Das schüchterne Liebespaar
„Och! Nicht der Rede wert!"
„Auf Wiedersehen heute
abend, Lerr Theodor!"
„Auf Wiedersehen, Fräulein
Lieschen!"
Abends trafen sich die zwei
schüchternen Leutchen wieder in
der Straßenbahn. Diesmal lau-
tete das Zwiegespräch ähnlich:
„Guten Abend, Fräulein
Lieschen!"
„GutenAbend,LerrTheodor!"
„Viel zu tun gehabt?"
„Es ging! And Sie?"
„Ziemlich! Fahren Sie schon
»ach Lause?"
„Selbstredend!"
„Ich auch!"
„Auf Wiedersehen morgen
früh, Lerr Theodor!"
„Gute Nacht, Fräulein Lies-
chen!"
So ging es viele Wochen lang,
bis eines Tages Theodor allen Mut zusammennahm und dem Ge-
spräch eine neue Wendung gab.
Es war abends auf der Fahrt nach Lause:
„Guten Abend, Fräulein Lieschen!"
„Oh! Guten Abend, Lerr Theodor!"
Das „Oh!" war schon eine neue Nuance, die er als Aufmun-
rerung auffaßte.
„Schon nach Lause?" setzte er den Fragebogen fort.
„Natürlich!" zirpte es zurück. „And Sie, Lerr Theodor?"
Nun kam das Anfaßbare. Theodor antwortete nämlich:
„Ich gehe ins Kino!"
Es klang unglaublich, als er
hinzufügte:
„Würden Sie mitgehen, Fräu-
lein Lieschen, wenn ich Sie ein-
laden würde?"
Sie sah ihn entgeistert an.
„Ich?" kam es entsetzt von
ihren Lippen. Dann fügte sie hin-
zu: „Nein! Das tue ich nicht!"
„Ja, warum denn nicht?"
Lieschen schüttelte energisch
den Kopf:
„Nein, nein, das tue ich nicht!
Das kenne ich schon I Dort werden
Sie sich ganz sicher Frechheiten
herausnehmen und zudringlich
werden!"
„Aber, Fräulein Lieschen!"
versicherte Theodor gekränkt,
„Das werde ich nicht tun! Schon
der Leute wegen, die hinter uns
sitzen!"
„Ach Gott!" meinte Lieschen
daraus, „wir können uns ja in
die letzte Reihe setzen!"
Vom nächsten Morgen an klang der Dialog zwischen den Beiden so:
„Guten Morgen, Lieschen! Last du gut geschlafen, Liebling?"
usw.Da sage noch jemand, daß das Kino nicht richtung-
gebend ist! ! I!.
Kleine Chronik
Nachdem Stalin ein Drittel der von den Anglo-Amerikanern
geraubten italienischen Kriegsschiffe zugestanden war, hat er auch
noch Läsen in Süditalien und Nordafrika beansprucht. — Wer A sagt,
muß auch B sagen, aber Stalin verlangt bald das ganze Alphabet.
„Sie kauen ja die ganze Zeit an Ihrer Zigarre."
„Ja, ich bin Vegetarier."
„Gut, wenn wir uns nicht einig werden können, wohin wir fahren, dann fährt eben jeder alleine!"
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„Och! Nicht der Rede wert!"
„Auf Wiedersehen heute
abend, Lerr Theodor!"
„Auf Wiedersehen, Fräulein
Lieschen!"
Abends trafen sich die zwei
schüchternen Leutchen wieder in
der Straßenbahn. Diesmal lau-
tete das Zwiegespräch ähnlich:
„Guten Abend, Fräulein
Lieschen!"
„GutenAbend,LerrTheodor!"
„Viel zu tun gehabt?"
„Es ging! And Sie?"
„Ziemlich! Fahren Sie schon
»ach Lause?"
„Selbstredend!"
„Ich auch!"
„Auf Wiedersehen morgen
früh, Lerr Theodor!"
„Gute Nacht, Fräulein Lies-
chen!"
So ging es viele Wochen lang,
bis eines Tages Theodor allen Mut zusammennahm und dem Ge-
spräch eine neue Wendung gab.
Es war abends auf der Fahrt nach Lause:
„Guten Abend, Fräulein Lieschen!"
„Oh! Guten Abend, Lerr Theodor!"
Das „Oh!" war schon eine neue Nuance, die er als Aufmun-
rerung auffaßte.
„Schon nach Lause?" setzte er den Fragebogen fort.
„Natürlich!" zirpte es zurück. „And Sie, Lerr Theodor?"
Nun kam das Anfaßbare. Theodor antwortete nämlich:
„Ich gehe ins Kino!"
Es klang unglaublich, als er
hinzufügte:
„Würden Sie mitgehen, Fräu-
lein Lieschen, wenn ich Sie ein-
laden würde?"
Sie sah ihn entgeistert an.
„Ich?" kam es entsetzt von
ihren Lippen. Dann fügte sie hin-
zu: „Nein! Das tue ich nicht!"
„Ja, warum denn nicht?"
Lieschen schüttelte energisch
den Kopf:
„Nein, nein, das tue ich nicht!
Das kenne ich schon I Dort werden
Sie sich ganz sicher Frechheiten
herausnehmen und zudringlich
werden!"
„Aber, Fräulein Lieschen!"
versicherte Theodor gekränkt,
„Das werde ich nicht tun! Schon
der Leute wegen, die hinter uns
sitzen!"
„Ach Gott!" meinte Lieschen
daraus, „wir können uns ja in
die letzte Reihe setzen!"
Vom nächsten Morgen an klang der Dialog zwischen den Beiden so:
„Guten Morgen, Lieschen! Last du gut geschlafen, Liebling?"
usw.Da sage noch jemand, daß das Kino nicht richtung-
gebend ist! ! I!.
Kleine Chronik
Nachdem Stalin ein Drittel der von den Anglo-Amerikanern
geraubten italienischen Kriegsschiffe zugestanden war, hat er auch
noch Läsen in Süditalien und Nordafrika beansprucht. — Wer A sagt,
muß auch B sagen, aber Stalin verlangt bald das ganze Alphabet.
„Sie kauen ja die ganze Zeit an Ihrer Zigarre."
„Ja, ich bin Vegetarier."
„Gut, wenn wir uns nicht einig werden können, wohin wir fahren, dann fährt eben jeder alleine!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Sie kauen ja die ganze Zeit an Ihrer Zigarre" "Gut, wenn wir uns nicht einig wergen können, dann fährt eben jeder alleine!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5151, S. 5151_188
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg