, nein,
das selbstverständlich ganz und gar nicht —
nein, ich wollte Sie lediglich fragen, ob
Sie mir für ei» paar Stündchen meinen
Wagen einmal borgen wollen—?"
Nachträgliche Legalisierung
Wer nach Palästina will,
Daß er daselbst wohnhaft werde,
Braucht Erlaubnis erst von der
Dort’gen britischen Behörde.
Diese hat nunmehr entdeckt:
Widerrechtlich sind dort hausend
Juden ein paar Jahre schon,
Etwa vierundzwanzigtausend.
Eine Organisation
Hat zu diesem Zweck bestanden,
Die in dem gelobten Land
Heimlich ließ die Juden landen.
Das war nun ein Fall, der doch
Der Behörde nicht behagte,
Und sie war verletzt, daß man
Nicht erst um Erlaubnis fragte.
Ja, was war jetzt wohl zu tun?
Läßt man in dem Lande bleiben
Das hineingeschlich’ne Volk,
Oder soll man es vertreiben?
Endlich kam man zum Entschluß:
Na, wir wollen nichts verwehren ,
Und die Reise in das Land
Jetzt als ganz legal erklären.
Nachträglich ist dies geschehn,
Daß man doch den Anschein rette,
Als ob man den Juden dort
Etwas noch zu sagen hätte.
Ein Hinauswurf schien zudem
Zwecklos, denn man wird ja wissen,
Daß ein Jude wiederkommt,
Ob er zehnmal ’rausgeschmissen.
Die englische Iudenzeitung
„Iewish Chronicle" hat be-
richtet, daß Arbeiter .einer
Rüstungsfabrik in Vethnal
Green bestraft worden seien,
weil sie die Wände der Werk
hallerr mit antisenritischen Auf-
schriften versehen hatten.
Die Rüstungsarbeiter sollen
nicht an Krieg gegen die Juden
denken.
Zum ersten Male hat das
Weiße Laus in Washington
als Gast einen Neger beher-
bergt: Tupman, den neuen
Präsidenten der afrikanischen
Negerrepublik Liberia.
Die Lausfrau Eleanor ist
etwas betroffen gewesen, als
ihr der Gast, um ihr doch
ein Kompliment zu machen,
beim Abschied versicherte, er
habe sich wie zu Lause gefühlt.
Im neuen Etat der LISA sind 14 Millionen Dollars für „Anzeigen in südameri-
kanischen Zeitungen" vorgesehen. - Es ist klar, was die Negierung der ASA mit den
14 Millionerr Dollars bei den südamerikanischen Zeitungen erreichen will. Man hätte
also deir Posten diskreter be-
zeichnerr sollen, etwa:
Schmiermittel.
für
Im englischen sinterhause
deutete der konservative 21b-
geordnete Perkiirs auf die
Gefahren hin, die Englands
Wirtschaft von den ASA
drohen, ohne daß die maß-
gebenden Männer etwas da-
gegen täten. Er sagte dann:
„Wir brauchen eifrige juirge
Männer, die keine wider-
streitenden Loyalitätegesllhle
haben."
Natürlich meinte er, statt
der Loualitätsgefühle sollten
sie stramme Ellenbogen haben,
die sie tüchtig gegen die Ame
rikaner gebrauchen inüßten.
Polen-fldler in der Klemme
20
Der Schüchterne
die trommelt dann »och ei» paar zusammen,
und da»» können sie Sand holen gehen.
Wir Männer werden ja vielleicht gerade
nicht zu Lause sein." Er verhandelt also
mit Lildebrand Lechler, und der ist nicht
nur sofort bereit, sondern fährt persönlich
den Wagen in Kalkes Keller hinein.
Dort steht der Wagen drei Tage, vier
Tage, eine Woche, und Kalke hat ihn in-
zwischen schon fast vergessen.
Auf einmal klingelt es gegen Albend
an Kalkes Korridortür. An dem schüch-
ternen Klirren erkennt er sofort: „Das ist
Lechler!"
Richtig. Lildebrand ist es. Er ist gar
nicht gern gekommen, denn er will doch
Kalke nicht lästig fallen. Keineswegs will
er auch der Lausgemeinschaft den Wagen
Kleine Ckronik
— eine ausreichende Tarnung ist das nicht.“
entziehen, und sei es auch nur für die paar
Stunden, in denen er nach Feierabend
Pferdemist in seinen Schrebergarten fahren
will. Das aber muß nunmehr geschehen,
und so ist ihm gar nichts anderes übrig-
geblieben, als sich aufzuraffen, bei Kalke
zu klingeln und-
„Nun, Rachbar," begrüßt ihn Kalke beim
Türöffnen gleich, „Sie haben recht. Sie
wolle» Ihren Wagen holen-"
„Nein, nein," unterbricht ihn Lildebrand
mit abwehrend erhobenen Länden und
tritt einen Schritt zurück, „keineswegs,
keineswegs, Nachbar Kalke, ich will doch
meinen Wagen nicht wiederhaben, nein,
das selbstverständlich ganz und gar nicht —
nein, ich wollte Sie lediglich fragen, ob
Sie mir für ei» paar Stündchen meinen
Wagen einmal borgen wollen—?"
Nachträgliche Legalisierung
Wer nach Palästina will,
Daß er daselbst wohnhaft werde,
Braucht Erlaubnis erst von der
Dort’gen britischen Behörde.
Diese hat nunmehr entdeckt:
Widerrechtlich sind dort hausend
Juden ein paar Jahre schon,
Etwa vierundzwanzigtausend.
Eine Organisation
Hat zu diesem Zweck bestanden,
Die in dem gelobten Land
Heimlich ließ die Juden landen.
Das war nun ein Fall, der doch
Der Behörde nicht behagte,
Und sie war verletzt, daß man
Nicht erst um Erlaubnis fragte.
Ja, was war jetzt wohl zu tun?
Läßt man in dem Lande bleiben
Das hineingeschlich’ne Volk,
Oder soll man es vertreiben?
Endlich kam man zum Entschluß:
Na, wir wollen nichts verwehren ,
Und die Reise in das Land
Jetzt als ganz legal erklären.
Nachträglich ist dies geschehn,
Daß man doch den Anschein rette,
Als ob man den Juden dort
Etwas noch zu sagen hätte.
Ein Hinauswurf schien zudem
Zwecklos, denn man wird ja wissen,
Daß ein Jude wiederkommt,
Ob er zehnmal ’rausgeschmissen.
Die englische Iudenzeitung
„Iewish Chronicle" hat be-
richtet, daß Arbeiter .einer
Rüstungsfabrik in Vethnal
Green bestraft worden seien,
weil sie die Wände der Werk
hallerr mit antisenritischen Auf-
schriften versehen hatten.
Die Rüstungsarbeiter sollen
nicht an Krieg gegen die Juden
denken.
Zum ersten Male hat das
Weiße Laus in Washington
als Gast einen Neger beher-
bergt: Tupman, den neuen
Präsidenten der afrikanischen
Negerrepublik Liberia.
Die Lausfrau Eleanor ist
etwas betroffen gewesen, als
ihr der Gast, um ihr doch
ein Kompliment zu machen,
beim Abschied versicherte, er
habe sich wie zu Lause gefühlt.
Im neuen Etat der LISA sind 14 Millionen Dollars für „Anzeigen in südameri-
kanischen Zeitungen" vorgesehen. - Es ist klar, was die Negierung der ASA mit den
14 Millionerr Dollars bei den südamerikanischen Zeitungen erreichen will. Man hätte
also deir Posten diskreter be-
zeichnerr sollen, etwa:
Schmiermittel.
für
Im englischen sinterhause
deutete der konservative 21b-
geordnete Perkiirs auf die
Gefahren hin, die Englands
Wirtschaft von den ASA
drohen, ohne daß die maß-
gebenden Männer etwas da-
gegen täten. Er sagte dann:
„Wir brauchen eifrige juirge
Männer, die keine wider-
streitenden Loyalitätegesllhle
haben."
Natürlich meinte er, statt
der Loualitätsgefühle sollten
sie stramme Ellenbogen haben,
die sie tüchtig gegen die Ame
rikaner gebrauchen inüßten.
Polen-fldler in der Klemme
20
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wenn du dich auch nicht rasisert, John - eine ausreichende Tarnung ist das nicht" "Polen-Adler in der Klemme"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 199.1943, Nr. 5110, S. 20
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg