Erklärung „Vater, warum ist das Zebra denn gestreift?"
„Dummer Junge, wenn es nicht gestreift wäre, dann wäre es doch kein Zebra!"
Sin unbeholfener Lerr
Zehn Menschen suchten nun. Die an Steckkontakte geschalteten
Lampen wurden zur Ableuchtung des Fußbodens benutzt, Teppiche
wurden geschlittelt, Sesselecken durchforscht — es >var ein eifriges und
methodisches Suchen. Der Dr. Zander suchte auch eifrig, aber nicht
methodisch. Das Verschwinden des bewunderten Schmuckstücks der
noch mehr bewunderten Dame schien ihn beträchtlich verwirrt zu
haben. Er suchte planlos im Zickzack und in Bezirken, wo die Kette
unmöglich sein konnte - auf den oberen Bücherreihen, hinter dem
Radioapparat und sogar im Aquarium.
Lerr Ziebold sprach aus, was schließlich nach den Anstrengungen
vergeblicher Bemühungen alle dachten: „Wenn es sich um eine sehr
wertvolle Perlenkette oder um Brillanten handelte, meine Lerr-
schaften, dann müßten wir nun wohl einen großen Detektiv kommen
lassen. Aber bei einer Bernsteinkette, die trotz aller Schönheit keinen
so bedeutende» Preis hat, können wir wohl beruhigt sein. Sie wird
sich mit der bekannten Tücke des Objekts versteckt haben. Menschliche
Mitwirkung dabei ist ja ausgeschlossen. Auch die Emma, unsere
Larisgehilfin-"
„O, die macht einen absolut ehrlichen Eindruck," rief der Dr. Zander
überraschender Weise dazwischen.
„Na also! Außerdem ist sie, nachdem abgeräumt >var, gar nicht
mehr hereingekommen. Auf jeden Fall aber werde ich nachher die
Wohnung abschließen »nd den Schlüssel über Nacht a» mich nehmen
'raus kann die Kette nicht. Und inorge» früh wird sie sich dann schon
finden. Sie können ganz beruhigt sein, gnädiges Fräulein-"
„Aber sicherlich!" rief der Dr. Zander wieder dazwischen.
„Das Laus verliert nichts! sagt der Volksmund," schloß Lerr
Ziebold, und dann brachen die Gäste auf. Der Dr. Zander übernahm
es, Fräulein Karsten nach Lause zu bringen, und sie schien recht
erfreut darüber.
Ziebold mußte den Gästen die Laustür aufschließen. Als er wieder
nach oben kam, schloß er zwar die Korridortür sorglich ab, ließ aber
den Schlüssel stecken; er nahm ihn nicht für die Nacht an sich, wie
er doch versichert hatte. Seine Gattin hakte inzwischen noch einmal
mit Suchen angefangen. „Laß' nur, Klara! Die Sache ist erledigt;
die Kette ist da."
„Wo denn?"
„Der Dr. Zander hat sie. Eben hat er mir zugeflüstert, wir sollten
nicht mehr suchen; er hätte die Kette, und morgen früh würde er
zu mir kommen und, mir die Sache erklären. Er scheint die Kette die
ganze Zeit über gehabt zu haben, und wir haben wie verrückt suchen
müssen."
„Dann muß er verrückt sein! Was soll denn das heißen? Und da-
bei hat er sich noch so närrisch beim Suche» angestellt!"
„Wir werden ja hören. Neugierig bin ich aber. Ob er die Kette
aus lauter Verliebtheit eingesteckt hat?"
Darauf meinte Frau Ziebold, das sähe so einem tölpelhaft
schüchternen jungen Manne ähnlich, der nicht merkte, daß er stakt
der«Kette das ganze Mädchen habe» könnte.-
Der Dr. Zander kam aber nicht in der Frühe, sondern erst gegen
Mittag zu Ziebold ins Kontor. „Entschuldigen Sie, daß ich so spät
komme, aber ich bi» überall i» der Stadt herumgelaufen — wegen
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„Dummer Junge, wenn es nicht gestreift wäre, dann wäre es doch kein Zebra!"
Sin unbeholfener Lerr
Zehn Menschen suchten nun. Die an Steckkontakte geschalteten
Lampen wurden zur Ableuchtung des Fußbodens benutzt, Teppiche
wurden geschlittelt, Sesselecken durchforscht — es >var ein eifriges und
methodisches Suchen. Der Dr. Zander suchte auch eifrig, aber nicht
methodisch. Das Verschwinden des bewunderten Schmuckstücks der
noch mehr bewunderten Dame schien ihn beträchtlich verwirrt zu
haben. Er suchte planlos im Zickzack und in Bezirken, wo die Kette
unmöglich sein konnte - auf den oberen Bücherreihen, hinter dem
Radioapparat und sogar im Aquarium.
Lerr Ziebold sprach aus, was schließlich nach den Anstrengungen
vergeblicher Bemühungen alle dachten: „Wenn es sich um eine sehr
wertvolle Perlenkette oder um Brillanten handelte, meine Lerr-
schaften, dann müßten wir nun wohl einen großen Detektiv kommen
lassen. Aber bei einer Bernsteinkette, die trotz aller Schönheit keinen
so bedeutende» Preis hat, können wir wohl beruhigt sein. Sie wird
sich mit der bekannten Tücke des Objekts versteckt haben. Menschliche
Mitwirkung dabei ist ja ausgeschlossen. Auch die Emma, unsere
Larisgehilfin-"
„O, die macht einen absolut ehrlichen Eindruck," rief der Dr. Zander
überraschender Weise dazwischen.
„Na also! Außerdem ist sie, nachdem abgeräumt >var, gar nicht
mehr hereingekommen. Auf jeden Fall aber werde ich nachher die
Wohnung abschließen »nd den Schlüssel über Nacht a» mich nehmen
'raus kann die Kette nicht. Und inorge» früh wird sie sich dann schon
finden. Sie können ganz beruhigt sein, gnädiges Fräulein-"
„Aber sicherlich!" rief der Dr. Zander wieder dazwischen.
„Das Laus verliert nichts! sagt der Volksmund," schloß Lerr
Ziebold, und dann brachen die Gäste auf. Der Dr. Zander übernahm
es, Fräulein Karsten nach Lause zu bringen, und sie schien recht
erfreut darüber.
Ziebold mußte den Gästen die Laustür aufschließen. Als er wieder
nach oben kam, schloß er zwar die Korridortür sorglich ab, ließ aber
den Schlüssel stecken; er nahm ihn nicht für die Nacht an sich, wie
er doch versichert hatte. Seine Gattin hakte inzwischen noch einmal
mit Suchen angefangen. „Laß' nur, Klara! Die Sache ist erledigt;
die Kette ist da."
„Wo denn?"
„Der Dr. Zander hat sie. Eben hat er mir zugeflüstert, wir sollten
nicht mehr suchen; er hätte die Kette, und morgen früh würde er
zu mir kommen und, mir die Sache erklären. Er scheint die Kette die
ganze Zeit über gehabt zu haben, und wir haben wie verrückt suchen
müssen."
„Dann muß er verrückt sein! Was soll denn das heißen? Und da-
bei hat er sich noch so närrisch beim Suche» angestellt!"
„Wir werden ja hören. Neugierig bin ich aber. Ob er die Kette
aus lauter Verliebtheit eingesteckt hat?"
Darauf meinte Frau Ziebold, das sähe so einem tölpelhaft
schüchternen jungen Manne ähnlich, der nicht merkte, daß er stakt
der«Kette das ganze Mädchen habe» könnte.-
Der Dr. Zander kam aber nicht in der Frühe, sondern erst gegen
Mittag zu Ziebold ins Kontor. „Entschuldigen Sie, daß ich so spät
komme, aber ich bi» überall i» der Stadt herumgelaufen — wegen
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Erklärung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5143, S. 5143_088
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg