„Du fährst aber ganz unkorrekt. Albert, 's Mariele fitzt auf'm Schlußlicht."
Erpressung
Bleises haben draußen an der Vorortbahn eine hübsche, kleine
Villa. O, da ist es herrlich, wenn nicht gerade zu viel Besuch kommt.
Aber leider haben Bleises in der Stadt zahlreiche Verwandtschaft,
die gern einmal hinausfährt.
Es ist ein schöner Sonntagnachmittag. Bleises sind eben vom
Mittagsschlaf aufgestanden und freuen sich auf den Kaffee mit im
Lause gebackenem Napfkuchen. Nachher wollen sie sich gemütlich
hinsetzen und etwas Spannendes lesen. Ja, das sollen friedliche
Stunden werden.
Da klingelt es, und gleichzeitig wird heftig gegen die Tür ge-
bullert. Der Vetter Julius ist da,
etwas außer Atem. „Kinder, ich
will euch vor Anheil bewahren.
Ihr sollt Besuch bekommen; die
ganze Verwandtenblase ist schon
unterwegs. Ich habe mich dünn
machen können und noch einen
Zug vorher erwischt. Aber mit
dem nächsten kommen sie — in
'ner halben Stunde."
„So 'ne Gemeinheit I" sagt
Albert Bleise. Er schämt sich
gar nicht, sich so vor dem Vetter
Julius zu äußern. Der findet das
auch ganz richtig. „Ja, eine An-
verschämtheit! Zwölf Leute rücken
an. Deshalb bin ich ja froh, daß
ich euch warnen kann. Wir machen
jetzt einfach die Fensterladen zu.
Dann wird die Bande bloß ein-
oder zweimal klingeln und dann
wieder abziehn, weil sie denken,
ihr seid nicht zu Lause."
Bleises sind damit durchaus
einverstanden. Der Vetter Julius
wird sie ja nicht nachher an die
Verwandtschaft verraten; er wür-
de sich ja selbst belasten. Man
läßt sich noch 25 Minuten Zeit,
dann werden die Laden geschloffen.
24
„Endlich ist das Eis zwischen uns gebrochen, Fräulein Irene!"
Sie lassen etwas Licht durch, und so kann man im Lalbdunkel den
Ansturm erwarten.
Aha, da kommen sie! Schlorrende Schritte von älteren Lerren,
feste von jüngeren und tänzelnde von Damen sind zu unterscheiden.
Dann wird geklingelt.
Nun aber flüstert der Vetter Julius: „Du, Albert — ich bin in
einer scheußlichen Klemme. Du mußt mir unbedingt fuffzig Mark
pumpen."
Bleise ist abgeneigt. Er flüstert zurück: „Das paßt mir jetzt sehr
schlecht."
„Ach was, es wird schon gehn!" Der Vetter Julius spricht
etwas lauter.
Bleise wird ängstlich. „Pst!
Die da draußen hören dich
ja."
Stimmengemurmel vor der
Laustür: die Klingel geht noch
einmal.
And nun erklärt der Vetter
Julius, wenn auch wieder flü-
sternd: „Jetzt warten Sie noch
ein Weilchen, und dann ziehn
sie ab. Albert. Aber wenn du
mir nicht gleich die fuffzig Mark
gibst, dann kann ich uich nicht
mehr halten-dann muß ich
ganz laut jammern." —on.
Allerdings
Der Lehrer erklärt in der
Schule:
„Alles was selten ist, ist teuer!
Zum Beispiel: Ein guter Wacht-
hund ist selten: darum ist er
teuer I"
Meint der kleine Max:
„Aber, Lerr Lehrer, ein guter
Wachthund, der billig ist, ist doch
.noch seltener!"
Erpressung
Bleises haben draußen an der Vorortbahn eine hübsche, kleine
Villa. O, da ist es herrlich, wenn nicht gerade zu viel Besuch kommt.
Aber leider haben Bleises in der Stadt zahlreiche Verwandtschaft,
die gern einmal hinausfährt.
Es ist ein schöner Sonntagnachmittag. Bleises sind eben vom
Mittagsschlaf aufgestanden und freuen sich auf den Kaffee mit im
Lause gebackenem Napfkuchen. Nachher wollen sie sich gemütlich
hinsetzen und etwas Spannendes lesen. Ja, das sollen friedliche
Stunden werden.
Da klingelt es, und gleichzeitig wird heftig gegen die Tür ge-
bullert. Der Vetter Julius ist da,
etwas außer Atem. „Kinder, ich
will euch vor Anheil bewahren.
Ihr sollt Besuch bekommen; die
ganze Verwandtenblase ist schon
unterwegs. Ich habe mich dünn
machen können und noch einen
Zug vorher erwischt. Aber mit
dem nächsten kommen sie — in
'ner halben Stunde."
„So 'ne Gemeinheit I" sagt
Albert Bleise. Er schämt sich
gar nicht, sich so vor dem Vetter
Julius zu äußern. Der findet das
auch ganz richtig. „Ja, eine An-
verschämtheit! Zwölf Leute rücken
an. Deshalb bin ich ja froh, daß
ich euch warnen kann. Wir machen
jetzt einfach die Fensterladen zu.
Dann wird die Bande bloß ein-
oder zweimal klingeln und dann
wieder abziehn, weil sie denken,
ihr seid nicht zu Lause."
Bleises sind damit durchaus
einverstanden. Der Vetter Julius
wird sie ja nicht nachher an die
Verwandtschaft verraten; er wür-
de sich ja selbst belasten. Man
läßt sich noch 25 Minuten Zeit,
dann werden die Laden geschloffen.
24
„Endlich ist das Eis zwischen uns gebrochen, Fräulein Irene!"
Sie lassen etwas Licht durch, und so kann man im Lalbdunkel den
Ansturm erwarten.
Aha, da kommen sie! Schlorrende Schritte von älteren Lerren,
feste von jüngeren und tänzelnde von Damen sind zu unterscheiden.
Dann wird geklingelt.
Nun aber flüstert der Vetter Julius: „Du, Albert — ich bin in
einer scheußlichen Klemme. Du mußt mir unbedingt fuffzig Mark
pumpen."
Bleise ist abgeneigt. Er flüstert zurück: „Das paßt mir jetzt sehr
schlecht."
„Ach was, es wird schon gehn!" Der Vetter Julius spricht
etwas lauter.
Bleise wird ängstlich. „Pst!
Die da draußen hören dich
ja."
Stimmengemurmel vor der
Laustür: die Klingel geht noch
einmal.
And nun erklärt der Vetter
Julius, wenn auch wieder flü-
sternd: „Jetzt warten Sie noch
ein Weilchen, und dann ziehn
sie ab. Albert. Aber wenn du
mir nicht gleich die fuffzig Mark
gibst, dann kann ich uich nicht
mehr halten-dann muß ich
ganz laut jammern." —on.
Allerdings
Der Lehrer erklärt in der
Schule:
„Alles was selten ist, ist teuer!
Zum Beispiel: Ein guter Wacht-
hund ist selten: darum ist er
teuer I"
Meint der kleine Max:
„Aber, Lerr Lehrer, ein guter
Wachthund, der billig ist, ist doch
.noch seltener!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Du fährst aber ganz unkorrekt, 's Mariele sitzt auf'm Schlußlicht" "Endlich ist das Eis zwischen uns gebrochen, Fräulein Irene!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5137, S. 5137_024
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg