Eden-Ehrung
Eden im Sowjetparadiesbeit: „So wahr ich der schönste Mann im Empire bin:
Auch meine Träume vom Sowjetparadies sind die schönsten!“
Zeitungsanzeigen
„Auf meinen Namen, wenn ich bitten darf," ersucht der VerX
lagsdirektor.
„Oho!" brummt der Chefredakteur.
Mister Ironstone grinst und nimmt noch ein zweites Scheckfor-
mular. Dann verabschiedet er sich herzlich von den beiden Lerre»,
die sich nach der schwierigen Verhandlung zunächst ein kleines, aber
ausgezeichnetes Frühstück kommen lassen.
II
Senor Barca — das heißt Kahn, und vielleicht trug noch sein
Vater oder Großvater diesen Namen — Senor Barca, der Leraus-
geber der „Correos de Santiago", ist sehr übler Laune. Er hat
gestern wieder einmal gepokert und verdammt viel Geld verloren.
30000 Pesos hat er sogar noch schuldig bleiben müssen — dem Mister
Sharp, der zwar nicht offiziell im diplomatischen Dienst steht, aber
doch, wie man weiß, die rechte Land des Geschäftsträgers der !ISA
in Chile ist. Senor Barca hat Mister Sharp bereits zehnmal ver-
flucht. Als er gerade zum elften Male brummt:
„Der Teufel soll den Kerl holen und nicht lange
warten!" — siehe, da tritt Mister Sharp bei ihm
ein.
Senor Barca kann sich nicht helfen; er verzieht
das Gesicht. Liber Mister Sharp hebt eine liebens-
würdig abwehrende Land. „Sie denken doch nicht,
Senor Barca, daß ich wegen Ihrer kleinen Spiel-
schuld komme. Wäre ja lächerlich. Das hat Zeit,
das wird sich finden. Nein, ich bringe Ihnen eine
Anzeige für Ihr Blatt."
„Der Teufel soll warten!" denkt Senor Barca,
und sein Gesicht glättet sich. „Ah, eine Anzeige!"
„Ja, Senor Barca, eine kleine Anzeige. Ich
muß einen Lund kaufen, ein Lündchen. Meine
Frau will durchaus eins haben. Aber denken Sie:
zuerst wünschte sie sich einen von jenen kleinen
Lunden mit krummen Vorderbeine», einen Dachs-
hund. Die Deutschen sagen Dackel, glaube ich.
Meine Frau hatte nämlich keine Ahnung, daß
das ein vorzugsweise deutscher Lund ist."
„Kommt natürlich nicht in Frage," bemerkt
Senor Barca verstehend.
„Ist selbstverständlich ganz ausgeschlossen; hat
meine Frau auch eingesehen. Ich bemerke mit Ver-
68
gnügen, daß auch Sie nicht gerade eingenommen für
deutsche Dinge sind."
„Nicht im geringsten!" erklärt Senor Barca.
„In Ihrem Blatt bemerkt man aber nicht genug
davon."
Senor Barca zuckt die Achseln. „Man muß Rück-
sichten nehmen. Sie wissen ja, Mister Sharp: es
gibt bei uns noch eine Menge Leute, die ganz gut
über Deutschland denken."
„Dann müssen sie eben auf andere Gedanken
komme». Es muß ihnen ein besseres Wissen bei-
gebracht werden. Das ist die Pflicht der Presse,
Senor Barca. Durch die .Correos de Santiago“ kön-
nen Sie doch aufklärend wirken. Bringen Sie mal
ein paar Wochen lang jeden dritten Tag einen
strammen Artikel. Sie sollte» aber nicht Deutschland
allein vornehmen — nein, überhaupt die Achsen-
mächte, deren unheilvolles Treiben Sie ins Licht
rücken müssen. Aeberzeugen Sie Ihre Leser auch von
der aussichtslosen Lage der Achsenmächte, die ja schon
ganz auf den Lund gekommen sind."
Senor Barca schmunzelt. „Kommen wir erst zurück
auf den von Ihnen gewünschten Lund. Sie wollen
also ein Inserat aufgeben."
„Nun ja. Sagen wir ganz schlicht: ,Lund zu
kaufen gesucht. Angebote mit Photo an die Expe-
dition/ Das genügt. Findet sich kein Köter — nun, dann schenke
ich meiner Frau etwas anderes; ist ja ganz egal. Was soll das
Inserat kosten? Lieber 100000 Dollar will ich nicht hinausgehen.
Wie, das genügt nicht? Nun, dann legen Sie selbst etwas hinzu;
Ihre kleine Spielschuld könnte ja zur Deckung der Mehrkosten dienen."
Mister Sharp legt einen Scheck auf den Tisch. Senor Barca
stutzt. „Das sind ja nur 50000 Dollar."
„Allerdings — die zweite Lälfte zahle ich, wenn das Inserat er-
schienen ist. Damit hat es Zeit, meinetwegen einen Monat. Inzwischen
werde ich Ihr Blatt aufmerksam lesen, wegen der Ihnen so sehr am
Lerzen liegenden Artikel gegen die Achsenmächte. Geben Sie sich
rechte Mühe, Senor Barca!" - „Daran soll es nicht fehlen!"
„Ebensowenig wie an dem zweiten Scheck — für das Inserat.
Aber ich will Sie nicht länger aufhalten; Sie wollen sicherlich gleich
an die Arbeit gehen."
Mister Sharp geht ab. Senor Barca verwahrt den Scheck und
zieht seine» Auftrag an den Teufel endgültig zurück. —»n.
„Aus dem Kohl, den du schwätzt, und aus den Blumen da
solle man Blumenkohl machen können, Karl."
Eden im Sowjetparadiesbeit: „So wahr ich der schönste Mann im Empire bin:
Auch meine Träume vom Sowjetparadies sind die schönsten!“
Zeitungsanzeigen
„Auf meinen Namen, wenn ich bitten darf," ersucht der VerX
lagsdirektor.
„Oho!" brummt der Chefredakteur.
Mister Ironstone grinst und nimmt noch ein zweites Scheckfor-
mular. Dann verabschiedet er sich herzlich von den beiden Lerre»,
die sich nach der schwierigen Verhandlung zunächst ein kleines, aber
ausgezeichnetes Frühstück kommen lassen.
II
Senor Barca — das heißt Kahn, und vielleicht trug noch sein
Vater oder Großvater diesen Namen — Senor Barca, der Leraus-
geber der „Correos de Santiago", ist sehr übler Laune. Er hat
gestern wieder einmal gepokert und verdammt viel Geld verloren.
30000 Pesos hat er sogar noch schuldig bleiben müssen — dem Mister
Sharp, der zwar nicht offiziell im diplomatischen Dienst steht, aber
doch, wie man weiß, die rechte Land des Geschäftsträgers der !ISA
in Chile ist. Senor Barca hat Mister Sharp bereits zehnmal ver-
flucht. Als er gerade zum elften Male brummt:
„Der Teufel soll den Kerl holen und nicht lange
warten!" — siehe, da tritt Mister Sharp bei ihm
ein.
Senor Barca kann sich nicht helfen; er verzieht
das Gesicht. Liber Mister Sharp hebt eine liebens-
würdig abwehrende Land. „Sie denken doch nicht,
Senor Barca, daß ich wegen Ihrer kleinen Spiel-
schuld komme. Wäre ja lächerlich. Das hat Zeit,
das wird sich finden. Nein, ich bringe Ihnen eine
Anzeige für Ihr Blatt."
„Der Teufel soll warten!" denkt Senor Barca,
und sein Gesicht glättet sich. „Ah, eine Anzeige!"
„Ja, Senor Barca, eine kleine Anzeige. Ich
muß einen Lund kaufen, ein Lündchen. Meine
Frau will durchaus eins haben. Aber denken Sie:
zuerst wünschte sie sich einen von jenen kleinen
Lunden mit krummen Vorderbeine», einen Dachs-
hund. Die Deutschen sagen Dackel, glaube ich.
Meine Frau hatte nämlich keine Ahnung, daß
das ein vorzugsweise deutscher Lund ist."
„Kommt natürlich nicht in Frage," bemerkt
Senor Barca verstehend.
„Ist selbstverständlich ganz ausgeschlossen; hat
meine Frau auch eingesehen. Ich bemerke mit Ver-
68
gnügen, daß auch Sie nicht gerade eingenommen für
deutsche Dinge sind."
„Nicht im geringsten!" erklärt Senor Barca.
„In Ihrem Blatt bemerkt man aber nicht genug
davon."
Senor Barca zuckt die Achseln. „Man muß Rück-
sichten nehmen. Sie wissen ja, Mister Sharp: es
gibt bei uns noch eine Menge Leute, die ganz gut
über Deutschland denken."
„Dann müssen sie eben auf andere Gedanken
komme». Es muß ihnen ein besseres Wissen bei-
gebracht werden. Das ist die Pflicht der Presse,
Senor Barca. Durch die .Correos de Santiago“ kön-
nen Sie doch aufklärend wirken. Bringen Sie mal
ein paar Wochen lang jeden dritten Tag einen
strammen Artikel. Sie sollte» aber nicht Deutschland
allein vornehmen — nein, überhaupt die Achsen-
mächte, deren unheilvolles Treiben Sie ins Licht
rücken müssen. Aeberzeugen Sie Ihre Leser auch von
der aussichtslosen Lage der Achsenmächte, die ja schon
ganz auf den Lund gekommen sind."
Senor Barca schmunzelt. „Kommen wir erst zurück
auf den von Ihnen gewünschten Lund. Sie wollen
also ein Inserat aufgeben."
„Nun ja. Sagen wir ganz schlicht: ,Lund zu
kaufen gesucht. Angebote mit Photo an die Expe-
dition/ Das genügt. Findet sich kein Köter — nun, dann schenke
ich meiner Frau etwas anderes; ist ja ganz egal. Was soll das
Inserat kosten? Lieber 100000 Dollar will ich nicht hinausgehen.
Wie, das genügt nicht? Nun, dann legen Sie selbst etwas hinzu;
Ihre kleine Spielschuld könnte ja zur Deckung der Mehrkosten dienen."
Mister Sharp legt einen Scheck auf den Tisch. Senor Barca
stutzt. „Das sind ja nur 50000 Dollar."
„Allerdings — die zweite Lälfte zahle ich, wenn das Inserat er-
schienen ist. Damit hat es Zeit, meinetwegen einen Monat. Inzwischen
werde ich Ihr Blatt aufmerksam lesen, wegen der Ihnen so sehr am
Lerzen liegenden Artikel gegen die Achsenmächte. Geben Sie sich
rechte Mühe, Senor Barca!" - „Daran soll es nicht fehlen!"
„Ebensowenig wie an dem zweiten Scheck — für das Inserat.
Aber ich will Sie nicht länger aufhalten; Sie wollen sicherlich gleich
an die Arbeit gehen."
Mister Sharp geht ab. Senor Barca verwahrt den Scheck und
zieht seine» Auftrag an den Teufel endgültig zurück. —»n.
„Aus dem Kohl, den du schwätzt, und aus den Blumen da
solle man Blumenkohl machen können, Karl."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Eden-Ehrung" "Aus dem Kohl, den du schwätzt, und aus den Blumen da solle man Blumenkohl machen können, Karl"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 199.1943, Nr. 5114, S. 68
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg