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Wer traut hier wem ?

Die Slradivari

holte schon seine Brieftasche hervor. Meister Äaxling mutzte alle
seine Metzgerkräfte aufbieten, um von der Verblüffung nicht über-
wältigt zu werden. Fünf ... tausend! Der Kerl mußte in Millionen
schwimmen! Fünf Mark für Wurst, das war noch menschlich begreif-
lich, bürgerlich zuläffig, aber fünftausend für so einen alten Kratz-
kasten! Dafür bekam man ja fünf prächtige Ochsen, preisgekrönte
Viecher! Narrische Teufel gabs auf dieser Welt! erwog Meister
Äaxling und schon regte sich in ihm die Versuchung, dieses Narren-
tum auszubeuten. .Herrgott, wenn der Schlawiner nicht wieder käme;
das wär' ein Fall! Aber auch wenn er kam, vielleicht konnte er
ihm de» Kraykasten für fünfzig oder hundert Mark abschwatzen.
Der verstand doch sicher nichts von den, Charivari, sonst hätte er
ihn nicht für ei» Maulvoll Schinken zurückgelassen.

„Nun, Meister" begann der Herr im Pelz wieder, „haben Sie
es sich überlegt? 5000 Mark bar auf die Land!" Meister Äaxling
stöhnte vor ehrlichstem Bedauern: „Ich kann leider net." — „Ich
biete Ihne» sechstausend!" Meister Äaxling seufzte melancholisch:
„Ich kann ja net." „Siebentausend!" rief der Stadtpelz. „Ich
kann net" röchelte Äaxling und litt alle Tantalusqualen der Be-
gehrlichkeit. „Aber warum denn nicht, bester Lerr?" fragte besorgt
der Pelz. „Weil. .. weil, wissen S', die Geigen ist halt ein Fami-
lienerbstück, da muß ich erst meine Frau fragen." Lieber das Gesicht
im Pelze glitt ein feines Lächeln. „So fragen Sie doch, bitte!" —
„Meine Frau ist net da." - „Ach so," lächelte der Pelz noch feiner,
„wann kommt sie zurück?" „In einer oder zwei Stunden, denk
ich." — „Gut, Meister" beschloß der Äerr im Pelz, „ich komme also
»ach sechs Uhr wieder und zahle dann die Geige in bar." Nochein-
mal liebkoste er das Instrument, legte es aus den Ladentisch zurück
und schickte sich zum Gehe» an. „Ihren Aufschnitt!" rief ihm Äax-
ling nach. „Den nehme ich auch abends mit." Meister Äaxling ver-
beugte sich ergebenst vor der abgeheuden Rückseite.

Kaum hatte sich die Ladentür geschlossen, so stürzte er ins Neben-
zimmer: „Amalie, später kommt ein Schwabinger Geiger, mit dem
ich ein kleines Geschäft Hab. Bedien' du die Kundschaft, solang ich
mit ihm verhandle." — „Franz, Franzi" warnte Frau .Äaxling,
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„laß dich nicht mit so einem Schlawiner ein!" — „Keine Angst,
Amalie," rief der Meister und reckte sich zur vollen Größe seiner
Persönlichkeit auf, „mich legt keiner rein!"

Aufgeregt schritt Äaxling unter seinen hängende» Würsten hin
und her. Gott, wenn nur der Schlawiner käme! brummte er unaus-
gesetzt vor sich hin. Zehn, zwanzig, dreißig Mal ging die Tür und
stets erlebte er die gleiche Enttäuschung: Frau Äintermeier und
Frau Vordermeier, Äerr Unter- und Äerr Obersekretär, aber der
liebe Schlawiner war es nicht! Endlich gegen sechs tänzelte er herein.
Meister Äaxling ließ die Kunden Kunden sein und dienerte ihn i»
das Nebenzimmer: „Äerr Kapellmeister, verübeln Sie es mir nicht,
wenn ich Sie einen Augenblick aufhalte!" Der Geiger schien über-
rascht. „Mein Kleiner, der Lans, möchte geige» lernen, und da will
ich ihm halt ein Instrument kaufen. Würden S' das Ihrige nicht
abgebe»?" „Bedauere, Meister" erklärte der Geiger, „es ist mir nicht
feil." „Auch nicht um hundert Mark?" fragte Äaxling lauernd.
„Nein" wehrte der Künstler lachend ab, „nicht um das Vielfache."

Meister Äaxlings eben noch so sonniges Gemüt umwölkte sich:
Der Kerl schien eine Ahnung von dein Wert seines Charivari zu
haben. „Wenn ich Ihnen fünfhundert böte," versuchte er sich als
Versucher. „Nicht ui» tausend!" Äaxling sah seine Gewinnmöglich-
keiten zusammenschmelzen. Aber einnial vernarrt in das Geschäft,
ließ er nicht locker: „Vielleicht um zwölfhundert?" — „Auch nicht
um zwölfhundert." Äaxling uwllte zu einem Ende kommen. „Lerr
Kapellmeister, ich bin kein Freund vom Äandeln, sagen Sie rund-
heraus, was Sie verlangen." — „Meister" erklärte der Geiger,
„ich brauche als Solist in erstklassige» Orchestern ein erstklassiges
Instrument. Trete ich das meinige ab, so muß ich mir wieder ein
ähnliches erstehe». Unter zweitausend kan» ich die Geige keinesfalls
abgebcn." — „Ein Mordsgeld" stöhnte Äaxling, „ist das der äußerste
Preis?" — „Unbedingt der äußerste" erklärte der Geiger entschieden.
„Also meinetwegen" ließ sich Äaxling herbei, „ich zahl' zweitausend."
Er trat zum Schreibpult und zahlte zwanzig Lundertmarkscheine
heraus. Fünftausend verdien' ich immer noch, rechnete er bei sich,
ei» ganz nettes Geschäft. Wenn ich wieder auf die Welt komm',
mach' ich Geigen statt Wärst! „Danke verbindlichst," knickste der
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Wer traut hier wem?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mauder, Josef
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Weltkrieg <1939-1945>
John Bull, Fiktive Gestalt
Uncle Sam, Fiktive Gestalt
Marxismus-Leninismus
Vertrauen <Motiv>
Großbritannien
USA
Sowjetunion

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 199.1943, Nr. 5112, S. 40

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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