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Von Alfred Richter



Das kleine Anwesen der alten Frau Labermann hatte Thomas
Strunk erworben und lebte nun seit zwei Jahren unter den Bauern,
er selber ein Städter, und sein Laus war halb Landvilla, halb
Bauernhaus. Er verstand auch nicht allzuviel von der Landarbeit,
wie sie bei seinen paar Morgen Landes nötig war. Nun wollte er
das alles intensiver betreiben, und so erschien er eines Tages bei
dem alten Kleinbauern Mecke mit einem Anliegen. „Lerr Mecke,"
sagte er zu dem mißtrauisch Zuhörenden, „Sie könnten mir einen
sehr großen Gefallen tun."

„Lan?"

„Ich meine: Sie könnten mir einen sehr großen Gefallen tun.
Ich will es kurz machen:

Ich habe es auf Ihr
Pferdchen abgesehen."

„Auf den Lans?"

„Jawohl, auf den
alten Lans. Ich habe
gehört, daß Sie sich
ein neues Pferd kaufen
wollen, ein junges, star-
kes, das mehr leistet
als der alte Lans."

„Dazu habe ich das
Geld net, Lerr Strunk,"
erklärte Mecke abwei-
send.

„Ebendeshalb mache
ich einen für beide Teile
gleich vorteilhaften
Vorschlag. Ihnen wer-
den an der Kaufsumme
für das neue und bessere
Arbeitspferd einige
Scheine fehlen. Die
können Sie nun dadurch
bekommen, daß Sie mir
Ihren alten Lans ver-
kaufen. Ich biete Ihnen
300 Mark. Lockt Sie
das nicht?"

Mecke hüpfte, als er
diese Zahl vernahm, das
alte Lerz im Leibe. Er
ließ sich aber von dieser
Aufwallung nichts an-
230


merken, blickte vielmehr stur gradaus und war auch gleich voll neuen
Argwohns. „Wenn Sie 300 Mark ausgeben," meinte er, „wollen
Sie auch was dafür haben. Mein Lans ist nichts mehr wert."

Strunk zerstreute diese Bedenken. Für ihn, bei seinem lächerlich
kleinen Landbesitz, leiste das alte Tier genau noch das, was zu leisten
sei, und die 300 Mark wären genau der Betrag, den er höchstens
opfern wolle, für diesen bäuerlichen Versuch, und Mecke brauche
nicht ängstlich zu sein, daß ihn die Sache nachträglich gereue-
wäre das wirklich dennoch der Fall, dann würde Mecke durch ein
Reukaufgeld schadlos gehalten, das man ja ausmachen könne. —
Rach stundenlangem Verhandeln mit dem störrischen alten Mecke

kam endlich der Abschluß
zustande: Kaufpreis
300 Mark. And 24 Stun-
den Bedenkzeit. Wer
von beiden Partnern
innerhalb dieser Frist
vom Kauf zurücktrat,
hatte dem Anderen ein
Neukaufgeld von 20
Mark zu zahlen.

Auf dem Leimweg
von dieser anstrengen-
den Sitzung begegnete
Strunk dem Pferde-
händler Michel, der ihm
schon das Laus einge-
laufen hatte mit Roß-
angeboten. Michel na-
gelte ihn sofort fest,
aber Sttunk wehrte ab,
er hätte soeben gekauft
und wäre somit einge-
deckt. Als Michel er-
fuhr, daß es sich um
den alten Lans des
Bauern Mecke handelte,
lachte er hell heraus:
„Aber, Lerr Strunk!
Leben Sie denn auf
dem Mond? Das ganze
Dorf weiß doch, daß
Mecke den alten Schin-
der in den nächsten
Tagen zum Pferde-

2^?—-

Seit heute Morgen stehn die Aeste kahl,
die mir vorm Fenster schwarz ins Graue steigen.
Das war der Sturm bei Nacht: mit einem Mal
riß er die letzten Blätter von den Zweigen.

Und hinterm Haus ist, was in Heimlichkeit
wie Atemzüge hob den grünen Garten,
der VogeUaut, verstummt. O leere Zeit!

Nun kann ich wieder einen Winter warten.

Richard von Schaukal
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Seit heute morgen..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 199.1943, Nr. 5128, S. 230

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