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Her wilde Sanftmütige

Von Peter Robinson

Neulich habe ich Besuch aus der Leimat gehabt, den Rechts-
anwalt Winkler, einen einstigen Schulkameraden. Natürlich sprachen
wir von der Schulzeit und den Genossen jener Jahre. „Was ist
eigentlich aus unserm guten Lellwig geworden?" erkundigte ich mich.

„Leinrich Lellwig? Dem geht es gut. Er hat mit mir zusammen
Iura studiert, ist dann aber
zur Verwaltung gegangen und
jetzt Regierungsrat. Die alte
Kameradschaft verbindet uns
noch immer. Aber nun wun-
dere dich: vor einem halben
Jahre habe ich ihm in einer
unangenehmen Sache helfen
müssen. Er hatte jemandem ein e
fast allzu derbe Ohrfeige ver-
abfolgt, und da habe ich ihn
verteidigt. Ich habe das, ohne
mich rühmen zu wollen, so gut
gemacht, wie es nur möglich
war, aber eine Geldstrafe von
300 Mark hat es ihm doch
eingebracht."

Das schien mir unglaub-
lich. „Unser guter Leinrich
hat dreingeschlagen? Er war
doch in der Schule ein Muster
von Milde und Güte, wes-
halb wir ihn den sanften
Leinrich nannten. Weißt du
noch, wie er uns in der Un-
tertertia die große Rede hielt?

Da halten wir als Lehrer im
Französischen den armen, dicken
Pietsch, den wir infamen
Bengels — die Untertertia ist
ja immer die böseste Klaffe
— mit einer mir heute pein-
lichen Niedertracht so furcht-
bar ärgerten, daß manchmal
zu befürchten stand, ihn würde
in seiner Aufregung der Schlag
treffen. Ja, und da stellte sich
unser Leinrich einmal in der
Pause vor die Klasse, gebot
Silentium und hielt eine rüh-
rende Ansprache, in der er uns
beschwor, den bedauernswer-
ten Pietsch in Ruhe zu lassen.

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Er gab uns zu bedenken, daß der Mann doch sieben Kinder habe
und bei einem nicht großen Einkommen deshalb wohl oft unter
Sorgen seufze. Da dürften wir ihm das Leben doch nicht noch schwerer
machen. Er müßte ja jedesmal Angst haben, wenn er in unsere
Klasse käme, und das wäre doch eine Menschenquälerei. Gegen Tier-
quälerei würde sich jeder von
uns empören, also sollten wir
auch einem Menschen nichts
Böses tun. So flehte er uns
an, und wahrhaftig — wir
haben uns dann anständiger
benommen. Aber dieser sanfte
Leinrich soll sich nun so wild
benommen haben, daß man
ihn bestrafen mußte. Lat er
sich wirklich so geändert?"

Winkler lachte. „Durchaus
nicht; er ist immer noch der
Sanftmütige. Aber er hat
manchmal den wilden Mann
spielen müssen — aus einem
Grunde, der ihm hoch anzu-
rechnen ist. Als seinem Ver-
teidiger hat er mir das an-
vertraut, aber dir darf ich's
ja erzählen. Paß aus!

Leinrich ist verheiratet.
Dora heißt sie. Eine reizende
Frau — von den drei Arten
der Schönheit, der heroischen,
der pikanten und der lieb-
lichen, eine von der dritten,
die ja auch den Preis verdient.
Leinrich hat sich auf den be-
kannten ersten Blick in sie ver-
liebt. Am dritten Tage der
Bekanntschaft erklärte er sich,
und schon am fünften wurde
das Aufgebot bestellt. Er hätte
es gern am vierten Tage ge-
tan, aber das war ein Sonn-
tag. And gleich nach den drei
Wochen, die das Gesetz ver-
langt, war die Eheschließung.

Wäre eine längere Be-
kanntschaft vorausgegangen,
dann hätte Leinrich wahr-
scheinlich an der reizenden

Der verliebte Ofensetzer

„Zu schade, es langt nicht mehr fürs El"
Bildbeschreibung

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Titel/Objekt
"Der verliebte Ofensetzer"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 199.1943, Nr. 5127, S. 218

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