„Wozu unersetzliche Kulturwerte? Wir haben ja auch keinel“
Langweilige Geschichte
schwitze». Das war kein alter Lerr mit Bart. Eine Lotelratte? Ein
kalter Mörder? Auf dem Tischchen lag mein ganzer Schmuck. Ein
Schauer lief an mir hinauf und hinunter wie der Fahrstuhl in einem
Warenhaus, ich fühlte, wie sich meine Laare aufstellten. O weh, o weh!
Die Gestalt trat ins Zimmer. Langsam, lautlos näherte sich der
Tiger seinem Opfer. Ich wagte nicht zu atmen, während der Mensch
sich heranschob. Zwischen meinein Bett und der Balkontür stand ein
großer Lehnsessel. Jetzt erreichte ihn der Mann, ich sah, wie er ihn
abtastete, herumschlich — nun kam wohl das Ende. Aber nein, der
Schurke blieb stehen, drehte sich ein wenig zur Seite und — setzte
sich in den Lehnsessel. Seine Augen mußten jetzt auf mich gerichtet
sein, und ich fühlte genau die eisige Kälte seines Mörderblicks. Ob
es wahr ist, daß gewisse Schlangen ihre Opfer vor dem Dinner
hypnotisieren, weiß ich nicht. Lingegen weiß ich, daß ich in jener
Nacht angesichts dieses Einschleichers in krampfhafter Ohnmacht
erstarrte. Die Blicke meiner weit aufgerissenen Augen hingen an dem
Schatten im Lehnstuhl, ich vermochte nicht einmal meinen kleinen
Finger zu bewegen. Qualvolle Minuten verstrichen, der Einbrecher
rührte sich nicht. Welch ein Sadist! Wohl ei» grauenhafter Lust-
mörder, der sich an meiner Todesangst ergötzte. Wie lange noch,
wann wird er mit mir Schluß niachen? Die qualvollen Minuten
wurden zur qualvollen Ewigkeit. Ich hatte das Gefühl, als würde
mein Laar langsam weiß werden. Wenn nur schon alles vorüber
wäre. — Da! — Was war das? Ein Geräusch, ein rasselndes, leise
röchelndes Geräusch, ein sanftes Sägen — war es möglich? Doch,
kein Zweifel: Der Mann schnarchte! Seit wann schnarche» Lustmörder?
Die Erstarrung wich. Ein verzweifelter Mut überkam mich. Ich sprang
aus dem Bett und drehte das Licht an. Ein Mann im Smoking,
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dem die Laare wüst in die Stirn hingen, saß im Lehnstuhl und schlief
seelenruhig. Das grelle Licht mußte ihn gestört haben, denn nun
blinzelte er, riß aber gleich darauf die Augen weit auf, sprang in
die Löhe und sah mich bestürzt an. Jetzt erst fiel mir ein, daß ich
nichts anhatte, weshalb ich mit einem Lechtsprung im Bett verschwand.
Der Mann aber strich sich übers Laar, verneigte sich und sprach:
,Ich bitte um Verzeihung! Ich hatte etwas zuviel getrunken und
später nicht mehr in mein Zimmer zurückgefunden. Als ich die offene
Tür sah, dachte ich, dieses Zimmer wäre leer. Und dann entdeckte
ich diesen Sessel, ich war sehr müde. — Entschuldigen Sie vielmals
die ungewollte Störung, mein Lerr st Sprachs und ging. Ist das
nicht die langweiligste Geschichte, die es überhaupt gibt?" schloß die
Dame ihre Erzählung und gähnte leicht unter ihrer kleinen Land.
„Le, he, he," meckerte einer der Reisenden. „Und was ist aus
diesem langweiligen Kerl geworden?"
„Mein Mann," sagte die Dame schlicht und wies auf den Lerrn,
der ihr gegenüber mit offenem Munde schlief.
Ah so!
In einem Spitalzimmer liegen Plims und Plums, von denen
jeder am Fuße erkrankt ist, nebeneinander. Während Plims beim
Massieren immer schrecklich jammert, kann sich Plums vor Lachen
nicht halten.
Fragt Plims:
„Wie kannst du denn bei diesen Schmerzen noch lachen?"
Antwortet Plums:
„Dummrian, wer hält schon.den kranken Fuß hinl"
Langweilige Geschichte
schwitze». Das war kein alter Lerr mit Bart. Eine Lotelratte? Ein
kalter Mörder? Auf dem Tischchen lag mein ganzer Schmuck. Ein
Schauer lief an mir hinauf und hinunter wie der Fahrstuhl in einem
Warenhaus, ich fühlte, wie sich meine Laare aufstellten. O weh, o weh!
Die Gestalt trat ins Zimmer. Langsam, lautlos näherte sich der
Tiger seinem Opfer. Ich wagte nicht zu atmen, während der Mensch
sich heranschob. Zwischen meinein Bett und der Balkontür stand ein
großer Lehnsessel. Jetzt erreichte ihn der Mann, ich sah, wie er ihn
abtastete, herumschlich — nun kam wohl das Ende. Aber nein, der
Schurke blieb stehen, drehte sich ein wenig zur Seite und — setzte
sich in den Lehnsessel. Seine Augen mußten jetzt auf mich gerichtet
sein, und ich fühlte genau die eisige Kälte seines Mörderblicks. Ob
es wahr ist, daß gewisse Schlangen ihre Opfer vor dem Dinner
hypnotisieren, weiß ich nicht. Lingegen weiß ich, daß ich in jener
Nacht angesichts dieses Einschleichers in krampfhafter Ohnmacht
erstarrte. Die Blicke meiner weit aufgerissenen Augen hingen an dem
Schatten im Lehnstuhl, ich vermochte nicht einmal meinen kleinen
Finger zu bewegen. Qualvolle Minuten verstrichen, der Einbrecher
rührte sich nicht. Welch ein Sadist! Wohl ei» grauenhafter Lust-
mörder, der sich an meiner Todesangst ergötzte. Wie lange noch,
wann wird er mit mir Schluß niachen? Die qualvollen Minuten
wurden zur qualvollen Ewigkeit. Ich hatte das Gefühl, als würde
mein Laar langsam weiß werden. Wenn nur schon alles vorüber
wäre. — Da! — Was war das? Ein Geräusch, ein rasselndes, leise
röchelndes Geräusch, ein sanftes Sägen — war es möglich? Doch,
kein Zweifel: Der Mann schnarchte! Seit wann schnarche» Lustmörder?
Die Erstarrung wich. Ein verzweifelter Mut überkam mich. Ich sprang
aus dem Bett und drehte das Licht an. Ein Mann im Smoking,
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dem die Laare wüst in die Stirn hingen, saß im Lehnstuhl und schlief
seelenruhig. Das grelle Licht mußte ihn gestört haben, denn nun
blinzelte er, riß aber gleich darauf die Augen weit auf, sprang in
die Löhe und sah mich bestürzt an. Jetzt erst fiel mir ein, daß ich
nichts anhatte, weshalb ich mit einem Lechtsprung im Bett verschwand.
Der Mann aber strich sich übers Laar, verneigte sich und sprach:
,Ich bitte um Verzeihung! Ich hatte etwas zuviel getrunken und
später nicht mehr in mein Zimmer zurückgefunden. Als ich die offene
Tür sah, dachte ich, dieses Zimmer wäre leer. Und dann entdeckte
ich diesen Sessel, ich war sehr müde. — Entschuldigen Sie vielmals
die ungewollte Störung, mein Lerr st Sprachs und ging. Ist das
nicht die langweiligste Geschichte, die es überhaupt gibt?" schloß die
Dame ihre Erzählung und gähnte leicht unter ihrer kleinen Land.
„Le, he, he," meckerte einer der Reisenden. „Und was ist aus
diesem langweiligen Kerl geworden?"
„Mein Mann," sagte die Dame schlicht und wies auf den Lerrn,
der ihr gegenüber mit offenem Munde schlief.
Ah so!
In einem Spitalzimmer liegen Plims und Plums, von denen
jeder am Fuße erkrankt ist, nebeneinander. Während Plims beim
Massieren immer schrecklich jammert, kann sich Plums vor Lachen
nicht halten.
Fragt Plims:
„Wie kannst du denn bei diesen Schmerzen noch lachen?"
Antwortet Plums:
„Dummrian, wer hält schon.den kranken Fuß hinl"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wozu unersetzliche Kulturwerte?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 199.1943, Nr. 5119, S. 124
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg