Fliegende Blätter (200.1944 (Nr. 5136-5174) = 100. Jahrgang)

USA schützt England

Fünfundzwanzig eifersüchtige Wächter

begleitet worden ist. Wir haben eine heim-
liche Aufnahme gemacht. Morgen erhalten Sie
«in Photo! Im übrigen-"

An diesem Tage sagte Clive kein Wort zu
Betty; er war finster und mürrisch. Wenn er
am nächsten Tage den Beweis ihrer Antreue
in der §>and hatte, würde er schon wissen,
was er Betty zu sagen hatte. Sein Freund
hatte nicht unrecht; alle Frauen nützen die
Sicherheit ihrer Lage aus.

Am nächsten Tage kam der Brief. Clive
riß den Amschlag auf und betrachtete das
Photo. Er lachte, daß ihm die Tränen über
die Wangen liefen. Der unscheinbare Mann,
die Null von einem Mann, der Mann, auf den
fünfundzwanzig Wächter eifersüchtig waren,
der Mann, der bisweilen Betty heimbeglei-
tete, war er selbst: Clive Roonfield, der
Ehemann.

Einschränkung

Der junge Mann hielt um die Land der
Tochter an.

Der Vater knurrte: „Meine Tochter können
Sie haben, ihre Raucherkarte nicht!"

„Äickemeyer heißen Sie?" fragte der Ge-
richtsdiener. „Ja, sind Sie denn geladen?"

„And wie! Wenn ich nicht gleich daran
komme, explodiere ich auch noch!"

12«

„Im diesem kleinen primitiven Ort hat im
vergangenen Sommer die berühmte Film-
diva gewohnt? Da wird gewiß heute noch
viel von ihr gesprochen?"

„Nein, gnädige Frau, aber geredet wird
noch immer über sie."

Das scharfe Gehör

Brummer meint zu Kummer:

„Ich habe ein so scharfes Gehör —, ich
kann das Ticken Ihrer Taschenuhr hören, ob-
wohl Sie zwei Meter von mir entfernt sitzen!
Ist das nicht fabelhaft?"

Entgegnet Kummer:

„Das will ich meinen, wo meine Ahr zwei
Bezirke weiter in der . . . Pfandleihanstalt
liegt!"

Das schwierige Spiel

Wobbe ist ein gefürchteter Skatspieler; in
langen Jahren und bei natürlicher Begabung
hat er sich eine kaum zu überbietende Aeber-
legenheit erworben.

„Mit Ihnen soll einer Skatspielen!" brummt
Klipper heute nach einem nicht unbeträcht-
lichen Verlust.

„Aber bei Sechsundsechzig verliere ich im-
mer!" seufzt Wobbe.

„Nanu? Das ist doch viel leichter."

„Ja, aber das spiele ich manchmal abends
mit meiner Frau, und die muß gewinnen."

Oie pfütre

Wie das manchmal doch so geht,
Komm“ ich da an eine Pfütze,
Schau hinab, — und was da steht,
Ist nicht grad‘ nach meiner Mütze.

Scheint mir doch mein armes Ich
Hier im Spiegelbild gar mächtig

Mitgenommen,-Herz, o sprich:

Bin ich mir nicht selbst verdächtig?

Alles zittert, alles schwankt,
Nichts ist fest mehr und beständig,
Selbst die Seele, deucht mich, langt
Voller Angst nach Halt inwendig.

Und mir graut vor der Gestalt,
Die sich spiegelt im Gewässer.
Das nun bin ich? Ach, wie bald
Werde ich da blaß und blässer.

Und ich finde: allzu klar
Bin ich mir stets vorgekommen —
Hier im Bild ist wenig wahr,
Vieles aber sehr verschwommen.

Seit ich selbst mir so begegnet,
Steh* ich (nennt's nur lächerlich)
Oft vor Pfützen, wenn es regnet,
Und besichtige mein Ich

Herbert Lestiboudof»